Ansichten eines Informatikers

Hasso Plattner über den Zustand Berlins

Hadmut
29.1.2024 16:40

Schwenken die Meinungen langsam um? [Update]

Ich habe keine so hohe Meinung von Hasso Plattner. Ich habe schlechte Erfahrungen mit SAP gemacht, und auch das Hasso-Plattner-Institut in Potsdam findet meine tiefe Missbilligung und Geringschätzung.

Da gibt es gerade Getöse, die BILD: Top-Unternehmer Hasso Plattner über Migration„Ganze Stadtteile wurden von Arabern übernommen“, und der Leser, der mich auf den Vorgang hinweist, schickt noch den Link auf einen Artikel von RT (ehemals Russia Today), die ihn als „Duzfreund von Bill Gates“ beschreiben. Duzfreund auf amerikanisch. Beeindruckend.

Jedenfalls geht es um ein Interview mit ihm in der NZZ: «In Deutschland haben wir die Selbstzweifel entwickelt bis zum Selbstzerstörerischen», sagt der SAP-Mitgründer Hasso Plattner

Die Stimmung in Deutschland ist derzeit schlecht, viele Menschen und Unternehmen sind unzufrieden.

Ich kann das nicht bestätigen, aber das mag daran liegen, dass ich weit weg bin. Ja, die Autoindustrie steht vor grossen Herausforderungen. In diese Unsicherheit stösst China mit einem massiven Angebot an E-Autos. Auch in unserer Branche müsste Deutschland mehr hinbekommen. Gesamtwirtschaftlich sind wir grad auf Talfahrt, dann geht es wieder aufwärts. Hat das so viel mit der Regierung, mit Steuern zu tun? Ich weiss es nicht.

Woran könnte es sonst liegen?

In Deutschland haben wir die Selbstzweifel entwickelt bis zum Selbstzerstörerischen. Das ist eine besondere deutsche Eigenschaft. In Amerika ist das völlig anders, und das schwächt uns im internationalen Wettbewerb. Man sollte also nicht alles auf den armen Bundeskanzler schieben, der halt nicht so viel Strahlkraft hat. Merkel wird im Rückblick auch von allen Seiten angegriffen. Ihr «wir schaffen das» hat sich anders entwickelt. Leben Sie in Berlin?

Ja.

Dann wissen Sie, wie es dort aussieht. Ich bin Berliner, aber ich fahre nicht mehr nach Berlin, ich bleibe in meinem Potsdam. Dass ganze Stadtteile scheinbar übernommen wurden von Arabern, dass dort deren Ethik und Verständnis für Gesetze gelebt wird, ist nicht gut. Hinter vorgehaltener Hand sagt jeder, dass da etwas schiefgegangen ist.

Was ist schiefgegangen?

Die Integration ist schiefgegangen, die Erziehung, die Schulpolitik. Aber keiner geht hin und sagt: Ja, das ist schiefgegangen, jetzt müssen wir es ändern. Weil das auch wieder unpopulär ist. Und dann kommt die AfD, und einige Mitglieder sagen offenbar in einem geheimen Treffen, man müsse Millionen Ausländer wieder zurückführen.

Einerseits stört er sich daran, dass keiner sagt, dass die Integration schiefgegangen ist und wir etwas ändern müssen. Was auch immer man von der AfD halten mag, sie sind die einzigen, die das sagen. Das passt ihm aber auch wieder nicht.

Ich weiß nicht sicher, wo Plattner und SAP politisch stehen, aber seit den Gesprächen mit Jörg Tauss im Zusammenhang mit meinem damaligen Bundestagsgutachten für die SPD hatte ich schon den Eindruck gewonnen, dass die SPD mit SAP schon sehr herzlich verbandelt ist.

Nun hat man in und als SAP sicherlich einen sehr verschobenen Blick auf die Gesellschaft, und politische Abhängigkeiten, und ist daher in Wahrnehmung und Äußerung eingeschränkt, zumal es auch eigentlich nicht Aufgabe eines Unternehmens wie SAP ist, sich vornehmlich um Gesellschaftspolitik zu kümmern. Allerdings auch erst dann etwas zu sagen, wenn man in Milliardärsrente ist, und darüber mault, dass dass man nicht mehr nach Berlin fährt, weil da ganze Stadtteile arabisch übernommen wurden (was ich sachlich bestätigen kann, schon 2013, also vor 11 Jahren, selbst beobachtet und im Blog auch schon beschrieben habe), das ist dann schon sehr billig. Zumal ich nicht annehme, dass Plattner wie normale Menschen mit der S-Bahn oder gar der U8 fährt. Ich hatte vor vielen Jahren mal ganz kurz mit einem Multimillionär zu tun, und selbst der ließ sich ständig vom VIP-Fahrservice im Luxusschlitten kutschieren. Als ich mich wunderte, dass der wegen kaum 300 Metern Fußweg die Edellimousine bestellte und wir länger auf das Auto warteten als wir zu Fuß gegangen wären, bekam ich einen Vortrag über die Welt der Reichen, in der das normal sei. Andererseits heißt es auch immer wieder, dass gerade die deutschen Milliardäre sehr geerdet und „normal“ seien, und sich arabische und amerikanische Milliardäre zu Besuch immer wunderten, weil sie selbst die unsichtbaren Heizungsrohre vergolden lassen, während deutsche Milliardäre einen seltsamen und für sie unverständlichen Hang zu gewöhnlicher Rauhfasertapete in Mittelschichten-Baumarkt-weiß hätten. Ich weiß deshalb nicht, in welcher Form Plattner mit dem Umstand der Arabisierung Berlins in Kontakt kommt, und es freut mich, dass er es anspricht, aber ich frage mich dann schon, warum ihm das auch erst jetzt auffällt. Ich hatte ja bei der Wohnungssuche 2013 schon mehrmals das Problem, dass mich Türken (über ihre kleine Enkelin als Dolmetscher, weil des Deutschen nicht mächtig, obwohl in Deutschland lebend) erstaunt fragten, was ich als Deutscher denn in der Gegend wolle, oder Araber nicht davon abzubringen waren, dass ich jemand von der Hausverwaltung sein müsse, weil es andere Deutsche dort in der Gegend ja nicht gebe. In Berlin. Der Gedanke, dass ein Deutscher dort nach einer Wohnung sucht, erschien bis in die Unmöglichkeit absurd. Das ist 11 Jahre her.

Und Plattner hat ganz sicher Kontakt zur Regierung (gehabt), denn als Milliardär und mit einem so wichtigen Unternehmen wie SAP hat man die einfach, und es fiel ja auch immer wieder auf, wie Merkel & Co. um SAP und das HPI herumscharwenzelt sind. Hat man da nicht mal im Vertrauen „So geht’s nicht!“ gesagt?

Oder ist man sich in der Milliardärsbleibe in Potsdam genug, selbst wenn mit Rauhfasertapete?

Ja, es ist richtig, was er sagt.

Ja, es ist auch gut, dass er es sagt.

Aber es ist zu spät dafür, dass er es sagt. Es nutzt nichts mehr. Es erinnert mich an den alten und von Loriot mit Zeichnung unterlegten Sketch auf der Pferderennbahn. „Mein Gott, wer gewinnt denn, wer gewinnt denn?“ – „Na, wer zuerst drin ist!“ – „Ach, wenn er drin ist, weiß ich’s ja auch…“

Im Jahr 2024 zu kommen und zu sagen, dass Teile Berlins arabisch übernommen ist, ist dann auch etwas zu verkünden, was längst alle wissen. Als ob die Berliner noch einen, der nicht mehr nach Berlin fährt, bräuchten, um das zu erfahren.

Man hätte es sagen müssen, als es noch den Hauch einer Chance gab, etwas daran zu retten. Aber da hätte es auch noch etwas Mutes bedurft. Jetzt ist es so billig und so ungefährlich, so nutzlos.

Update: Im verlinkten BILD-Artikel steht

Plattner wählte jahrelang die SPD, doch für die heutigen Sozialdemokraten hat er nicht mehr viel übrig. Der Unternehmer zur NZZ: „Es ist ein Trauerspiel.“

Und in der NZZ:

Sie haben einst gesagt, Sie hätten viele Male die SPD gewählt. Wie sind Sie heute mit der SPD und der von ihr geführten Ampelregierung zufrieden?

Ich könnte jetzt boshaft sagen: Ist die SPD noch im Parlament? Es ist ein Trauerspiel. Aber es ist nicht die Schuld der Wähler. Es ist die Schuld der Leitenden und der Art, wie sie sich über Kompromisse durchs Tagesgeschäft retten wollen, ohne eine klare Linie zu zeigen. Aber wenn Bundeskanzler Scholz mich jetzt fragen würde, was er denn machen solle, wüsste ich auch keinen Rat. Die Dreierkombination der «Ampel» ist nicht auf natürliche Art stabil.

Das heißt, Plattner beschwert sich über das, was er selbst gewählt hat.