Ansichten eines Informatikers

Müllexport

Hadmut
7.1.2024 23:10

Vom Mond.

Angeblich sind die Navajo stinksauer, weil für sie der Mond ein heiliger Ort ist, ein US-Unternehmen aber die Asche (vermutlich sehr reicher) Verstorbener auf den Mond schießen will, um sie dort zu beerdigen.

Ich habe zwar wenig Verständnis dafür, wenn irgendeine Gruppe willkürlich etwas, was ihnen nun wirklich nicht gehört, für „heilig“ erklärt und sich dann einbildet, anderen Vorschriften machen zu können.

Noch weit weniger Verständnis habe ich aber für solche Müll-Exporte an bislang saubere und unberührte Orte. Ich halte es für völlig unvertretbar, seinen eigenen Müll auf den Mond zu schießen. Ich schicke ja auch nicht meine Küchenabfälle oder die Klospülung zum Mond.

Mir fehlt jegliches, wirklich jegliches Verständnis dafür, dass jemand auf dem Mond begraben wird, der nicht dort gestorben ist. Was soll der Scheiß? Ich würde es noch in gewisser Weise verstehen, wenn man – aus technischen oder anderen triftigen Gründen – einen auf dem Mond verstorbenen Astronauten nicht zurückbringen will oder kann, und ihn dort beerdigt. Dann lasst ihn halt die nächsten paar Milliarden Jahre dort liegen. Aber jemanden, der hier gestorben ist, dann dort hoch schießen? Warum überhaupt? Die Toten haben doch nichts davon, und deren Verwandte auch nicht. Das ist doch rein eingebildeter Quatsch. Oder vielleicht auch nur Geldwäsche.

Ich halte es gerade noch für in Ordnung, dass man die Asche einiger der ersten Star-Trek-Schauspieler (in einer etwa lippenstift-großen Phiole, keine reguläre Urne, ich glaube es waren James Doohan=Scottie und Leonard Nimoy=Spock, müsste das aber noch mal nachlesen, bin mir jetzt nicht sicher) in die Umlaufbahn oder den Weltraum geschossen hat, weil das zur Erde gehört und man den Weltraum (außer die Umlaufbahnen selbst) im Prinzip nicht vermüllen kann, da ja sowieso jede Menge Zeugs rumfliegt. Aber Müll zum Mond zu exportieren, das geht zu weit.

Was die Frage aufwirft, welches und wessen Recht auf dem Mond überhaupt gilt. Wer macht da die Abfallordnung?

Zeigt aber mal wieder: Kaum hat die Menschheit Zugriff auf etwas, kommen irgendwelche Idioten und laden da ihren Müll ab. Die einen schmeißen ihren Müll einfach in den Wald, die anderen einfach auf den Mond. Im Prinzip müsste man die alle verdonnern, dann die Rückholung und Reinigung zu bezahlen.

Insofern habe ich zwar methodisch kein Verständnis für das Anliegen der Navajo – in der Sache aber schon.

Wer ist eigentlich diese „United Launch Alliance“? Auf deren bunt bebilderter aber informationsarmer Webseite gar nicht so leicht herauszufinden. Wikipedia:

United Launch Alliance (ULA) ist ein 2006 gegründetes Joint Venture der beiden US-amerikanischen Konzerne Boeing Defense, Space and Security und Lockheed Martin Space Systems für die gemeinsame Bedienung US-amerikanischer Regierungsbehörden mit Startdiensten der Trägerraketen Delta II, Delta IV und Atlas V.[1] Jedoch ließ Boeing auch die kommerziellen Aufträge, die Boeing Launch Services für die Delta II erhielt, von der ULA ausführen.

Und die behaupten von sich:

Our Core Values

At ULA, we are mission focused, ingenious, inclusive and ethical.

Our integrity and values have always been central to our mission success and is at the cornerstone of all we do. Our team lives by our values each and every day and they differentiate us as an employer in today’s competitive environment.

Learn more about our ethical, values-based culture.

und auf der verlinkten Ethik-Seite:

WE ARE MISSION-FOCUSED, INGENIOUS, INCLUSIVE, ETHICAL

As we transform the future of space launch, one thing does not change: our commitment and dedication to conducting business with the highest of ethical standards.

Our customers entrust us with their most precious cargo, and they rely on us to make every decision with integrity. Our reputation is based on trust that has been earned over a long period of time by repeatedly demonstrating that we do what we say, we do not cut corners and we never compromise our standards. This remains our most powerful competitive advantage. Customers trust ULA to deliver their missions flawlessly, and our reputation of doing so with integrity matters to our customers! Therefore, it matters to us.

We know that our reputation is ultimately measured by the decisions each and every employee makes every day on behalf of ULA. No matter the level in the organization, each decision has the potential to impact

[…]

ULA’s Ethics and Compliance Program Policy Statement

To carry out our noble mission and to achieve our purpose of harnessing the potential of space for humanity, this policy statement defines our Ethics and Compliance Program and guides our business dealings. Employees annually sign our Code of Conduct which sets the expectation for behavior.

Code of Conduct.

Das heißt, dass sie gendern und sich gegenseitig mit Phantasiepronomen anreden, aber zu allererst einmal Müll auf den Mond schießen. Die amerikanische Ethik des 21. Jahrhunderts.

Mir persönlich wäre es auch lieber, wenn sich Boeing erst einmal um seine Fenster als um den Mond kümmern würde.