Ansichten eines Informatikers

Schwarze Männer und frauengemachte Mode

Hadmut
19.12.2023 19:15

Ich blogge jedes Jahr über dasselbe Thema.

Und deshalb auch dieses Jahr wieder.

Ich war gerade mit dem Auto unterwegs. In Berlin. Bei Regen. Auf dem Rückweg bei Dunkelheit.

Immer wieder dasselbe: Leute in dunkler, meist schwarzer Kleidung laufen einfach und zwischem dem Verkehr durch quer über die Straße.

Und bei diesen Lichtverhältnissen kaum, schwer, oder auch gar nicht zu sehen. Völlige Dunkelheit, schlecht oder wegen Energie- oder Geldnot nur schlecht oder gar nicht beleuchtete Straßen, dafür aber jede Menge Scheinwerfer des Gegenverkehrs, die nicht nur blenden, sondern auch von der nassen Straße reflektiert werden. Schon die Fahrbahnmarkierungen sind kaum zu erkennen.

Den Leuten ist, und den meisten unterstelle ich, dass sie einen Führerschein haben, überhaupt nicht klar, dass sie nahezu unsichtbar sind, wenn sie mitten durch den Verkehr rennen. Das alleine ist es aber nicht. Da kommen noch andere Komponenten dazu:

  • Die Leute achten auch nicht auf den Verkehr. Oder sie warten nicht, bis eine Lücke kommt, sondern rennen nach Berliner Sitte einfach quer zwischen den Autos durch und erwarten, dass die Autos für sie bremsen. Das funktioniert durchaus, im Sommer, wenn es hell ist, aber nicht, wenn man sie kaum sieht.
  • Es gibt so eine Berliner Verkehrsarroganz, wonach Radfahrer und Fußgänger in Berlin überzeugt sind, gegenüber dem Autofahrer moralisch, politisch und klimatisch überlegen zu sein und in jeder Hinsicht Vorrang zu haben. Es ist ihnen nicht klar, dass sie einem Auto andererseits physikalisch und auch im Endergebnis unterlegen sind und sie es sind, die den Schaden nehmen.
  • Als ob das nicht genug ist: Erstaunlich viele von ihnen haben auch noch Ohrhörer – AirPods, EarPods, die heute üblichen weißen Stöpsel – in den Ohren haben, Musik hören und gar nichts mehr vom Verkehr um sie herum mitbekommen. Neulich sind ja schon in einer Straßenbahn mittags einige Leute auf mich draufgefallen, weil die Straßenbahn eine Notbremsung machen musste, weil so ein Berliner Depp mit Ohrhörern quer über die Gleise ging und die Bahn nicht kommen hörte.

Eigentlich ist der gemeine Berliner für den Straßenverkehr auch nicht geschaffen, das ist alles zu schwierig und zu kompliziert. Und Verkehrsregeln versteht und akzeptiert der echte Berliner ja auch nicht. Insofern finde ich es überaus verwunderlich, dass es in Berlin nicht jeden Tag mindestens 3 Tote gibt.

Ein Knackpunkt ist aber auch, dass in Deutschland im Winter bei Dunkelheit vor allem die Männer alle in Schwarz herumlaufen. Frauen tragen gelegentlich noch „creme“, aber von gelb, Signalfarben, retroflektierenden Materialien sieht man (außer bei manchen Radfahrern) so gut wie gar nicht, obwohl es die zum Aufnähen, Umbinden, Anhängen gibt. Eigentlich sollten die ja ab Werk auf Winterkleidung aufgenäht sein. Gibt es ja auch. Ich habe sogar schon mal eine Jacke komplett aus diesem silbergrauen retroflektierenden Zeugs gesehen.

Ich habe vor Jahren, als ich angefangen habe, über das Thema zu bloggen, mal in den verschiedenen Kaufhäusern gefragt, warum es helle Winterkleidung nur für Frauen gibt, und für Männer nur Schwarz, Dunkelschwarz, Mittelschwarz, Anthrazitschwarz, Tiefschwarz, Ganzschwarz, vielleicht noch Dunkelgrau und ganz dunkles Dunkelblau.

Man weiß es nicht. Kein bestimmter Grund. Aber in sämtlichen Ladenketten sind es Frauen, die aussuchen und bestimmen, was der Laden als Winterware beim Hersteller bestellt, und Frauen sind da gnadenlos: Hell für die Dame, Dunkel für den Herrn. Basta.

Ich bin deshalb für den Straßenverkehr auf Arbeitskleidung umgestiegen. Neongelb mit retroflektierenden Streifen. Von Vorteil. Auch wenn ich neulich, als ich gerade an einer Abschlepporgie der Stadtverwaltung vorbei kam, Mühe hatte, eine erboste Autofahrerin davon zu überzeugen, dass ich nicht vom Ordnungsamt bin, sondern nur zufällig vorbeigelaufen kam. Vielleicht wäre es ihr besser gegangen, wenn ich einfach eine Abschleppgebühr kassiert hätte. Das hätte sie mir auf Anhieb geglaubt.

Und dann bin ich auf etwas gestoßen: Ein neuer bekannter Chinaversand, der aus China versendet, bot mir im Sonderangebot eine Herren-Outdoorjacke in weiß an. Ich war so erfreut, dass ich mir die sofort bestellt habe. Nun ist die Qualität zwar medioker, man merkt etwa beim aufgenähten Emblem schon, dass das billig gemacht ist, und während das auf dem Foto nach einem schönen gewebten Innenfutter wie bei den teueren Burberry-Jacken aussah, stellte sich das dann ledigtlich als bedrucktes Nylongewebe heraus, aber was soll’s. Bei einer Jacke, für die ich als Welcome-Angebot 3,50 Euro bezahlt habe, und die ansonsten gut aussieht und einen recht brauchbaren Eindruck macht, will ich nicht meckern. Sie ist weiß.

Warum also laufen die Berliner bei Dunkelheit nicht in weißen Jacken herum, wenn es die für 3,50 Euro gibt?