Ansichten eines Informatikers

2001 und andere Angst-vor-Computern-Streifen

Hadmut
11.12.2023 21:34

Ein Leser hält 2001 für vergleichswürdig.

Den Film War Games hab ich sogar noch.

Dazu würd ich dir einen Vergleich betreffs der KI geben.

2001 – Odyssee im Weltall.

Deren Interaktive KI, sowie deren Zusammenbruch, zwecks Geheimhaltung der Mission.

Jain.

2001 kam mir tatsächlich kurz in den Sinn, als ich vorhin über War Games geschrieben habe, weil ich überlegt habe, welche bekannten Computerfilme mir aus der Zeit tatsächlich noch einfallen. Mir ist noch so ein französischer Klamaukfilm „Nur Computer morden leise“ (1976) eingefallen, aber die Mehrzahl der Filme, die mir noch eingefallen sind, sind neueren Datums und spielen nur in vergangener Zeit, wie etwa „Hidden Figures“ (über die schwarzen Computerinnen bei der NASA), „Sneakers die Lautlosen“ (1992). Tron (1982) war noch wichtig.

Dazu kommen noch verschiedene Serien, besonders die Science Fiction und Weltraumopern, mit ihren Bordcomputern. Ich hatte sogar irgendwann mal einen Artikel über eine ganz frühe Science-Fiction-Serie mit Außerirdischen, deren Phantasiecomputer verblüffend wie Notebooks und ipads aussahen.

Es fällt auf, dass viele der Filme gerade so Ende der Siebziger und in den Achtziger Jahren eine gewisse Angst vor der Ohnmacht vor übermächtigen, undurchschaubaren Computern zum Thema haben (Soziologen und ähnliche würden jetzt von „Kontrollverlust“ und „thematisieren“ schwafeln). Und tatsächlich kamen zu dieser Zeit die ersten einfachen Computer wie C64 usw. in Umlauf und bekamen die ersten Leute richtig Angst.

Ob das allerdings bei 2001 (1968) schon der Fall war, würde ich jetzt nicht so sicher annehmen, weil Computer 1969 noch ziemlich unbekannt waren. Da entstand der Film nicht aus der Angst, sondern beruhte darauf, den damals noch neuen Gedanken eines selbständig agierenden bösartigen Computers erst zum Bedrohungsthema zu machen. Außerdem spielt 2001 ja in einer – aus damaliger Sicht – fernen Zukunft.

Zum Vergleich: In der ersten Star Trek-Serie (1966 bis 1969) spielen Computer zwar auch schon manchmal eine Rolle, mitunter auch eine bedrohliche, aber nicht konkret genug. Es gibt zwar eine alberne Blechbüchse namens NOMAD, die aus einer Raumsonde entstanden ist (was sie im ersten Kinofilm noch einmal als Vyger/Voyager aufgriffen), und einen fiesen Computer, der einen Planeten unter Kontrolle hat und so weiter, aber eigentlich und im Großen und Ganzen war die NCC1701 Enterprise noch analog. Dass wurde sogar in der dritten Staffel von Star Trek Picard zum Plot gemacht, dass die modernen Schiffe digital angreifbar sind und sie deshalb die NCC1701D aus dem Museum holen müssen, weil selbst die noch in wesentlichen Teilen analog gewesen sei. Da lief die Computerbedrohung noch unter „fremde Welten in fremden Galaxien“.

Wo wir gerade bei dystopischen Zukunftsromanen sind: Im Prinzip war auch 1984 ein Roman über die Angst vor Computern, nur eben ohne Computer, weil Orwell und das Publikum diese Technik noch nicht kennen konnten und deshalb analoge „Telescreens“ mit menschlicher Bedienung vorkamen. Das Grundkonzept ständiger Kommunikation und Überwachung ist aber da.

Kurios daran ist, dass wir heute auf dem Stand der Technik angekommen sind, in dem all diese Befürchtungen und Dystopien tatsächlich eingetroffen sind und wahr wurden. Statt aber jetzt in angemessene und angesagte Panik zu verfallen, schlägt das ins Gegenteil um: Jeder freut sich über Digitalisierung und KI, weil die uns endlich die Arbeit abnehme.

Komischerweise sind heute nicht nur die Computer weitaus bedrohlicher und gefährlicher, es ist auch viel schwerer geworden, den Leuten Angst vor Computern zu machen.