Ansichten eines Informatikers

Feindbild SUV

Hadmut
19.5.2023 17:43

Eine seltsame Erkenntnis.

Sorry, Leute, Bilder sind aus Gründen des Datenschutzes und der Anonymisierung nicht drin.

In Deutschland gibt es ja einen regelrechten Krieg der Linken und der Klimaterroristen gegen SUVs. Was ich schon immer lächerlich fand, denn bei der Bundeswehr bin ich Iltis und sowas gefahren, in Australien und Neuseeland Quadbike, in Afrika Gelände-LKW, und für mich ist ein SUV so sehr Offroad-Fahrzeug wie ein Mann mit Schminke eine Frau ist. Das ist irgendwie so I identify as an all terrain vehicle. Wenn ich schon die Abkürzung höre: Sport Utility Vehicle. Großstadtkrieger.

Wenn ich in Zypern bin, nehme ich immer den kleinsten und billigsten Mietwagen, den es gerade im Angebot gibt. Mir eigentlich auch egal, ich fahre alles, was mindestens drei Räder hat. Ich sitze ja eh nur alleine drin, und abgesehen davon, dass ich mal einen großen Flachbildfernseher und IKEA-Möbel drin transportiert habe, habe ich selten mehr rumzufahren als ein paar Lebensmittel aus dem Supermarkt oder Badeklamotten. Da tun es Kleinwagen völlig. Oder, wie man bei den Mietwägen auch unterscheidet, Kleinstwagen. Die gibt es auch noch. Der Unterschied ist mir nicht ganz klar, weil sie soviel kleiner auch nicht aussehen, aber in der Liste der Fähigkeiten sind weniger Koffer für den Kofferraum angegeben. Was, wie ich vermute, Bluff ist. Als ich mal in Neuseeland ein Wohnmobil gemietet habe, bisschen größer, man will ja nicht nur Platz, sondern mir sind die kleinen auch zu teuer, weil die für Paare sind, während die großen für Familien angeboten werden, und da gab es welche für 4 und welche für 6 Personen. Was natürlich nicht toll ist, sondern heißt, wenn man sich eng bügelt und faltet und alle Klappbetten rausholt, man gerade so reingeht. Auf dem Plan waren die gleich lang, aber innen sollte der 4er-Camper mehr Platz haben, bessere Küche, größeres Klo. Also den 4er angekreuzt. Was bekam ich? Einen 6er mit nur 4 Bettdecken. Ei, ich wollte doch einen 4er mit mehr Platz haben? Denn gibt es gar nicht. Davon haben sie nur einen einzigen für die Fotos gebaut. Jeder bekommt einen 6er, sie haben nur 6er, damit sie die Flotte zu zwei Preisen anbieten, aber einheitlich und einfacher handhaben können. In Adelaide hatte ich mal ein richtig billiges Hotel gebucht und bin in einem Luxus-Zimmer gelandet. Das Billig-Hotel gab es gar nicht. Weil sie nicht ausgebucht sind, müssen sie zu niedrigeren Preisen anbieten. Damit sie sich die Preise nicht kaputt machen, tun sie das unter dem Namen eines einfachen Billig-Hotels, das es gar nicht gibt. Nennt sich dann „free upgrade“. Bei meinem Auto in Deutschland habe ich auch die Variante mit dem stärkeren, teureren Motor, und habe dann erfahren, dass er bis auf die Kennkurve in der Steuerelektronik völlig identisch zum schwächeren ist, aber es habe sich nicht gelohnt, zwei Autos zu entwickeln. Und so gibt es wohl Klein- und Kleinstwagen.

Nun habe ich in Zypern in der Nachbarschaft ein junges Paar. Sie, zierliche, junge Frau, fährt ein brachiales Trumm von SUV. Sowas, was in Berlin niedergebrannt würde.

Was mich an eine Rechtsanwältin erinnert. Als ich mal in einer Rechtsabteilung gearbeitet habe, hatte ich da eine Kollegin, Juristin, zierliche Frau, reicher Mann mit Anteil großer Kanzlei, die so ein Kriegsschiff fuhr. Als ich mal erstaunt guckte, erklärte sie mir, dass Frauen unheimlich gerne große, stabile, derbe Autos fahren, in denen sie sich sicher fühlten und hoch sitzen, den Überblick haben. Das sei ein blödes Klischee, dass Frauen gerne so kleine Autos führen. (Stimmt nicht ganz, vor der Einführung der Servolenkung und der Bremskraftverstärker wollten sie wirklich kleine, leichte Autos.) An die musste ich denken.

Mir ging einige Male die Frage durch den Kopf, ob das an meinem männliche Ego kratzen könnte, dass die junge Frau da so eine brachiales Ding fährt, und ich einen unauffälligen Kleinwagen.

Ich kam zu dem Ergebnis, dass meine Männlichkeit das locker aushält, ich aus diesem Alter, in dem ich nie war, auch längst raus bin, und mir das eigentlich auch egal ist.

Neulich hatte ich mal meinen Mietkleinwagen, so ein putziges kleines Ding, direkt neben ihrem Trumm geparkt.

Und da fiel mir etwas auf. Ich wollte es erst nicht glauben, bin ein paar Mal außenrum gelaufen um zu gucken.

Mein Kleinwagen war nicht kleiner als deren SUV.

Der war vielleicht 2cm höher, sah nur wegen der großen Dachreeling höher aus.

Der war nicht breiter.

Der war auch nicht länger. Im Gegenteil. Durch das Design hatte der eine flache Heckscheibe, während mein putziger Kleinwagen, der nicht schick aussehen sollte, sondern einfach nur praktisch sein sollte, eine sehr steile Heckscheibe deshalb oben „mehr Heck“ hatte. So gesehen war der „Kleinwagen“ sogar etwas größer als der SUV. Der SUV hat größere, auffälligere Radkästen. Breitere Reifen. Hochgezogene, wulstige Stoßfänger. Mehr Kanten. Andere Kanten. Beim Kleinwagen dominieren vertikale Linien. Der SUV hat harte, klare Linien. Signaltechnisch würde man Hochpass sagen. Beim Kleinwagen alles abgerundet, geschwungen, unaufdringlich. Wie durch den Tiefpassfilter, ein rundgelutschtes Drops. Beim SUV dominieren diagonale und horizontale Linien. Wie bei Kleidung, Längs- und Querstreifen machen schlank oder dick. Und wie bei der Bildgestaltung beim Fotografieren. Virtikale wirken langweilig, Diagonale bringen Dynamik ins Bild. Der SUV hat einen prägnanten, aggressiven Namen, der groß draufsteht. Der Kleinwagen klingt nach belangloser Schlaftablette, einfach nach gar nichts. Der SUV wirkt höher, größer, weil er eine höhere Fensterlinie hat, letztlich aber nur kleinere Fenster.

Ich stand davor und dachte „Das gibt es doch nicht, das Ding sieht viel größer aus und ist es nicht?“

Das Ding hat einfach ein brachiales Design, mit vielen Details und Kanten, Streifen, Details, die das Ding einfach größer und gewaltiger wirken lassen. Der „Kleinwagen“ dagegen hatte glatte Flächen, hohe Heckleuchten, keine „Schminke“, weshalb der nach nicht viel aussieht. Verzicht auf jede Aggressivität. Einfach unauffällig. Er wirkt kleiner, aber ist es nicht. Der SUV ist nicht größer, er ist nur in aggressives Geschenkpapier eingewickelt.

Eigentlich ist es ja eine Art Käuferverarsche.

Aber es ist schon erstaunlich, wieviele Gutmenschen und Ökofromme darauf hereinfallen und einen Krieg gegen SUVs führen, obwohl der nur ein bisschen anders geschminkt ist.