Ansichten eines Informatikers

Der diplomatische Krach um das Piano in England

Hadmut
23.1.2024 23:36

Es eskaliert weiter.

Ich hatte doch über den Zwischenfall mit dem Boogie-Woogie-Spieler und den rabiaten Chinesen in England geschrieben, die da das Klavierspiel störten.

(Inzwischen weiß ich auch, wo das ist, er sagt es im Video unten in der Talkshow, es ist in London, St. Pancras International, was wohl, wenn ich das richtig verstanden habe, sowohl der Endbahnhof des unterseeischen Eurostar-Zuges nach Frankreich, als auch ein Einkaufszentrum ist. Deshalb schafft es ein Bahnhof auf einer Insel „International“ zu heißen. Was mich jetzt erstaunt, weil dort, gleich nebendran in Kings Cross, war ich schon mal, um mir das Harry-Potter-Gleis 9 3/4 anzuschauen, aber ein Einkaufszentrum wäre mir da jetzt nicht aufgefallen.)

Dabei hatte ich erwähnt, dass es im Netz viele Boogie-Woogie-Klavier-Videos in Einkaufspassagen u.ä. gibt, und da auch irgendwo ein Klavier öffentlich zm Spielen herumsteht, aber mit Plexiglasscheiben gegen Getränke und so weiter geschützt ist.

Ein Leser schreibt mir mehr dazu. Das Klavier mit den Plexiglasscheiben ist nämlich genau das in dem Chinesen-Video. Und das hat die Plexiglasscheiben nicht (nur) wegen der Getränke, sondern wegen der Signatur von Sir Elton John, der das Klavier gestiftet, mal darauf gespielt und es am Ende signiert hat, um die Signatur zu schützen (am Ende des Videos):

Das führte zunächst zu einem Hilferuf des Klavierspielers, der darum bittet, das Video runterzukopieren und möglichst viele Kopien zu machen, weil die Chinesen wohl versuchen, das Video zu sperren, und außerdem bei 0:13:30 zu hören sei „Don’t shoot him“.

Es könnte sich also, wie von mir eingeschätzt, um irgendwelche neureichen Vögel mit Privatsekretärin und Bodyguard gehandelt haben. Deshalb war der wohl auch so aggressiv bei Berührung. „Don’t shoot him“ ist natürlich ein Hammer.

Dabei war einem Leser noch im Dialog mit der Polizistin etwas aufgefallen:

Würzig.

Ich habe übrigens bei der Presseabteilung der British Transport Police angefragt, auf welcher Rechtsgrundlage die Polizistin ihn anweist, das Filmen einzustellen, aber noch keine Antwort erhalten.

Der Zwischenfall mit den Chinesen hat zu weltweitem Interesse geführt (so weit zum Streisand-Effekt, es soll ja sogar ein Blogger in Deutschland darüber geschrieben haben …) und ihm eine Einladung in eine Talkshow eingebracht, weil das Ding zum diplomatischen Konflikt wird:

Darin zitiert er verschiedene Zuschriften, auch von Chinesen, und darin wird behauptet, dass die Leute um die Frau herum eine klassische „Box Formation“ eingenommen hätten, also eine Personenschutzformation, was zu dem Ruf im Video „Don’t shoot him“ passen würde. Deshalb, und weil die Polizei da anscheinend diplomatische Immunität gewährt hat, wird vermutet, dass die aufgetakelte arrogante Frau Gattin oder Tochter irgendeines hohen politischen Beamten oder Diplomaten sein muss. Das würde auch den Kleidungsstil und die Begleitung erklären. Anmerkung von mir: Das ist ein sehr guter Hinweis, denn wenn man sich das näher anschaut und auf den Chinesen mit der hellen Winterjacke mit Kapuze achtet, dann schaut der in einer Einstellung eben nicht, wie jeder normale Mensch es tun würde, zum Ort des Streits und Geschehens, sondern steht hinter der Frau und das mit dem Rücken zu ihr, also mit dem Rücken zum Geschehen. Das würde jemand in einer Reisegruppe nicht tun. Das ergibt nur Sinn, wenn der Personenschützer/Bodyguard ist und die Frau nach hinten hin absichert.

Und das, nämlich diplomatische Immunität, könnte erklären, warum die Chinesen glaubten, dass chinesisches Recht anzuwenden sei, obwohl zumindest einer der Chinesen mit britischem Akzent spricht, da also nicht zum ersten Mal sein kann.

Dann aber, so meine Einschätzung, wäre es umso dümmer, ein solches Theater aufzuführen. Dann verhält man sich unauffällig, kleidet sich unauffällig und hält die Klappe. Kein Diplomat würde so ein Theater aufführen. Und vor allem: Man würde sich unauffällig kleiden.

Das ist der Auftritt in der Talkshow:

Er spricht von einem diplomatic incident und von MI5 involved, aber mir ist nicht ganz klar, ob ironische Übertreibung oder ernst.

Auch interesant: Er sagt, dass ihm Chinesen geschrieben hätten, dass man in China gleich einkassiert würde, wenn man so rumschreit, weil laut zu schreien in China als sehr übergriffig gilt – was ja genau der Grund war, warum ich, wie erzählt, das bewusst eingesetzt habe, um die ungehobelte chinesische Reisegruppe in Neuseeland so laut ich konnte in üblem Tonfall anzubrüllen, damit die mich verstehen obwohl sie mich sprachlich nicht verstehen, und in entsprechend entsetzt aufgerissene Gesicht habe ich auch gesehen. Deshalb nämlich gibt es in Japan eine eigene Kampftechnik namens Kiai Jitsu, die darin besteht, den Gegner durch Anschreien aus dem Konzept zu bringen und einzuschüchtern. Das funktioniert in Asien tatsächlich, und das hat dieser Personenschützer da wohl absichtlich und erlernt getan. Es ist naheliegend, dass Anbrüllen zur Ausbildung als Personenschützer gehört.

Warum sie als Kommentator dann aber einen „Professor of Woke Studies“ einladen …

Auch für die These der Diplatischen Immunität und der Body-Guards spricht, dass Kavanagh erwähnt, dass der wortführende Chinese offenbar überhaupt nicht gewohnt war, dass ihm jemand widerspricht und er ein „No“ bekommt, dass der glaubte, alles gehe nach seiner Pfeife und er sofort „Who are you“, „What’s your name“ fragen kann, als wäre er in China und von der Polizei.

Die Sache ist inzwischen weiter eskaliert, denn das Klavier wurde inzwischen für die Öffentlichkeit gesperrt und zwei Wachen stehen jetzt neben dem Klavier, das sie aber auch nicht einfach wegnehmen können, weil es ja Elton John gestiftet hat. Der Daily Express hat jetzt wohl bei Elton John angefragt, weil das Klavier wohl formal noch immer ihm gehört, was er dazu sagt, dass es nicht mehr öffentlich spielbar ist, er habe aber noch nicht geantwortet.

Um jetzt aber auch nicht nur Negatives über die Londoner Polizei zu sagen, sei erwähnt, dass Kavanaugh da vor einem Monat schon mal Ärger mit der Security bekam, angeblich weil er das (anscheinend ein anderes, keine Plexiglas-Platte) Klavier verschoben hatte, um besser gesehen zu werden, und es dann in einem Winkel stand, den man für verboten hielt. Auch da kam die Polizei, aber erstens war die Polizistin viel hübscher und zweitens lief es darauf hinaus, dass sich die Polizistin selbst an das Klavier setzte und spielte:

Und wenn ich das richtig sehe, hat – zumindest sieht sie so aus – die wohl inkompetente ältere Polizistin früher auch schon mal eine Klavierspielerin zu diesem Klavier gebracht:

Nun bin ich gespannt wie eine Klaviersaite, ob jemals herauskommt, wer die Chinesin ist und was da genau ablief.

Als ich mal in Peking in einem Einkaufszentrum war, bin ich auf ein Musikgeschäft gestoßen, das vollgestopft mit den edelsten und teuersten Flügeln war, und wenn ich das richtig gesehen habe, gingen die bis zu Preise weit in den sechsstelligen Bereich, ich habe grob so etwas von umgerechnet 300.000 oder 500.000 Euro in Erinnerung, irgendwelche Sondereditionen. Steinway und alles was Rang und Namen hat.

Ich denke, dass die Chinesen aus der Nummer auch nur wieder rauskommen, wenn sie da ein neues Klavier oder einen schönen Flügel stiften und Lang Lang zum Einweihen und Signieren hinschicken.