Ansichten eines Informatikers

Von Affen, Bäumen, Klimaerwärmung, Konsonanten und dem Femininum

Hadmut
7.1.2024 0:04

Da hüpft das Informatikerherz im Kontext der Signal- und Informationstheorie.

Die WELT hat einen Artikel, der aus Informatikersicht weitaus interessanter ist, als die sich das wohl selbst vorgestellt haben: Als die Hominiden in die Savanne kamen, änderte sich die Kommunikation.

Sie haben eine Theorie entwickelt, wie der Mensch zu seiner Sprache kam. Dabei haben sie das Problem, dass für das Sprechen Weichteile wie Stimmbänder zuständig sind, und die keine Fossilien bilden, man es also leider nicht mehr rückblickend untersuchen kann. Sie haben aber Orang-Utans als geeignete Hominiden untersucht, die noch auf Bäumen leben und erstaunlicherweise auch konsonanten- und vokalähnliche Laute hervorbringen können, und deshalb als Modell für die frühe Entwicklung des Menschen betrachtet werden.

Während des mittleren und späten Miozäns – also des Erdzeitalters, das vor etwa 16 Millionen Jahren begann und vor ungefähr 5,3 Millionen Jahren endete – veränderte sich das Klima deutlich. Dies führte dazu, dass in Afrika weite Savannen die Wälder ersetzten. Die landschaftliche Veränderung zwang die damaligen Hominiden, ihr Leben von den Bäumen auf den Boden zu verlagern.

Eine Klimaerwärmung haben dazu geführt, dass unsere Vorfahren – Douglas Adams hatte es ja im Anhalter schon als Fehler bezeichnet, jemals von den Bäumen heruntergekommen zu sein – von den Bäumen kommen und auf den Boden mussten, weil sich die Waldlandschaft in eine dürre Savannenlandschaft verändert hatte und es da keine oder nicht mehr genug Bäume gab.

Was sie nicht schreiben, was ich jetzt mal keck selbst behaupte: Dass das vor allem auch zum aufrechten Gang und zur Verbesserung des Gehirns führte. Denn in einer Sawannenlandschaft hat ein aufrecht gehender Mensch gegenüber einem Menschenaffen nicht nur eine bessere Rundum- und Weitsicht, sondern kann sich auch viel besser, schneller, weiter bewegen. Damit einher geht der Verlust der Fähigkeit, auf Bäume zu klettern, aber die brauchte man wohl nicht mehr. Damit aber war der Mensch auch gezwungen, flexibler zu werden und sich besser an unvorhergesehene und wechselnde Situationen anzupassen. Es würde auch erklären, woher das Rudelverhalten kommt, das ich so oft beschrieben und untersucht habe, und das dafür entwickelt und geeignet ist, als Affenhorde zusammen auf einem Baum zu hocken. Heute im Hörsaal einer Fakultät, in der Jugendorganisation einer Partei, in Parlamenten und Redaktionen, die Unterschiede sind nur marginal.

Deren Theorie ist nun, dass die gerade vom Baum Herabgestiegenen damit nun über weitere Distanzen kommunizieren mussten. Und sie deshalb ihre ursprünglichen vokalen Grunzlaute deshalb auf eine Konsonantensprache umgestellt haben, weil sie herausgefunden haben, dass eine Konsonantensprache deutlich weiter trägt als eine Vokalsprache. Kanal- und Informationstheorie in Reinkultur, ein besserer Signal-Rauschabstand. Dasselbe Prinzip, das auch heute noch modernen Funkmodulationen zugrundeliegt. Sie hätten demnach aus der Notwendigkeit, über größere Entfernungen (und vielleicht auch, ohne sich zu sehen) zu kommunizieren, ihre Sprache verbessert und mit Konsonanten aufgerüstet, und damit auch höhere Kanalkapazität und Informationsdichte erreicht. Das könnte – und soll nach deren Theorie – der Startschuss zur evolutionären Verbesserung bis hin zur Entwicklung der modernen Sprache gewesen sein.

Diese Beobachtungen deuteten darauf hin, dass auf Konsonanten basierende Rufe im offenen Gelände effektiver seien, schreiben Gannon, Hill und Lameira. Damit könnten konsonantenbasierte Lautäußerungen damals die stimmliche Fernkommunikation verbessert haben. „Das ökologische Umfeld und die Geräuschkulisse, in der die menschlichen Vorfahren lebten, hatten möglicherweise einen stärkeren Einfluss auf die Entstehung und die Form der gesprochenen Sprache als bisher angenommen“, so die Forscher.

Darüber hinaus könnte die bessere Wahrnehmung von Konsonanten gegenüber Vokalen in der frühesten Sprachevolution dazu beitragen, einige Merkmale moderner Sprachen zu erklären. So lernten etwa Säuglinge nach dem ersten Lebensjahr, sich bei der Identifizierung von Wörtern mehr auf Konsonanten als auf Vokale zu verlassen, heißt es in der Studie.

Konsonanten und Vokale spielten auch im Erwachsenenalter noch unterschiedliche Rollen für Sprachbenutzer. Konsonanten würden vor allem für inhaltliche Informationen verwendet, während Vokale eher für strukturelle Informationen benutzt würden. „All diese sprachlichen Phänomene hängen von der erhöhten Auffälligkeit der Konsonantenlaute ab“, schreiben die Forscher.

Dementsprechend sei es möglich, dass die wachsende Rolle der Konsonanten in der stimmlichen Kommunikation der Hominiden in den neuen Land- und Klanglandschaften, die die menschlichen Vorfahren im Zuge des paläoklimatischen Wandels vorfanden, ihren Anfang genommen habe, so die Studie: „Die Ökologie der alten Hominiden könnte das verbale Verhalten des modernen Menschen stärker geprägt haben als bisher angenommen.“

Diese Theorie gefällt mir sehr. Nicht nur, weil sie sich so gut in die Informationstheorie der Informatik (Claude Shannon, Alan Turing) einfügt, sondern auch, weil sie auch den aufrechten Gang und das Gehirn, sowie die Rudelmechanik und die Geistes- und Sozialwissenschaften, selbst Sozialismus erklären könnte, die man vielleicht besser Baumkunde nennen würde.

Die Baumtheorie könnte nämlich auch das grammatikalische Femininum erklären, das es so eigentlich gar nicht gibt, und das in dieser Bezeichnung eine strunzdoofe Erfindung von Lateinlehrern ist, die das früher so genannt haben, um das Lehren und Lernen zu vereinfachen. Ich hatte dazu 2014 einen Blogartikel über einen famosen sprachwissenschaftlichen Aufsatz über die Entstehung dieses Femininums geschrieben. Demnach gibt es kein Femininum, und das Neutrum ist nur eine Hilfskonstruktion, um mit der Fortentwicklung der Sprache auch Objekt-Dinge als Subjekt verwenden zu können, weil die Ursprache wohl nach dem Schema Mensch-Prädikat-Ding ablief. Ich erinnere daran, dass ich mal irgendwann im Griechisch-Unterricht gelernt und das schon Blog angesprochen hatte, dass nur der Passiv-tauglich ist, der auch Aktiv-tauglich ist und deshalb die passiv-Form erleben kann, dass ich als Mensch also gewaschen werden kann, weil ich dabei etwas fühle, empfinde, erlebe, meine Auto aber nicht gewaschen werden kann, sondern jemand Subjekttaugliches das waschen muss. Das passt schon konsistent zusammen, und wenn hier irgendwer gut in Türkisch und Linguistik ist: Es heißt ja, dass die indogermanische Sprache, von der die europäischen Sprachen abstammen, in Anatolien entstanden ist, denn mir wurde von Türkischkundigen gesagt, dass im Türkischen Geschlechter nicht unterschieden werden, eine Türke also lange, lange, lange etwa über einen Arzt oder ein Kind erzählen könnte und man nicht wisse, ob männlich oder weiblich. Da wäre die Frage, ob die dort überhaupt je Geschlecher in der Grammatik hatten, oder ob diese Geschlechtslosigkeit noch bis ins Indogermanische zurück geht. Da fällt mir ein, dass ich das Buch mal für Kindle gekauft, aber noch nicht gelesen habe.

Besonders interessant ist dabei der Teil über den Plural. Denn es gibt (gerade von Neutrum-Wörtern) zwei Plural-Formen, nämlich den Kollektiv-Plural, der mehrere zu einer (einzelnen) Mehrheit zusammenfügt (und daher in den alten Sprachen wie Singalur konjugiert wurde), und den Einzelteile-Plural, der „viele” meint (vgl. Worte/Wörter).

Aus dem Kollektiv-Plural, der mit Endung -a stand und mit Verben im Singular verwendet wurde, entstand das femininum, weil man das Kollektiv zu einer Verallgemeinerung abstrahiert hat. Deshalb stehen abstrakte Begriffe fast immer im femininum. Dass daraus ein Genus entstanden ist, also eigentlich nur die Kongruenz zwischen Deklination von Substantiv und Adjektiv, lag einfach daran, dass es ursprünglich keine Adjektive gab, sondern adjektivisch gesprochen wurde, indem man weitere Substantive aufgezählt und zur Zusammenfügung deren Endung dabei wiederholt hat. Es ging einfach nur darum, zusammengehörige Substantive durch gleiche Endungen zusammenzufügen und die Zusammengehörigkeit auszudrücken, nicht deren Geschlecht.

Mit dem natürlichen Geschlecht hat es überhaupt nichts zu tun. Es waren einfach drei Wortformen für konkrete Subjekte, Objekte und was bei Handlungen entstand, und Abstraktes.

Das Femininum ist demnach keine Weiblichkeitsform, sondern eine Plural-Form, nämlich der Kollektiv-Plural im Gegensatz zum Viele-Plural. Was nun wieder mit meiner Hirn-Theorie zusammenpasst, dass Männer als Einzelgänger viel stärker individuumstauglich sind und die Hirnbetriebsart Einzelgänger besser beherrschen, während Frauen schon aus biologischen Gründen darauf angewiesen sind, im Rudel und Kollektiv zu bleiben, und deshalb auch viel stärker sozial und in Kollektiv denken und handeln, also typischerweise mit den anderen auf dem Baum. Dazu will ich nochmal die Aussage von oben wiederholen:

Konsonanten und Vokale spielten auch im Erwachsenenalter noch unterschiedliche Rollen für Sprachbenutzer. Konsonanten würden vor allem für inhaltliche Informationen verwendet, während Vokale eher für strukturelle Informationen benutzt würden. „All diese sprachlichen Phänomene hängen von der erhöhten Auffälligkeit der Konsonantenlaute ab“, schreiben die Forscher.

Und das nun wieder passt prima dazu, dass ja nach dieser Erklärung aus dem Indogermanischen das Femininum keine qualitative Aussage über das Geschlecht, sondern die grammatikalische Angabe zum Kollektiv-Plural ist, also eine strukturelle Information, und das „Femininum“ häufig auf -a oder -i endet, also auf Vokale.

Und die Moral von der Geschicht’: Ohne Klimaerwärmung hätten wir nie den aufrechten Gang, die Konsonanten, die Sprache, das Femininum und den Feminismus entwickelt. Und Linke, Marxisten, Soziologen, Feministen und Genderisten sind solche, die den Abstieg von den Bäumen noch nicht vollzogen haben. Darin liegt wohl auch die Affinität von Grünen zu Bäumen und der Grund, warum die auch heute noch gelegentlich in Bäumen sitzen und – wie Affen es eben tun – von oben mit Kot werfen. Deshalb heißt es ja auch Affinitität. Da drückt noch die alte DNA aus der Zeit auf den Bäumen durch. Und deshalb mögen die auch die Klimaerwärmung nicht, weil die uns damals von den geliebten Bäumen heruntergetrieben hatte. Darüber sind die heute noch sauer. Deshalb schrieb Douglas Adams:

„Viele kamen allmählich zu der Überzeugung, einen großen Fehler gemacht zu haben, als sie von den Bäumen heruntergekommen waren. Und einige sagten, schon die Bäume seien ein Holzweg gewesen, die Ozeane hätte man niemals verlassen dürfen.“

Prädikat affengeil.