Ansichten eines Informatikers

Der Unabomber

Hadmut
4.12.2023 16:25

Irgendwann muss ich mir mal dessen Manifest genau durchlesen.

Kennt Ihr noch den „Unabomber“? Theodore „Ted“ Kaczynski?

Hochbegabter Mathematiker, der zum Gesellschaftskritiker, Eremit und Paketbombenversender wurde. Einer der bekanntesten und aufwendigsten Kriminalfälle in den USA, sie hatten größte Mühe, den zu fassen. Es gelang auch nur, weil sein Bruder in an Formulierungen in seinem „Manifest“ erkannte und verriet. In gewisser Weise das, was bei uns einst „Dagobert“ war.

Saß für immer und ewig eingebuchtet im Hochsicherheitsgefängnis. Er ist neulich gestorben.

17 Jahre lang hatte der Bomben verschickt und Zeitungen dazu gezwungen, sein „Manifest“ zu veröffentlichen, das im Grunde grün war: Er wandte sich gegen die moderne, industrialisierte Welt und Umweltzerstörung. Durch die industrielle Revolution sei ein industriell-technologisches System entstanden, das Umwelt, Natur, Menschen zerstöre. Hört sich an wie eine Mischung aus Marx und Grünen, kann man aber auch als Kritik daran interpretieren. Er sagt, dass nahezu alles, was wir heute machen, eine Art Ersatzhandlung sei, weil durch die Industrialisierung der Überlebenskampf weggefallen sei, und das alles eben nicht gut sei. Konsequenterweise hat er auch jahrelang in einer Hütte ohne Strom und Wasser in der Wildnis gelebt, so wie er sich das vorstellte.

Es gibt einige zitierte Aussagen von ihm, die recht gut und zutreffend unsere Gesellschaft beschreiben, und dumm war der ganz sicher nicht.

Die Tage hatte ich für diesen unseren Staat die Bezeichnung „sozialkrank“ gewählt (und dabei gleich in der Überschrift noch einen blöden Schnellschreibfehler gemacht, nämlich „Demokratie“ statt „Bürokratie“ geschrieben, es ging mir darum, dass dieser Staat mit seiner immer weiter ausufernden Bürokratie alles zerstört) und gesagt, dass es das nicht genau trifft, ich aber noch nach einem besseren Begriff suche. Darauf gab es folgende Antwort:

Es würde sehr genau passen.

Die Ur-Motivation der Linken war ja, dass Marx – man kann sich darüber streiten, ob Marx der Erfinder dessen war, oder ob er nur einfach den Zeitgeist zusammenplagiiert hat – erkannt haben wollte, dass uns die Dampfmaschinen alle Arbeit, und in der Konsequenz auch Arbeitsplätze und Einkommen wegnehmen würden.

Seither ist dieser ganze Linken-Komplex notorisch-krankhaft damit beschäftigt, eine Gesellschaft zu organisieren, in der man nicht mehr arbeiten muss und kann. Deshalb Bullshit-Studiengänge, deshalb Frauenquote und Lohngleichheit (Quality is a myth, beeing „part of the fun“), deshalb Bürgergeld, Mindestlohn und sowas alles, weil sie Arbeitsplätze nur noch für eine Art Zeitvertreib, Selbstverwirklichung und Gehaltsverteilung hält.

Und genau daran kranken wir ja.

Was sich paradox anhört, denn dieselben Leute meinen ja, dass wir jetzt Fachkräftemangel haben und dringend Arbeiter importieren müssen, was aber dann, soweit es überhaupt stimmt, nur eine Folge ist, dass wir das Erlernen von Arbeiten abgeschafft haben, und das Wollen gleich mit dazu. Und zwar schneller, als den Bedarf an Arbeit.

Andererseits meinen sie, dass wenn wir erst die sozialistische Paradiesgesellschaft haben, in der keiner mehr arbeitet und Milch und Honig von den Bäumen fließen, und man linke Politiker braucht, um Milch und Honig „gerecht“ an alle zu verteilen, das ja dann auch beliebig skaliert. Denn wenn man postuliert, dass Milch und Honig alleine von den Bäumen fließen, ohne dass sie vorher irgendwer hinaufschafft, kann man auch die Zahl der Bäume beliebig postulieren.

Auch wenn sich die Aussagen Kaczynskis sehr links anhören, ist es im Prinzip doch eine Kritik an der Linken, die davon ausgeht, dass es keinen Versorgungs- und Überlebenskampf mehr gibt, sondern nur noch Ersatzhandlungen. Man unterstellte ja beim „Bedingungslosen Grundeinkommen“, dass dann jeder irgendwie und aus unerfindlichen Gründen das arbeitet, wozu er gerade Lust hat, was ihm gerade Spaß macht. Kanal reinigen. Straßen asphaltieren. Verbrecher jagen. Sowas. Als wären wir Wesen, die von Natur aus arbeiten wollen, denen man aber die Gelegenheit zur Arbeit nimmt.

Und gerade SPD und Grüne sind ja die Partei, die Lobbyorganisation derer, die nichts lernen, nichts arbeiten und gratis versorgt werden wollen, und sich dazu einbilden, sie wären im Paradies mit solchen Bäumen, während sie es in Wirklichkeit nur anderen per Steuerraub nehmen und dann zur Rechtfertigung vom „Reichen Land“, von den „Erben“ und so weiter faseln. Von so vielen Leuten, die unverdient reich geworden seien. Als gäbe es diese „Milch- und Honig“-Bäume, nur deren Milch- und Honig-Flüsse seien ungerecht verteilt, gingen nur an wenige, und müssten deshalb „umverteilt“ werden.

Im Prinzip sind wir damit genau das, was Kaczynski als „übersozialisiert“ beschrieb.

Ich muss das Manifest mal genau lesen.

Nachtrag: Nicht nur Milch und Honig fließen in deren Vorstellung von den Bäumen, auch Geld und Energie. Das, was ich seit Jahren als „Bei uns kommt x aus der Steckdose“ beschreibe.