Ansichten eines Informatikers

„Die Auszahlungsprozesse laufen bereits“

Hadmut
6.12.2023 17:35

Es gibt Dinge in der IT, die ich als Informatiker nicht verstehe.

Es kam vorhin im Fernsehen, jetzt finde ich es auch Online: Obwohl das Geld fehlt und sich die Regierung nach dem 60-Milliarden-Einschlag noch immer nicht auf einen neuen Haushalt geeinigt hat, wird den Bürgergeld-Empfängern ab (oder zumindest im) Januar ein erhöhtes Bürgergeld ausgezahlt, und das sei „technisch nicht mehr zu ändern“.

BZ-Berlin:

Während Kanzler und Minister noch immer versuchen, die Milliarden zu finden, mit denen das Haushaltsloch gestopft werden kann, werden die Spielräume für die Ampel-Regierung immer enger. Heute stellte die Arbeitsagentur klar: Die Erhöhung des Bürgergelds ist nicht mehr zu stoppen!

„Die Auszahlungsprozesse laufen bereits“, sagte ein Sprecher der Bundesagentur für Arbeit der Funke Mediengruppe. „Es ist technisch nicht mehr möglich, für Januar 2024 andere als die bisher veröffentlichten Werte umzusetzen.“

Heißt im Klartext: Die mehr als fünf Millionen Bürgergeld-Empfänger in Deutschland bekommen ab Januar mehr überwiesen. Im Schnitt ist es ein Plus um rund 12 Prozent. Alleinstehende kommen dann auf 563 Euro.

Verstehe ich nicht.

Wir haben den 6. Dezember.

Und es soll nicht mehr möglich sein, die Auszahlungen für Januar zu ändern, weil „die Auszahlungsprozesse bereits laufen“?

Ehrlich gesagt, das verstehe ich nicht. Wann werden die denn überwiesen? Gehälter in Firmen weist man doch auch nicht dreieinhalb Wochen vorher an. Schicken die da einen Stapel Lochkarten per Post hin?

Ich würde ja noch in gewisser Weise verstehen, wenn man sagt, dass man es nicht erhöhen kann, weil nicht genug Geld auf den Konten ist. Aber umgekehrt, es nicht zu erhöhen und nur soviel zu überweisen wie bisher sollte doch kein erkennbares Problem enthalten.

Und wir reden ja auch nicht von Milliarden Menschen. Wir reden von 5,5 Millionen. Wenn jeder Überweisungssatz – großzügig – 200 Byte lang ist, ist das ein Gigabyte an Daten. Die meisten Fernseh- und Kinofilme, die ich auf Platte habe, sind als Datei größer. Was soll daran drei Wochen dauern?

Irgendwie scheinen die ihre Prozesse nicht im Griff zu haben.

Es könnte natürlich sein, dass die schon irgendwelche Bescheide verschickt haben und die rechtskräftig sind oder die Leute da Einspruch einlegen würden, wenn man die änderte. Oder dass die einfach nicht wollen, etwas nicht auszuzahlen, was schon versprochen war, weil Leute sich darauf eingestellt haben. Das wäre in gewisser Weise verständlich, aber dann soll man das auch so nennen und nicht so tun, als wäre es „technisch“ nicht möglich.

Es mag – mehr oder weniger gute – Gründe für eine Auszahlung geben. Aber es leuchtet mir zumindest ad hoc nicht ein, welche technischen Gründe das sein könnten.