Ansichten eines Informatikers

Die Todesspirale von San Francisco

Hadmut
13.5.2023 11:24

Erst kamen die Linken.

Dann der Sozialismus und die Wokeness.

Dann hat sich San Francisco selbst aufgegeben.

San Francisco ist ja auch so ein Dauerthema hier im Blog. Ich habe ja immer die Berichte hier verarbeitet, aber am frappierendsten fand ich doch, als ich unlängt mal beim Ausmisten alter Steuerunterlagen und Belege auf die Kuverts mit den alten Kassenzetteln und Kreditkartenbelegen von meinen Konferenz-USA-Reisen in die USA in den 2000er-Jahren gestoßen bin. Auf einmal hatte ich Läden wieder in Erinnerung, die ich längst vergessen hatte. Man denkt ja nach Jahren nicht mehr daran, wo man sich ein Eis, etwas zu trinken, eine Kappe oder irgendwas sonst gekauft hat, aber wenn man dann den Kassenzettel sieht und überlegt, was man da gekauft hat, oder es damals draufgeschrieben hat, kann man sich doch wieder erinnern, wie der Laden aussah, was man mit dem Verkäufer geredet hat. Das ist ja einer der Gründe, warum ich von Reisen die Kassenzettel und Kreditkartenbelege immer sammle. Nicht nur, um die Kreditkartenabrechnung zu prüfen, sondern auch, weil man damit weiß, wann man wo war. Wo war dieses tolle Geschäft, das … und so weiter. Als ich dann aber auf Google Streetmap die Adressen eingab, um mal zu sehen, wie es da heute aussieht, war ich entsetzt. Obwohl ich viele Gebäude sogar noch ungefähr wiedererkannte, waren die Läden fast alle weg. Manchmal irgendwelche Mode-Klamottenläden, meistens aber einfach mit Brettern vernagelt und vergammelt. Zu. Dicht. Tot.

Es ist eine Schande. Denn noch, als ich dort war, war San Francisco eine richtig schöne Stadt. Gut, es gab auch da schon üble Ecken, und die Hoteliers markierten einem auf den Plänen mit Textmarker, welche Gegenden man nicht betreten sollte. Aber als ich mal fragte, warum eigentlich, ob man da angegriffen würde, hieß es, nein, so wirklich gefährlich sei das nicht, aber die würden besonders Touristen dort sehr aggressiv anbetteln und belästigen. Es sei unangenehm, aber nicht richtig gefährlich. Ich habe mich da eigentlich recht wohl gefühlt – für amerikanische Verhältnisse. Ein richtig übles Hotel hatte ich erwischt, richtig gammelig und dreckig, sowas gibt es in den USA, aber schnell gewechselt. Dafür bin ich leidenschaftlich gern cable car gefahren.

Und dann sowas. Man wollte belegen, dass das alles nicht stimmt und übertrieben ist, musste aber feststellen, dass es alles stimmt. Und dass sich die negativen Effekte gegenseitig verstärken, San Francisco in einer Abwärtsspirale ist.

Aus dem Artikel:

A week earlier, the San Francisco Chronicle ran an article: “Cities Are Struggling. San Francisco Could Be in the Biggest ‘Doom Loop’ of All.” The phrase “doom loop” was recently repopularized by Arpit Gupta, a finance professor at NYU, in a paper he wrote last year with two Columbia B-school professors called “Work From Home and the Office Real Estate Apocalypse,” about the consequences for American downtowns of workers remaining remote.

The doom-loopy vision laid out for downtown SF was not pretty: Workers don’t return, offices remain empty, restaurants shutter, transit agencies go bankrupt, tax bases plummet, public services disappear. According to research from the University of Toronto, cell-phone activity in downtown SF is 32 percent of pre-pandemic levels. That number is 75 percent in New York.

Der Absturz der Städte wird gerne als Folge des Home Office und damit der Pandemie beschrieben. Das ist aber höchstens die halbe Wahrheit. Denn die Städte waren ja vorher schon kaputt. Man hat nur ledigliche die arbeitende und Steuern zahlende Mittelschicht festhalten können, weil die ja Jobs brauchen. Sobald die nicht mehr ortsgebunden waren, haben die die Flucht angetreten.

Interessant ist dabei, dass sich der Versuch, die Lage zu beschönigen, dabei als kontraproduktiv erwiesen hat. Wenn man versucht, die Probleme herunterzureden, während draußen die Leute umgebracht werden, laufen die Leute nur umso schneller davon.

The night the Chronicle published its doom-loop article, Manny’s, an event space in the Mission, hosted a public discussion on what to do about the death spiral. The panelists tried to sound optimistic. “We just need to fix San Francisco’s dysfunctional permitting system!” “We can find an affordable way to turn some of the office space into housing.” “We should fund artists to repopulate downtown!”

Five days later, Cash App founder Bob Lee was killed. Immediately people invested in the doom-loop narrative started mouthing off. “You know, where he was killed used to be a good part of San Francisco,” Lee’s friend Jake Shields told me, as he told anybody who would listen in those first few days. Shields, an MMA fighter, had moved to Las Vegas. Lee had moved to Miami. Everyone with brains had left. Never mind the fact that violent crime rates in San Francisco were pretty low, lower than in most American cities of comparable size, lower than in San Francisco in years past. SF was a cesspool! — that was the doomers’ argument. City leaders, along with the rest of the populace, were “too compassionate, like so compassionate that they do not care.”

The result, according to Shields, was not just an office apocalypse. It was unmitigated, spiraling, homicidal doom. “You can do whatever you want. You can shit in the streets,” Shields said. “The logical next step is to start killing people.”

Und auf den Straßen verrotten die Leute regelrecht:

Meanwhile, the Blick security guard kept texting me videos. He needed someone to see what he was seeing out there, on his patch of Market Street, between Fifth and Sixth. Did I know how the black markets worked? Had I walked down Market Street at night? Did I know that some of the street addicts were rotting, literally: their decomposing flesh attracting flies. The Anthropologie, where he used to work, announced it would close. “What it really feels like living in San Francisco is that you’re lying to yourself,” he said. “Oh, I live in San Francisco. It’s so nice. When you walk by the junkies you’re like, They don’t exist. they don’t exist. You’re lying to yourself.”

A week later, a security guard, working at a Walgreens a block from Blick, shot and killed a 24-year-old. He would tell Jonah Owen Lamb at the San Francisco Standard, “It’s a lot to deal with. It’s a lot of pressure. A person can only take so much … When you are limited to certain options, something will happen … Who has my back? Nobody?”

Man könnte ja nun auf die Idee kommen, dass das mit der Wokeness, der Diversität, dem Sozialismus nach empirischer Beobachtung eine Scheiß-Idee ist und in den Untergang führt. Das tut man aber nicht. Linke sind nicht in der Lage einzusehen, dass ihr Gesellschaftsmodell schlicht und einfach nicht funktioniert. Sie üben sich ständig in „Kritik“ und beschweren sich über alles an Kapitalismus und weißen Männern, aber ich könnte mich nicht erinnern, jemals irgendwo Selbstkritik gesehen zu haben, mal eine Analyse gesehen zu haben, warum der Sozialismus eigentlich nicht funktioniert, nachdem empirisch offenkundig ist, dass er nicht funktioniert.

Hätten Geisteswissenschaftler eine wissenschaftliche Ader, dann würden sie Städt wie San Francisco untersuchen und sich die Frage stellen, warum es in der Realität anders läuft als in der Theorie vorhergesagt. Wissenschaftlich nämlich ist das der Nachweis dafür, dass die Theorie falsch ist. Man verspricht sich und anderen immer das Paradies, das sich von selbst einstellt, wenn man erst alles kaputtgeschlagen hat, aber das Paradies kommt nicht. Es kommt nur San Francisco.

Und man könnte sich ja dann auch mal die Frage stellen, warum das in Deutschland eigentlich anders laufen sollte als in San Francisco. Worauf die Erwartung beruht, dass bei uns dann aber ganz bestimmt das Paradies käme.