Ansichten eines Informatikers

Quality is a myth: Schraube locker

Hadmut
9.1.2024 15:15

Mehr zum Loch im Flugzeug.

So, ich blicke etwas klarer, es gab Zeitungsartikel und auch einige Leserhinweise.

Zunächst aber muss ich darauf hinweisen, dass “door plug” und “plug door” nicht dasselbe ist und man das keinesfalls verwechseln sollte.

Eine “plug door”, also eine wie ein Stöpsel gebaute Tür, ist eine normale Flugzeugtür, die man normal öffnen kann, die aber so gebaut ist, dass sie von innen konisch im Türrahmen sitzt (achtet mal darauf, wenn die Stewardessen die Türen öffnen oder schließen, die werden nicht einfach aufgeklappt, sondern die öffnen sich nach innen, werden dann gedreht und rausgeschwenkt) und deshalb bei Innendruck selbstdichtend ist, weil der Innendruck sie immer stärker in die eigene Türdichtung drückt. Man sagt ja auch, dass man die Flugzeugtüren auf Flughöhe nicht aufbekäme und deshalb auch keine Verriegelung oder zusätzliche Absicherung braucht, weil man gegen den Luftdruck nicht ankäme. Das aber kann natürlich nur sein, wenn es keine normale oder einfach von außen schließende Tür ist, weil die sich vom Luftdruck ja öffnen würde.

Ein “door plug” ist etwas anderes, nämlich eine Verschlussabdeckung, ein Dummy, für eine nicht benötigte Türöffnung. Fluzeuge müssen ja nicht nur der 90-Sekunden-Evakuierungsregel genügen, sondern auch für den Flughafen gewisse Anforderungen erfüllen, innerhalb welcher Zeit sie normal zu besteigen und verlassen sind. Deshalb hängt die Zahl der Türen und Notausgänge, die ein Flugzeug haben muss, von der Zahl der Sitzplätze ab. Und deshalb hat Boeing diesen Flugzeugtyp so gebaut, dass er genug Türöffnungen im Rumpf hat, um auch bei voller, dichter Bestuhlung genug Türen zu haben. Hat man aber aber, wie hier die Alaska Airlines, keine so dichte Bestuhlung und deshalb nicht so viele Plätze, braucht man nach den Vorschriften nicht so viele Türen und sagt bei der Bestellung des Flugzeuges, dass man nicht alle Türen braucht. Dann schraubt Boeing in die Öffnung keine normale Tür, sondern nur einen Deckel auf die Türöffnung, einen sogenannten “door plug”, vereinfacht gesagt, ein Blechverschluss mit einem normalen Fenster drin, damit es von außen mit Lackierung und von innen mit Wandverkleidung so aussieht, als wäre da gar nichts, nur normale Bordwand, und dafür dann auch zwei normale Sitzreihen statt den Gängen zur Tür hingebaut werden können. Das war hier der Fall. Und dieser „Deckel“ ist weggeflogen.

Wie nun verschiedentlich gemeldet wurde, haben Alaska und United bei der Untersuchung weiterer Flugzeuge an genau diesen Dingern (im Radio war die Rede von fünf Flugzeugen, irgendwo habe ich zehn gelesen, vielleicht auch 10 “door plugs” bei fünf Flugzeugen) lose Schrauben gefunden. Weshalb gerade großes Theater los geht, weil es dann ein Serien- und kein Einzelfehler ist.

Es heißt auch, dass die NTSB sehr erstaunt darüber gewesen sein soll, diesen “door plug”, also diese Abdeckung, da im Garten des Lehrers Bob völlig intakt gefunden zu haben. Die scheint wohl auch vergleichsweise sanft herabgesegelt und dann glücklich in Bobs Gesträuch gelandet und nicht hart aufgeschlagen zu sein. Man hatte wohl erst gedacht, dass diese Abdeckung gebrochen sein muss, dann aber verblüfft festgestellt, dass es der eigentlich gut geht und die sich im Ganzen, am Stück gelöst hat, und auch da nun lose Schrauben gefunden.

Beachtlich sind dabei Zuschriften, für die ich noch keine Quelle habe und sie noch nicht nachprüfen kann, wonach es bei gerade diesem Flugzeug schon auf drei früheren Flügen Warnmeldungen wegen Druckabfalls gegeben habe, und sie deshalb mit diesem Flugzeug nicht mehr über Wasser geflogen seien.

Wenn ich mir da jetzt aus unseriöser Laiensicht ohne Grundlage etwas spekulativ zusammenreimen sollte, würde ich meinen, dass dieser “door plug” nicht so wie eine “plug door” gebaut ist, also nicht von innen eingesetzt und selbstdichtend ist, sondern von außen draufgeschraubt. Ein Foto des Fundstücks sieht nach außen- und nicht nach innendichtung aus, weil die Dichtung auf der konkaven Innenseite liegt. Nun würde ich vermuten, dass sich da Schrauben gelockert haben und das Ding nicht mehr überall völlig dicht saß, also von Innendruck und Bernoulli-Kraft dieser Deckel nach außen gedrückt wurde und Spiel bekam, und es deshalb schon auf früheren Flügen dazu kam, dass Druck verloren ging und es deshalb zu Warnanzeigen kam. Ich könnte mir vorstellen, dass dann „Bewegung“ in diese Abdeckung kam, es da zu Vibrationen kam, und dann irgendwann die Schrauben abgefallen, einige vielleicht auch abgerissen sind, und weg war der Deckel. Und die Innenverkleidung hat dann der Luftdruck rausgeblasen.

Ein Leser meinte übrigens, er fände das mit dem Filzstift nicht so schlimm, denn er sehe auf dem Foto auch ein kleines Blechschild an der Seite. Womöglich stünden die Daten auch ganz ordentlich auf dem Blechschild, wären nach dem Einbau aber nicht mehr zu sehen, weshalb jemand die Daten per Filzstift vom Blechschild auf eine Stelle übertragen hat, wo man sie auch nach dem Einbau noch lesen kann.

Schlimmer dagegen dürfte sein, dass eben auch bei anderen Flugzeugen lockere Schrauben an diesen Deckeln gefunden wurden und das wohl ein systematischer Fehler und kein Einzelfalldefekt ist.

Und das ist dann wohl auch nicht neu, denn es heißt, dass Boeing schon mehrere Probleme mit losen Schrauben hatte, denn gerade erst vor zwei Wochen, Ende Dezember, sei eine dringende Warnung an die Airlines ergangen, dass man bei einem Flugzeug eine fehlende und bei einem anderen eine lockere Mutter am Rudergestänge gefunden habe, die alle mal ihre Schrauben prüfen und nachziehen sollten. Schraube locker am Rudergestänge ist ganz übel.

Das Fachblatt für Flugsicherheit, die BILD, hatte dazu zwei lesenswerte Artikel, nämlich So Schrott ist Boeing und Die Boeing 737 MAX hat ’ne Schraube locker, worin eine gruselige Liste früherer Fehler gelistet wird, u.a.

  • der schon bekannte Softwarefehler
  • 2020 wurden in den Tanks Werkzeuge und Kleidungsrückstände von Arbeitern gefunden.
  • Kurz nach Weihnachten forderte die FAA alle MAX-Betreiber auf, neuere Maschinen des Typs auf eine mögliche lockere Schraube im Rudersteuersystem zu überprüfen.
  • „Im Rumpf eines 747-Neubaus wurden zwei leere Tequila-Flaschen entdeckt. Klingt auf den ersten Blick harmlos, aber: Das Großraumflugzeug, in dem die Schnapsflaschen gefunden wurden, ist eines der neuen Air Force One-Flugzeuge für den US-Präsidenten. Und anscheinend hat mindestens ein Arbeiter beim Bau Alkohol getrunken!“

Es scheint, als habe Boeing da so ein Diversitäts- und Quality-is-a-myth-Problem.

Es hieß ja schon, dass man Boeing auf Diversität und Quoten und politische Korrektheit umgebügelt habe, was US-Verhältnisse ja nur noch schlimmer macht. Denn in den USA ist es – und ich habe gelesen, auch im Flugzeugbau – oft so, dass die Arbeiter keine Ausbildung haben und nur für einen bestimmten Arbeitsschritt rudimentär angeleitet werden. Da werden dann Leute angestellt, die ein bestimmtes Bauteil einbauen solle und können, und wenn man sie nicht mehr braucht, wieder gefeuert, weil für ein anderes Bauteil neu eingestellt wird, die amerikanische hire and fire-Mentalität. Genau diese Mentalität, dass die Arbeiter selbst nicht ausgebildet sind und nur strikte Anweisungen befolgen, wird ja in den Simpsons, in denen der Prolet Homer Simpson im Kernkraftwerk arbeitet, verspottet. Kann man auch in Schnellimbissen wie Subways beobachten, in denen dann der Bedienhonk gnadenlos den Fragenkatalog abarbeitet, weil der so vorgegeben ist.

Das amerikanische Geschäftsprinzip, fast alle Stellen mit Laien zu besetzen, denen man irgendeinen Handgriff zeigt, den sie dann endlos wiederholen sollen (vgl. Charlie Chaplin in „Moderne Zeiten“ am Fließband) ist ja auch eine Grundlage dieser ganzen Gender-Mentalität, bei der es nicht darum geht, irgendwas zu können oder zu wissen, sondern einfach nur darum, dass die Einstellungen nach Quoten erfolgen, um „Gerechtigkeit“ herzustellen. Das kommt denen überhaupt nicht in den Sinn, dass man etwas können muss.

Dem Vernehmen nach wurde bei Boeing sehr stark gegendert, weil die auch von US-Behörden und damit der Politik abhängig sind, Zulassungen, Auflagen, Aufträge und dergleichen. Das heißt, dass die Flugzeuge da inzwischen von Honks und Orks gebaut werden.

Dazu kam wohl ein enormer Kostendruck, weil ihnen die Gesellschafter/Aktionäre Druck machten, weil angeblich Airbus inzwischen profitabler ist. Und angeblich noch ein unfähiger CEO. Der Chef von Ryanair, großer Boeing-Kunde, beschrieb sie wohl neulich, sie agierten wie kopflose Hühner, könnten keine Flugzeuge mehr verkaufen und die schon verkauften nicht liefern.

Würzig ist auch, dass es in dem BILD-Artikel über die lockeren Muttern im Rudergestänge vor zwei Wochen schon hieß

Allerdings: Die FAA drohte dem US-Flugzeughersteller mit zusätzlichen Maßnahmen, sollten weitere lose oder fehlende Teile entdeckt werden.

Und zwei Wochen später verliert eine Boeing so einen “door plug”. Und es sieht danach aus, dass da Schrauben locker waren, und dass es sich nicht um einen Einzelfall, sondern um eine Serien- oder Flottenfehler, und nicht um einen Material-, sondern einen Montagefehler und damit generellen Pfusch handelt. Das könnte nun darauf hinauslaufen, dass die dort die Anweisung geben, alle Schrauben und Muttern nachzuprüfen. Und das sind bei so einem Flugzeug nicht nur nicht wenige, sondern das ist auch nicht einfach, weil man an viele gar nicht mehr herankommt und es im Flugzeugbau auch Schrauben gibt, die sich festfressen (sollen), die man nicht ein zweites Mal anziehen darf, wenn es beim ersten Mal nicht schon funktioniert hat.

Außerdem stand nun irgendwo, dass sie bei der Untersuchung der Flugzeuge wegen diesem “door plug” nicht nur an einigen Flugzeugen lose Schrauben, sondern weitere Probleme gefunden hätten. Das riecht danach, die Flugzeuge jetzt erst einmal alle auseinanderzunehmen.

Boeing hatte früher mal einen ausgezeichneten Ruf, was die Qualität und Zuverlässigkeit anging. Den Spruch „If it’s not Boeing, I’m not going“ von Piloten und Cabin Crew, hatte Boeing auch auf Buttons gedruckt, so wie bei uns damals die Seifenwerbung „An meine Haut lass’ ich nur Wasser und CD“. Das könnte nun nach hinten los gehen.

Und es sieht schwer danach aus, als ob das ein Ergebnis dieses Linksschwenks der amerikanischen Gesellschaft ist.

Wie sagt man bei den Genders so schön: Quality is a myth.