Ansichten eines Informatikers

AY-3-8500

Hadmut
31.12.2023 0:34

Noch was Geschichtliches. [Update]

Ein Leser fragt an:

Computerspielanekdoten

Hallo Hadmut,

da du ja nun schon einmal das Thema Computerspiele angesprochen hast, als du die geheimen Hintergründe zu den recycelten Tetris-Spielen aufdecktest, würde ich da gerne noch etwas nachhaken.

Du bist ja schon öfters auf die Popkultur eingegangen, meistens auf Filme, Serien und Bücher. Computerspiele waren bis jetzt aber, wenn mir nichts entgegen ist, noch nicht dabei.

Hier würden mich einige Anekdoten aus deinem Leben interessieren. Was war vielleicht dein erstes Computerspiel? Hast oder hattest du ein Lieblingsspiel oder Genre? (Bei mir sind es z.B. ganz klar die Lucas-Film/Lucas-Arts Adventure der 90er). Spielst du vielleicht auch heute noch regelmäßig? Und hast du, als Programmierfähiger, dich vielleicht auch einmal selbst an einem Spiel versucht?

Wenn du also vielleicht einmal ein neues Thema aufmachen möchtest, hoffe ich, dir eine Anregung gegeben zu haben.

Ich wünsche dir einen guten Rutsch.

Ehrlich gesagt: Nein. Ich kann mit Computerspielen nichts anfangen. Ich habe mich schon immer mehr für das Betriebssystem als für die Spiele interessiert.

Ganz am Anfang, als die allerersten Videospiele überhaupt rauskamen, hatte ich eine flache blaue Spielekonsole, die die damals festverdrahteten üblichen 6 Varianten von Pong mit dem wandernden Quadrat spielen, mal als Tennis, mal als Squash oder Pelota, mal als Tontaubenschießen mit dem „Lichtgewehr“. Hat mich aber schnell gelangweilt. Das war mir dann später, als ich Programmieren konnte, auch relativ schnell klar, dass das keine Software war, die da lief, sondern das alles hartverdrahtet in TTL-Logik „programmiert“ ist, und der „Ball“ nur auf primitivste Art „bouncen“ (eine Bewegungsrichtung invertieren) konnte, dass das Ding überhaupt keine Software hatte. Das Gewehr zielte auch nicht, sondern beruhte auf einem Lichtsensor, der ansprach, wenn der Bildzeilendurchlauf im richtigen Augenblick (=Treffer) vorbeikam. Mit einem Drehschalter konnte man zwischen den sechs Spielen wählen, die irgendwie aber alle gleich und alle gleich langweilig waren.

Ich habe mal nachgesehen, unter Pong, so hieß die Vorlage, die Urversion des Spiels. Dass es damals davon so viele gab, lag daran, was ich gerade eben erst herausgefunden habe, dass es dafür einen fertigen Chip, den AY-3-8500, mit dem man damals den Markt überschwemmte.

Da gibt es auch ein Bild einer solchen Spielekonsole. Meine war zwar blau und sah viel moderner aus, war aber exakt funktionsgleich und hatte sogar die gleichen Stecker. Und das Gewehr war genau das gleiche wie auf dem Bild. Ich fand das als Kind nämlich „cool“ (das Wort gab es noch nicht so), das man mit der Schraube hinten den Gewehrkolben abschrauben und den „Lauf“ (billiges Plastikrohr) gegen ein kürzeres austauschen konnte (das auf dem Foto da auch drin steckt), und dann eine Pistole wie James Bond hatte. Im Prinzip bestand aber das Gewehr nur aus einer Fotodiode und einem Schalter, und der „Lauf“ diente nur dazu, den Einfallswinkel klein zu halten, und dann ging es eben darum, ob dann, wenn man abdrückte, der „Lichtblitz“ vom durchlaufenden Zeilendurchlauf und dem Ball den Fotosensor erreichte. Mit einer Taschenlampe zu bescheißen ging nämlich nicht.

Später hatte ich auch einen C64, damals eine Spielemaschine schlechthin – gespielt habe ich damit nie.

Und dann hatte ich später noch einen Amiga, für den es das Suchtspiel „Marble Madness“ gab, das habe ich ein paar Mal gespielt, aber auch nur selten.

Vor allem: Ich bin in Computerspielen auch gar nicht gut.

Ich war mal vor Jahren bei der Geburtstagsfete eines Kumpels eingeladen, der zum Geburtstag eine Spielekonsole bekommen (oder sich gekauft) hatte, die wir natürlich eingeweiht haben, zu der wir da aber nur ein Spiel hatten. Da ging es darum, ein Auto zu steuern und damit wie eine gesengte Sau durch die Stadt (verschiedene reale amerikanische Städte als Vorlage) zu fahren, gegen alle Verkehrsregeln zu verstoßen und dabei der Polizei zu entkommen, die mit Sirene hinter einem her war, und versuchte, einen einzukeilen. Das hat mich aber auch nur kurz amüsiert. Als ich dann aber abends nach der Fete mit dem Auto nach Hause fuhr, musste ich mich anfangs schon sehr zusammenreißen, normal zu fahren und nicht genau so wie im Spiel wie eine gesengte Sau loszubrettern. Seither habe ich auch eine schlechte Meinung von solchen Videospielen.

Für Flugsimulatoren habe ich mich mal kurz interessiert. Aber, um ehrlich zu sein, da hat mich auch eher das Begleitbuch interessiert, in dem Navigation und so weiter erklärt wurde, als der Simulator selbst. Flugsimulatoren wäre das Einzige aus dem Spielebereich, was mich da überhaupt interessieren würde, aber da kann man auch beliebig Geld versenken, und mir fehlt es an Zeit und Platz für ein separates Gerät, das man dann ja auch ordentlich zum vollständigen Cockpit ausstatten müsste. Oder zwei, einen mit Flugzeug- und einen mit Heli-Zeugs. Reizt mich aber auch nicht sehr, solange ich nicht auch echt herumfliege. Was ich nicht tue.

Mehr kann ich da nicht erzählen.

Ich kann mit der Computerspielerei irgendwie nichts anfangen.

Ich tue mir generell mit künstlichen Spielen schwer. Das ist für mich irgendwie vergeudete Zeit. Ich spiele gerne mit dem Betriebssystem, mit einer Kamera oder irgendsowas rum, oder spiele mit Kindern oder anderen Leuten. Aber mit solchen Spielen, bei denen man irgendwas schaffen und dann das nächste Level erreichen muss, kann ich einfach gar nichts anfangen. Das hängt vielleicht auch damit zusammen, dass ich Informatiker bin und mir vorkäme, als würde ich mich selbst verscheißern, wenn ich mich mit einem Beschäftungsalgorithmus bedaddeln würde. Vielleicht wäre das mit den modernen Spielekonsolen mit hochkomplexen und modernen Graphiken besser, aber auch da hätte ich immer nur das Gefühl, dass mich ein doofer Computer irgendwie beschäftigt, um die Zeit zu töten.

Es hängt vielleicht auch damit zusammen, dass ich keinen Beruf, eine Tätigkeit habe, zu der das einen erholsamen Ausgleich bilden würde. Ich will damit ja auch nicht sagen, dass Computerspiele generell schlecht sind. Manchen macht’s Spaß, mir aber nicht.

Vielleicht wird das dann besser, wenn Computerspiele nicht mehr fest geskriptet sind, sondern die ganze Story per KI dynamisch weitergesponnen wird.

So um das Abi herum habe ich mit Freunden gerne „Schwarzes Auge“ gespielt.

Immer, wenn ich da Meister war (eher selten, andere hatten sich darauf spezialisiert), habe ich die Stories massiv aufgepimpt und ausgebaut, weil mir die zu unterkomplex waren. Am liebsten unvorbereitet, kraft spontaner Phantasie, um den Leuten auch was zu bieten und auf deren Ideen reagieren zu können. Wenn es also eine Simulation dafür gäbe, die mir per KI die Spieleumgebung dazu produziert – gerne.

Letztlich interessanter fände ich es aber, virtuelle Reiseziele anzubieten. Virtuell, mit VR-Brille und so weiter, die Welt zu bereisen. Ich habe neulich irgendwo einen Film darüber gesehen, dass sie Leute mit wasserfester VR-Brille, Badehose und Flossen in ein schnödes Schwimmbecken schmeißen, in dem es nichts außer Wasser und blauen Bodenkacheln gibt, es für die aber aussieht, als würden sie in den schönsten Korallenriffen herumschnorcheln und die Fische um sie herum schwimmen. Das Thema Virtual Reality interessiert mich viel mehr als das Thema „Spiele“, auch wenn es Überschneidungen gibt. Irgendwo nehmen sie virtuelle Flüge auf, indem sie an einem Hubschrauber unten an einer langen Stange eine leistungsfähige 360°-Kamera hängen haben, und aus deren Sicht der Hubschrauber klein genug ist, um ihn rausrechnen zu können, man sich also mit der Brille in alle Richtungen umschauen kann. Sowas fände ich weitaus interessanter.

Irgendwann in ferner Zukunft, das kann aber noch einiges dauern, wir eine KI in der Konsole die Umgebung generieren, und man kann dann als Geheimagent oder sowas agieren. Quasi wie das Holo-Deck auf der Enterprise. Kennt Ihr die Folge „Our man Bashir“ von Deep Space 9?

Und wenn mir dann die KI hinterher noch ein Filmplakat von mir im Stil von James Bond, Krieg der Sterne oder Batman und der Story macht und eine geile Filmmusik dazu generiert, dann wär’ alles gut.

Update: So eine Spielekonsole hatte ich, eine Interton Club Exclusiv 2000