Ansichten eines Informatikers

Hat die Pilotin doch nichts falsch gemacht?

Hadmut
28.12.2023 20:27

Jetzt sprechen Verkehrspiloten und Flugkapitäne.

Und die meinen, die Pilotin habe nichts oder nichts wesentliches falsch gemacht.

Oder: Von blonden und nicht-blonden Pilotinnen.

Jetzt wird das interessant.

Hier nochmal das Video:

Dazu hatte ich zuerst gefragt Vom Fliegen und den Piloten: Ich sehe den Fehler nicht weil ich als bisschen fluginteressierter Laie nicht sehe, worin der schwere Fehler bestehen sollte, für mich sah das nur komisch aus, dass die so viel mit dem Steuer rummacht.

Dazu hatten mir viele Leser – Spektrum Interessierte, Flugmechaniker, Laute aus dem Flugzeugbau, Leute von der Flugsicherung, Simulatorerfahrene, Privatpilotin mit teils jahrzehntelanger Flugerfahrung, auch Fluglehrer – geschrieben, dass neben einer Reihe anderer Fehler der Hauptfehler darin liege, dass sie schon bei Geschwindigkeitsansage v1 und nicht erst vrotate abhebe und deshalb zu langsam sei, in den Stall fliege, und durch Drücken und hektisches Trimmen zu korrigieren versucht.

Nun aber haben sich eine Reihe von Piloten bei mir gemeldet, auch Berufspiloten, die die großen Dinger fliegen, die anderer Meinung sind, nämlich dass sie gar nichts oder zumindest nichts wesentliches falsch macht. Offenbar unterscheidet sich das doch erheblich von kleinere Privatflugzeugen.

Ich habe dabei auch einiges über die Geschwindigkeiten gelernt, dazu schreibe ich in einem nachfolgenden Artikel noch etwas.

Einer hat sich gemeldet, der der Meinung ist, dass die Pilotin sehr wohl ein Headset auf hat, er sehe da nämlich ein Mikrofon vor dem Mund (ich allerdings nicht), und folgere daraus, dass sie einseitiges Headset auf dem rechten Ohr hat, was ihm plausibel erscheint, weil der Umstand, dass da wohl drei Leute sitzen, bedeuten könnte, dass es ein Überprüfungsflug war und deshalb so ein Headset getragen wurde.

Der schon erwähnte pensionierte 747-Pilot, der jeweils mehr als zehn Jahre Erfahrung als Kapitän auf Boeing 747 und 737 hat, hat sich wieder gemeldet, und der hat nun wirklich Ahnung.

Es wurde ja schon viel diskutiert und beurteilt, manchmal etwas harsch, was wohl dem exotischem Erscheinungsbild der Pilotin geschuldet ist.

Ich mache es kurz :

Es scheint sich um eine ältere B-737 zu handeln, hier ausgemustert, in Afrika leisten die noch gute Dienste, robust und ohne Computer-Firlefanz.

V1 wird ausgerufen und die Pilotin rotiert , „vr oder rotate“ hört man nicht. Unschön aber unkritisch, denn bei diesem Muster liegen die speeds ganz eng beisammen. Kann mich noch gut erinnern, v1 und rotate rief man in einem Atemzug. Tailstrike gibt’s da nicht.

Ganz anders auf der B-747: bei v1 wird GO gerufen und die Hand von den Schubhebeln genommen, dann so etwa sechs Sekunden beschleunigt, dann der Ruf VR !
Hier wäre Rotieren bei v1 katastrophal.

Nachdrücken ist eine normale Korrektur, falls man etwas zu stark „ gezogen“ hat.

Die Dame trimmt zu viel. Beide Hände am Steuer ganz normal, bis man die Schubhebel bedienen muss.
Mein NOGO sind die Armlehnen, die gehören beim manuellen Fliegen mit einem Steuerhorn ein geklappt, zum Reagieren braucht es Ellbogenfreiheit.

Wenn bei diesem Flugmuster (B-737 im Gegensatz etwa zur 747) ungefähr v1 = vr gilt, dann sind die Vorwürfe, dass sie schon bei v1 statt erst bei vr startet, hinfällig und nicht haltbar, zumal mir auch einer geschrieben hat, dass er da durchaus, wenn auch schlecht hörbar, ein „rotate!“ gehört haben will. Und das hängt offenbar sehr deutlich vom Flugzeug, dem Muster ab, wenn das bei einer 747 ganz anders als bei einer 737 ist.

Mir erscheint das, im Gegensatz zu vielen Privatpiloten, auch völlig plausibel, dass sie die Hand nicht an den Triebwerkshebeln hat, denn ich habe das gestern auf einigen Youtube-Videos von Starts gesehen, dass bei zwei Piloten einer steuert und der andere die Hand an den Hebeln hat, um bei einem Problem sofort abbrechen zu können. Deshalb ist es auch plausibel, bei v1 die Hand wegzunehmen, weil man nicht nur nicht mehr abbrechen kann, sondern damit auch Bedienungsfehler verhindert.

Das mit den Armlehnen scheint mir ein behebbares Fehlverhalten zu sein.

Ein anderer schreibt:

Lieber Herr Danisch,

ich habe selten so viel Blödsinn gelesen! Die Pilotin handelt tadellos.

Das ist eine alte B 737, die ich selbst einige tausend Stunden geflogen habe als Kapitän. Bei einer langen Runway ist da V1 und VR dieselbe Geschwindigkeit. Man kann sich auswählen, ob man V1 oder VR ansagt. Die Pilotin hat noch etwas Zeit verstreichen lassen, bis sie die Rotation eingeleitet hat. Gut so, wenn man nicht wegen einer kurzen Bahn limitiert ist. Auch der anschließend angelegte Steigwinkel entspricht der Norm für eine B 737.

Der/die Kopilot hat in der Startphase niemals die Hand an den Gashebeln. Das ist das Privileg des Kapitäns…und seine alleinige Verantwortung für den Fall eines Startabbruchs.

V2 ist die Geschwindigkeit, die anliegen muss, wenn ein Triebwerk ausgefallen ist und das Fahrwerk eingefahren. Das ist das sogenannte „Second Segment“.

Hier ist der einzig mögliche Kritikpunkt: Das Kommando „Gear up“ kommt etwas spät. Das macht aber nichts, wenn alle Motoren laufen.

Die Kontrolführung am Steuerhorn und die Bedienung des Trimms sind auch nicht zu beanstanden.

Die Körperfülle? Naja, sie hat ziemlich große Brüste…den Bauch kann man nicht erkennen… Die Haare? Seid ihr nur noch bescheuert?

Ich hätte bei dieser Kopilotin keinerlei Beanstandung angebracht.

Löschen Sie den ganzen Mist, damit sich nicht noch mehr Halbgebildete blamieren.

Liebe Grüße,

Auch der sagt, dass bei einer B-737 v1 und vr gleich sind wenn die Startbahn lang genug ist (dazu schreibe ich im nächsten Artikel noch etwas, dass v1 von der Länge der Startbahn und dem noch zur Verfügung stehenden Bremsweg abhängt, hatte ich ja schon)

Und der ist jetzt auch der erste, der – nach meinen Erkenntnissen, die ich inzwischen habe – v2 richtig beschreibt.

Ein Dritter:

Hallo Hadmut,

hier handelt es sich mE nach um einen Fall von “aus dem Kontext gerissen” und wild spekuliert.

Meine Einschätzung zu der Situation:
Es sieht eher nach einem Start bei starken, böigen Windverhältnissen aus. Daher die starken Korrekturmassnahmen am Steuerhorn direkt nach dem Abheben. Auch zieht sie nicht direkt nach der “v1” Ansage nach oben, sondern wartet einen Moment. Zudem kommt von einem der anderen im Cockpit die “rotate” Ansage (zugegeben sehr schwer zu verstehen, praktisch direkt nach “v1”), erst danach zieht sie nach oben.
Das Trimmen während des Steigfluges scheint auch nicht ungewöhnlich bei solchen (mutmasslich) starken Windverhältnissen. Kann man z.B. auch hier sehen:

In diesem Video sieht/hört man auch, dass “v1” vom Computer kommt, die Ansage “rotate” aber vom Cockpit-Partner (Pilot/Copilot?) – direkt nach, bzw. nahezu gleichzeitig mit “v1”. Und wie man sieht, wird auch hier ordentlich mit dem Steuerhorn gearbeitet.

Die Windverhältnisse könnten auch Grund für das wahrgenommene Absacken sein. Ich sehe aber kurz nach dem Start auch, dass der Flieger sogar ein Stück weit (von einer Gegenwind-Böe?) nach oben gedrückt wird (sie korrigiert das gleich mit dem Drücken vom Steuerhorn).
Soweit sieht das für mich dann eigentlich nicht nach “Beinahe-Katastrophe” aus. Eher nach normaler Arbeit bei schlechten Windverhältnissen.

Zudem wäre bei kapitalen Fehlern der Rest der Cockpit-Besatzung schon längst unruhig geworden und sie hätten entsprechende Korrekturbefehle gebellt. Aber die scheinen ja recht entspannt zu bleiben.

Zum Rest (Haare, Bauch, kein Headset, …): nunja, die sitzen da zu dritt im Cockpit. Sollte da irgendetwas sicherheitskritisch und nicht vorschriftsmässig sein, hätte es schon längst Ansagen von den anderen gegeben (noch vor dem Start), bzw. geben sollen.

Möglicherweise handelt es sich auch um einen Prüfungsflug (der mit den Jeans der Prüfer?), und die Crew hat sich darauf geeinigt die Kopfhörer abzusetzen, um besser und direkter Feedback zu geben (nur spekuliert).

Gruss

Auch ein reiner Simulator-Flieger weiß dazu etwas:

Hallo Herr Danisch,

ich bin zwar kein Pilot und habe nur Flugerfahrungen im heimischen Flugsimulator am PC, allerdings glaube ich mit 99-prozentiger Sicherheit sagen zu können, dass die Pilotin in dem Video alles richtig macht, sie auch erst nach „Rotate“ rotiert und einige Zuschriften irreführend sind.

Zu den Händen am Steuerhorn: In dem Moment, in dem „V1“ zu hören ist, nimmt offenbar der Kapitän die Hände von den Schubhebeln. Vielleicht haben verschiedene Fluggesellschaften verschiedene Policies, aber es könnte sein, dass auch wenn der First Officer, also die Copilotin, der PF (Pilot Flying) ist, für den Startabbruch in jedem Fall der Kapitän verantwortlich ist, sodass der Kapitän die Hände bis V1 an den Schubhebeln hat und es völlig unproblematisch ist, dass die Copilotin beide Hände am Steuerhorn hat. Wofür sollte sie auch die andere Hand brauchen? Bei der Landung muss der PF auch den Schub regulieren, deshalb kann dann nur eine Hand am Steuerhorn sein. Beim Start ist das nicht der Fall. Wenn „V1“ ertönt oder vom PNF (Pilot Non-Flying, in diesem Fall der Kapitän) ausgerufen wird, wird der Start nicht mehr abgebrochen und die Schubhebel werden nicht mehr bewegt bis etwas über 1000 Fuß Höhe über den Boden.

Zu V1 und VR (der wichtigste Punkt (!)): Ich meine gehört zu haben, dass der Kapitän so ziemlich genau eineSekunde nach V1 leise „Rotate“ ausruft. Jedenfalls ist leise eine Stimme zu hören, die etwas sagt, was sich so anhört (zumindest die Silbe „-tate“ habe ich wahrgenommen). Auch erst in dem Moment, zieht die Pilotin das Steuerhorn nach hinten. Es ist durchaus möglich, dass „V1“ vom Computer und „Rotate“ vom PNF ausgerufen wird. Auch dafür können verschiedene Fluggesellschaften ihre Maschinen verschieden konfigurieren lassen. In dem anderen 7-Sekunden-Video auf Youtube, auf das Sie verweisen, ist es auch der PNF, der „Rotate“ ausruft, nicht der Computer, nur ist es deutlich besser zu hören.

Bei Sekunde 11 ruft der PNF auch „Positive Rate“ (positive Steigrate) aus, worauf die Pilotin direkt danach die Anweisung „Gear Up“ äußert, woraufhin der PNF das Fahrwerk einfährt – alles so wie es sein soll. Auch diese Ausrufe sind auf dem Video recht leise, aber beide Piloten können sich wohl gegenseitig gut hören. Die Ausrufe sind quasi auch alle Teil der Standardprozedur, sodass auch Missverständnisse dadurch, dass sie zu leise reden, unwahrscheinlich sind. Außerdem sitzt die Kamera hinter den Piloten, sodass es nochmal leiser erscheint.

Wenn die Maschine bei VR nicht abheben will, ließe sich das einfach dadurch erklären, dass das tatsächliche Abfluggewicht größer ist als das, was berechnet wurdeoder der Schwerpunkt der Maschine vom berechneten Wert abweicht. Das kann durchaus passieren. Mit der Gewichtsberechnung kenne ich mich nicht ausreichend aus, allerdings wird ja nicht jeder Passagier von dem Abflug gewogen, sodass für das Gewicht pro Passagier Standardwerte angenommen werden. So blöd wie es klingen mag, könnten die Passagiere einfach etwas mehr gewogen haben als angenommen – das kann sich schon ein wenig bemerkbar machen.

Mit einem anderen Schwerpunkt – also wenn Passagiere oder Fracht anders verteilt wären – wäre auch die Trimmung, die vor dem Start berechnet und eingestellt wurde, falsch und die Pilotin korrigiert das mit der manuellen Trimmung beim Start. Im Idealfall sollte sowas natürlich nicht notwendig sein, aber es ist kein Fehler der Pilotin. Wenn sie merkt, dass sie viel Kraft aufwenden muss, um den Anstellwinkel zu halten, ist es absolut korrekt, die Maschine manuell zu trimmen.

Sie zieht das Steuerhorn tatsächlich recht weit nach hinten, aber langsam und vorsichtig. Das Problem ist ja nicht, dass die Maschine schon 10° Anstellwinkelhat und nicht abheben will, sondern dass die Bewegung des Steuerhorns sich zunächst gar nicht bemerkbar macht und das Flugzeug nicht „rotiert“. Von daher scheint der Schwerpunkt der Übeltäter zu sein. Ich sehe somit auch keine erhöhte Gefahr für einen Tail Strike, denn dieser würde nur entstehen, wenn der Pilot zu schnell rotiert, was sie nicht macht.

Theoretisch wäre es durchaus denkbar, dass die Trimmung vor dem Start gar nicht (also auch nicht den Berechnungen entsprechend) eingestellt wurde, auch wenn es Teil der Checkliste ist. Ich kann mir das aber schlecht vorstellen.

Viele andere erwähnten Kritikpunkte sind Quatsch: Sie „drückt“ das Steuerhorn nicht nach vorne. In Folge der Höhenrudertrimmung zieht sie das Steuerhorn nur weniger nach hinten. Bei einer Boeing 737 ist das anders als bei einer einmotorigen Cessna. Bei kleineren Flugzeugen bewirkt die Trimmung, dass sich die Null-Stellung des Steuerhorns verändert. Bei einer Boeing 737 bewegt die Trimmung das Höhenleitwerk, mit dem Ziel, dass bei einer neutralen Stellung des Steuerhorns (bei der der Pilot weder drücken noch ziehen muss) die Maschine im Geradeausflug den Anstellwinkelquasi von alleine hält.

Sie haben auch was von einer „automatischen Trimmung“ geschrieben, wogegen sie anarbeite. Ich weiß nicht, von wem Sie das haben, aber soweit ich weiß, gibt es bei der Boeing 737 (anders als z.B. beim Airbus A320) keine automatisch durchgeführte Trimmung, solange der Autopilot deaktiviert ist (außer mit MCAS, was bei der 737MAX zu den bekannten Abstürzen geführt hat, aber das ist in diesem Fall nicht relevant).

Der „Notizzettel“ sieht mir nach einer Abflugkarte aus, was auch logisch wäre. Allerdings ist die Auflösung des Videos zu schlecht, um mehr zu erkennen.

Ich habe auch nicht den Eindruck, dass sie „Fliegen“ spielt. Bei einer Boeing 737 machen sich Querruderausschläge nicht sofort und so dramatisch bemerkbar wie bei einem Kleinflugzeug. Sie muss dafür auch nicht raus gucken, sondern sie sieht die Fluglage auch auf den Instrumenten. In meinen Augen korrigiert sie auch nur die Fluglage, sodass das Flugzeug geradeaus fliegt und vielleicht den Kurs hält. Das Flugzeug ist nicht annähernd außer Kontrolle.

Die „Klickgeräusche“ stammen von der Trimmung. Wenn sie manuell trimmt, drehen sichan der Mittelkonsoledie Räder für die Höhenrudertrimmung (zum Beispiel bei Sekunde 10 am linken Rand des Videos unter ihrem Bein zu sehen).Auch das ist völlig normal.Dieses Rad bietet eine alternative Möglichkeit, um das Flugzeug manuell zu trimmen, wenn die Motoren für die Trimmung fehlerhaft sind.

VR ist übrigens immer kleiner als V2 (und größer gleich V1). V2 heißt nicht „Abheben“, sondern V2 ist die minimale sichere Steiggeschwindigkeit. VR ist die Geschwindigkeit, bei der mit dem „Rotieren“ begonnen wird. Bis das Flugzeug tatsächlich an Höhe gewinnt dauert es dann noch etwas und dabei baut es noch weiter an Geschwindigkeit auf. Bis das Flugzeug den Anstellwinkel für den Start erreicht hat, liegt die Geschwindigkeit auch schon über V2. Alle drei Geschwindigkeiten werden abhängig vom Startgewicht, Länge der Landebahn, Oberfläche der Landebahn (trocken, feucht, Eis, …), Wind etc. für jeden Start berechnet.

Das einzige was mir aufgefallen ist, ist dass sie recht früh (so kurz nach dem Start) den Autopiloten zu aktivieren scheint (mit ihrer linken Hand unmittelbar bevor das Video endet). Allerdings könnte auch das seine Richtigkeit haben, das ist wieder abhängig von der Fluggesellschaft.

Es gab keinen Kapitalfehler und niemand war jemals in Gefahr.Es sei denn natürlich, die Trimmung wurde vor dem Start gar nicht eingestellt, was bedeuten würde, dass Checklisten missachtet wurden. Das wäre in der Tat ein gravierender Fehler.

Ob ihr Bauchumfang oder ihre Frisur sie nicht eigentlich fluguntauglich machen müssten, frage ich mich ich jedoch auch. Ansonsten schließe ich mich der Meinung des anderen Lesers an, dass es sich bei den Inhaber des Accounts, der dieses Video gepostet hat, wohl tatsächlich um einen Rassisten handelt.

Ich schreibe jetzt erst, nachdem sie den zweiten Blogeintrag verfasst haben, da ich auch zunächst mit Spannung die Meinungen von anderen Lesern oder richtigen Piloten abwarten wollte, da ich keinen Fehler gesehen habe. Das „Rotate“ habe ich auch erst nach mehrmaligen Anschauen des Videos gehört.

Mit freundlichen Grüßen

Hallo Hadmut,

ich habe mir das Video der Pilotin nochmal genau angesehen.
Tatsächlich trägt sie ein Headset, denn vor dem Mund ist teilweise das Mikrofon zu sehen. Es wird sich wohl um eines handeln, welches nur das der Kamera abgewandte Ohr bedeckt. Mit viel Mühe kann man auch den Bügel auf dem Kopf erkennen.
Ausserdem meine ich nach der Ansage des Computers “V1” etwas zu vernehmen, was sich wie “otate” anhört. Als ob die pilot non-flying, wie es so schön heißt, rotate sagt, das aber im Video wegen der Geräuschkulisse nicht klar heraus kommt.
Mir kommen die Steuereingaben aber auch zu hektisch vor und von der körperlichen Eignung wäre ich auch nicht überzeugt.
Insbesondere die Geräuschänderung am Ende des Videos würde mir aber sorgen machen, kann aber auch sein, dass das vom Einziehen des Fahrwerks kommt. Zwanzig Sekunden mehr von dem Video hätten die Beurteilung auf jeden Fall vereinfacht.

Nicht wenige Leute schrieben, dass man der Pilotin schon allein deshalb Fehler unterstelle, weil sie schwarz sei, und man dies bei einer blonden nicht getan hätte:

Guten Abend!

Den «Fehler» findest du, wenn du den Kanal anschaust 🙂 🙂 🙂
https://twitter.com/MuffDvrGOLD?ref_src=twsrc%5Etfw%7Ctwcamp%5Etweetembed%7Ctwterm%5E1739413464299241953%7Ctwgr%5E161742fcf67620ec3c4298daf70947d1a667e9c1%7Ctwcon%5Es1_&ref_url=https%3A%2F%2Fwww.danisch.de%2Fblog%2F2023%2F12%2F26%2Fvom-fliegen-und-den-piloten-ich-sehe-den-fehler-nicht%2F

Hier mal ein Beispiel:
https://pbs.twimg.com/media/Fuqb_pPWACQUd5b?format=jpg&name=small

Die Folgerung ist einfach! Der Verfasser ist wohl Mitglied beim KKK.

Außerdem: Es fliegt der Kopilot. Der Pilot sitzt links und hätte eingreifen müssen, wenn es ein echtes Problem gegeben hätte.
Wo ist der Eingriff oder die Rüge?

oder

Ob dieses Video in gleicher Weise diskutiert werden würde, wenn eine schlanke, blonde, blauäugige Schwedin fliegen würde? Ich denke, wir sollten uns darum bemühen, nicht manipuliert zu werden. Das, was “auf der anderen Seite” völlig aus dem Ruder gelaufen ist und von Ihnen (aus meiner Sicht völlig zu Recht) kritisiert wird, bedeutet eben nicht, dass wir die Welt nur in gut und böse, schwarz und weiß, richtig und falsch einordnen können. Es ist komplex und wir sollten uns nichts Anderes einreden lassen, denke ich.

Das ist gut möglich, dass das ganze Ding einen „rassistischen“ Hintergrund hat und der Autor dieses Tweets einfach etwas gegen Schwarze hat und es gar nicht um einen Flugfehler, sondern die Person im Cockpit ging, und ich nach einem Pilotenfehler gesucht habe, den es nicht gab. Dass ich deshalb keinen Fehler gefunden habe, weil keiner gemacht wurde. Mit meinem Laien-Wissen.

Als Blog-Kapitän mit langjähriger Blogerfahrung warne ich allerdings vor voreiligen Schlüssen, dass man blonde Pilotinnen weniger kritisieren würde: 2008 nämlich hatte ich einen Blog-Artikel darüber, wie man eine missglückte Landung der Schönheit der blonden Pilotin anlastete: Der Sturm und die “schöne Co-Pilotin”…

Da war es sehr stürmisch in Hamburg, und ein Lufthansa-Airbus kam beim Landen in irgendwelche bösen Schwer- oder Seitenwinde, wurde direkt über der Landebahn übel herumgewirbelt, wurde instabil, und touchierte mit der Spitze einer Tragfläche den Boden (weiß nicht mehr, ob Landebahn oder Gras daneben, aber man sah halt, dass irgendwas vom Boden hochflog, es war nicht zu übersehen, und irgendwelche Flugzeugfans hatten das vom Zaun aus auf Video aufgenommen und publiziert). Damals war das so, dass der Kapitän – entsprechend seiner Rolle und Aufgabe – die Landung sofort abgebrochen, das Flugzeug selbst übernommen und die Maschine per Durchstarten steil nach oben gezogen hat, um vom Boden wegzukommen, dann Runden geflogen ist, bis der Wind schwächer wurde, und die Maschine dann normal gelandet hat. Flugkundige schrieben mir damals, ja, shit happens, das ist halt so, dass man auch nicht immer alles ausschließen und kontrollieren kann. Man könne diskutieren, ob sie nicht besser selbst und schneller abgebrochen hätte, aber das sei letztlich Sache und Entscheidung des Kapitäns, und folglich, wenn denn überhaupt, dessen Schuld, auch wenn er nicht gesteuert hat. Die Presse machte damals, 2008, in vorgenderistischer Zeit aber daraus, dass die „schöne“ Pilotin (die war halt blond und sah gut aus) nicht landen könnte, quasi eine Blondinenlandung, und der Mann an Bord die Sache habe retten und regeln müssen, gelandet sei wie ein richtiger Mann.

Es ist ein Trugschluss zu glauben, dass es nur Schwarzen passiere, dass man ihnen Pilotenfehler anlastet, und Blondinen davor gefeit seien. Schönheit kann dazu noch als zusätzliche Belastung wirken.

Zumindest in der Presse ist das heute nämlich andersherum. In den USA würde man es kaum noch wagen, selbst schwere Pilotenfehler bei Schwarzen noch zu erwähnen.

Nur am Rande sei erwähnt, dass ich bei einem Abendessen bei einer Veranstaltung in Neuseeland zufällig neben einem australischen Berufspiloten saß, ihm geklagt hatte, dass ich so gerne einen (Hubschrauber-)Pilotenschein gemacht hätte, mir aber Zeit und Geld fehlten, und der mir den Ratschlag gegeben hatte, den in Südafrika zu machen. Dort bekäme man eine Spitzenausbildung, aber zum viel günstigeren Preis als irgendwo sonst, nur eben nicht so nebenher, sondern man müsse ins Ausbildungscamp. Und mit Amateurzeugs gäben die sich erst gar nicht ab, da gäbe es dann gleich die Berufspilotenausbildung, da würde man für den Hubschauber auch gleich das Fliegen mit Außenlast und Winschen lernen. Die könnten dort gut fliegen. An der Hautfarbe dürfte es also wohl nicht liegen.