Ansichten eines Informatikers

Fachkräfte: Adventskalender im Geist der Zeit

Hadmut
16.12.2023 15:36

Gar nicht so einfach, einen Adventskalender zu machen.

Adventskalender kaufe ich mir ja nicht. Allerdings bekomme ich so dann und wann noch einen geschenkt. Mein letzter Arbeitgeber hat konzernweit jedes Jahr ganz tolle Adventskalender an die Mitarbeiter verschenkt. So richtig gute, große, toll bedruckt und mit edler Schokolade befüllt, manchmal zum Auf- und Auseinanderbauen, drehen, oder irgendwelchen Gimmicks. Die waren immer der Brüller, da haben die sich wirklich reingehängt.

Dieses Jahr habe ich nur so einen ganz kleinen, Mini-Adventskalender bekommen. Von meinem Stromversorger. Eigentlich ein ganz billig Ding, hat auch nur so kleine Backkügelchen mit einem hauchdünnen Schokoladenüberzug drin, also die billigstmögliche Befüllung. Aber: Ich habe mich gefreut. Kleine Geste, aber sehr nett. Gab es noch nie. Auch wenn mir klar ist, dass ich den ja mit meiner Stromrechnung eigentlich selbst zahle. Ich fand es trotzdem irgendwie süß, so einen ganz kleinen, niedlichen Miniadventskalender zu bekommen.

Aber, ach.

Es ist natürlich offenkundig, dass der das nicht selbst hergestellt, sondern irgendwo in Auftrag gegeben hat. Steht sogar hinten drauf, aus welcher Keks- und Zwiebackfabrik das kommt und welches Advertising-Unternehmen mit Spezialisierung auf Süßigkeiten als Marketingmittel die Dinger produziert und vermutlich auch versandt hat. Das gibt es ja so als Dienstleistung. Man schickt denen Auftrag, Adressliste, Geld und einen Entwurf für as Aussehen, und dann machen die das.

Die Adventskalender meines ehemaligen Arbeitgebers waren immer höchst individuell auf dessen Dienste und Produkte ausgelegt, da hat irgendwer schöne Bildchen gemalt, viel mit Mühe und Liebe.

Der vom Stromerzeuger dagegen hat so ein Allerweltsbild, das für jeden Passt, und nur als Aufschrift das Firmenlogo und einen Werbespruch zum Strom für die Festtagsbeleuchtung.

Macht nichts, trotzdem nett.

Ins Grübeln kam ich am 5. Dezember.

Es gab nämlich zwei Türchen „5“.

Weil aber auf einen Blick offensichtlich ist, dass es insgesamt nur die üblichen 24 Türchen gibt, nämlich 4 Reihen zu 6 Türchen, und Leute meines Jahrganges neigen noch dazu, 4 x 6 auszumultiplizieren, wir haben das noch gelernt, folgt, dass irgendwas fehlen muss. Eine kurzer Blick ergab, dass es keine „15“ gibt. Ach, dachte ich, da hat wohl jemand im Eifer des Gefechts versehentlich eine “1” vergessen. Das wird in der Hektik in irgendeinem Graphikprogramm gemacht worden sein.

Macht nichts, einem geschenkten Gaul schaut man nicht auf die Türchen.

Nun fällt mir aber auf, dass es auch zwei „22“ gibt.

Dafür keine „20“.

Ich habe in meinem ganzen Leben noch keinen Adventskalender gehabt, bei dem die Zahlen nicht stimmen, und der hat gleich zwei Fehler.

Das scheint heute nicht mehr so jedem gegeben zu sein, fehlerfrei von 1 bis 24 zu zählen.

Womöglich, weil Mathematik ja „White Supremacy“ und rassistisch ist.

Immerhin der erste Adventskalender meines Lebens, über den ich nachdenke und schreibe.