Ansichten eines Informatikers

Als Baerbock die Edo beleidigte

Hadmut
12.5.2023 20:54

Aktuelles von unserer diplomatischen Bundesaußendampfwalze. Und davon, warum man eher von Berlin-Porzellan als von Benin-Bronzen reden sollte.

Dass man die beleidigt, ihnen auf den Schlips tritt, was vor den Latz knallt, mit denen man gerade eine Gegnerschaft hat, gehört ja vielleicht noch irgendwie zum Geschäft. Dass sich Baerbock mit Russen und Chinesen angelegt und dort negativ aufgefallen ist, wurde ja von einigen Leuten noch goutiert und für gut, richtig, erforderlich gehalten, das sei ja ihre Aufgabe. Das ist nicht meine Meinung, aber es ist eine – wie die Juristen sagen würden – vertretbare Meinung. Man kann durchaus die Meinung vertreten, dass Streit vom Zaun zu brechen wider alle diplomatische Gepflogenheit zu den Erforderlichkeiten unserer Zeit gehöre, anderen eher in den Hintern zu treten, als in selbigen zu kriechen, und auf einen groben Klotz nun mal ein grober Keil gehöre.

Ich habe spätestens dann ein Problem damit, wenn jemand seine persönlichen Animositäten vom Amt nicht mehr trennt, und das Amt für sein persönlichen Kriege missbraucht.

Es ist eigentlich dasselbe Problem wie das mit Feministinnen in der Wissenschaft, die meinen, dass „Wissenschaft“ dazu da wäre, ihre persönlichen Ideologie- und Meinungskriege auszutragen.

Und es ist auch das, weshalb für mich dann in meinem letzten Job das Maß voll war: Ein Kollege stänkerte lautstark und teils ausfällig gegen mein Sicherheitskonzept, konnte aber keinen einzigen triftigen und zutreffenden Grund äußern. Es stellte sich heraus, dass der gar nichts gegem mein Sicherheitskonzept hatte, sondern von seiner Vorgesetzten dazu angewiesen worden war. Auch die konnte auf die Frage, was ihr an meinem Sicherheitskonzept nicht gefalle, überhaupt nichts erklären oder begründen, und sagte stattdessen, dass ihr mein Blog nicht passe. Obwohl das eine mit dem anderen überhaupt nichts zu tun hatte. Da stellt sich so ein Danisch-ist-böse-Gefühl ein, und dann ist eine sachliche Trennung nicht mehr möglich, dann ist einfach alles böse, was irgendwie von mir kommt. Nicht mehr in der Lage, sachlich zu denken.

Dabei kommt diese Einschätzung nicht mal nur von mir. Das steht sogar in der Gender-Literatur. Da nämlich heißt es, dass Wissenschaft frauenausgrenzend wäre, weil man erwarte, dass die Forscher von ihrem eigenen Ich und ihrem Körper abstrahieren und sich objektiv, unabhängig von sich selbst, von der eigenen Sexualität verhalten sollten. Das aber könnten Frauen überhaupt nicht. Deshalb sei Wissenschaft inhärent frauenausgrenzend und müsse erst von aller Objektivität und allem abstrakten Denken befreit werden, um sie Frauen zugänglich zu machen. Man muss Genderistinnen nicht für blöd erklären, das tun die schon selbst. Man muss nur mal lesen, was die schreiben. Dabei haben die vermutlich gar nicht mal Unrecht damit, denn das könnte und dürfte wohl auf geschlechtsbezogenen Unterschieden im Gehirn beruhen – den Unterschieden, die es laut Genderasten ja gar nicht gibt. Sie behaupten gleichzeitig, dass es keine Unterschiede gibt und dass Wissenschaft wegen eben der Unterschiede frauenausgrenzend sei. Diesen Dualismus aus Gleichheits- und Differenzfeminismus, der die Unterdrückung zur Tautologie macht, hatte ich ja neulich schon beschrieben.

Die Konsequenz daraus wäre, die Frage zu stellen, ob Frauen überhaupt Außenministerin sein können. Denn wenn es ihnen an genau der Eigenschaft fehlt, deren Fehlen laut – von Frauen geschriebener! – Genderliteratur die Wissenschaft frauenausgrenzend macht, müsste auch die Außenpolitik frauenausgrenzend sein, denn da wird ja dieselbe Eigenschaft verlangt, nämlich objektiv zu denken und von seinen persönlichen Animositäten zu abstrahieren.

Baerbock kann das offensichtlich nicht.

Prinz Okpame-Edward Oronsaye ist sauer

Die Berliner Zeitung schreibt, der Prinz sei sauer. Benin-Bronzen: Das denkt ein Mitglied der Königsfamilie über Annalena Baerbock

„Hören Sie auf, die Intelligenz des Volkes der Edo zu beleidigen“, sagt Prinz Okpame-Edward Oronsaye. Er reagiert in der Berliner Zeitung auf die Empörung in Deutschland.

Das ganze feministische Linkstum ist eine einzige Beleidigung, weil sie sich notorisch als Vertreter irgendeiner Gruppe aufspielen, um sich größer zu machen, um jemanden zu repräsentieren, ohne zu fragen, ob die das überhaupt wollen. Ohne ein Mandat zu haben. Ich hatte ja schon beschrieben, dass der Gretaismus genau der Effekt, gemischt mit Größenwahn ist, nämlich sich als Vertreter gleich der ganzen Erde aufzuspielen.

Okpame-Edward Oronsaye hat sich an die Berliner Zeitung gewandt, als in Deutschland die Diskussion um die von Annalena Baerbock an Nigeria zurückgegebenen Benin-Bronzen aufflammte.

„Es wäre gut, wenn Ihre Redakteure die historischen Fakten kennen und lernen, damit zu leben“, schrieb er in seiner Mail.

„Hören Sie auf, die Intelligenz des Volkes der Edo zu beleidigen.“ Okpame Oronsaye gehört zur Königsfamilie, er bekleidet den Rang eines Prinzen, und hat ein Buch über die Geschichte des Königshauses von Benin verfasst.

Okpame Oronsaye erklärt, warum die Bronzen nicht in dem Edo Museum for African Art gezeigt werden, das Deutschland bereits mit vier Millionen Euro finanziert hat. „Das ist nicht unser Museum“, sagt er, und greift in dem Zusammenhang die Sprecherin der Benin-Dialogue-Group Barbara Plankensteiner aus Hamburg an.

Im Interview mit der Berliner Zeitung erklärt er, wer der Oba ist, dem die Bronzen nun gehören sollen, welche Position dieser in Nigeria hat und warum dieser seiner Meinung nach der einzig mögliche Besitzer der Bronzen ist. Auch äußert er Unmut über die in Deutschland geäußerten Befürchtungen, der Oba könne die Benin-Bronzen verschwinden lassen oder gar verkaufen. „Das ist eine Beleidigung!“ Warum der Oba sein Erbe niemals verkaufen würde, erläutert er hier.

Naja, also mir hatten sie in Afrika erklärt, dass die dort wirklich alles verhökern. Sie wollen nur nicht, dass die Weißen es sehen.

Okpame-Oronsaye kritisiert auch die Art des Auftritts der deutschen Außenministerin Annalena Baerbock in seinem Land. „Es tut mir leid, aber Ihre Außenministerin ist zu jung. Sie hat keine Erfahrung, und manchmal merkt man das, wenn sie spricht.“ Dann erklärt er, was Baerbock in Nigeria nicht hätte sagen sollen.

Sie beziehen sich auf einen zweiten Artikel dazu. Darin erfährt man dann auch, was es mit diesen Bronzen auf sich hat:

Sie bedeuten nicht nur dem Oba etwas, sondern dem gesamten Volk der Edo. Das sind auch nicht alles Bronzen, sondern es gibt auch Elfenbeinschnitzereien, Skupturen aus Messing und so weiter. Aber vor allem sind in diesen sogenannten Bronzen die Geschichte, die Tradition und Kultur der Edo bewahrt. Die Edo hatten keine Schriftkultur. Die Bronzen repräsentieren bildhaft historische Ereignisse oder Persönlichkeiten. Als die britische Königin Elisabeth 1956 den Oba von Benin besuchte, ist zum Beispiel eine Bronze geschaffen worden, die daran erinnert. Und wenn der Oba in den Himmel aufsteigt, oder eine andere Person aus dem Stamm der Edo, dann wird eine Schnitzerei angefertigt, die auf den Schrein kommt, zur Erinnerung. Die Benin-Bronzen sind also nicht in erster Linie Kunstwerke, sie sind eine Art Geschichtsschreibung. Schon als die Portugiesen Ende des 15. Jahrhunderts als erste Europäer in das Königreich von Benin kamen, wurden von ihnen Bronzen angefertigt.

Und dann kam Annalena.

Als die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock im Dezember 2022 nach Nigeria kam, um 20 Benin-Bronzen zurückzugeben, sagte sie, diese gehörten nun wieder dem nigerianischen Volk. Gibt es dieses nigerianische Volk überhaupt, ist Nigeria nicht ein Vielvölkerstaat?

So ist es. In Nigeria leben 250 Stämme.

[…]

Aber die deutsche Außenministerin hat die Benin-Bronzen der nigerianischen Regierung übertragen, nicht dem Oba.

Machen Sie sie dafür nicht verantwortlich. Ihre Berater haben die Frau nicht informiert.

Der nigerianische Präsident hätte sie informieren können.

Das Problem ist, dass es ein paar Leute gibt, die dieses Edo Museum of African Art errichten wollen, um die Bronzen dort zu zeigen.

Wer ist das?

Barbara Plankensteiner aus Hamburg.

Ah, die Leiterin des Museums am Rothenbaum, die auch die Sprecherin der Benin Dialogue Group ist, die die Rückgabe von Benin-Bronzen aus deutschen Museen koordiniert.

Und der Gouverneur des Bundesstaats Edo. Dabei hat ihn der Oba von Benin gewarnt, das nicht zu tun, und gesagt, die Bronzen gehörten dem Volk der Edo.

[…]

Die deutsche Außenministerin hat anlässlich der Rückgabe der Benin-Bronzen in Nigeria gesagt, sie sei hier, um ein Unrecht wieder gutzumachen. Empfinden Sie das auch so?

Es tut mir leid, aber Ihre Außenministerin ist zu jung. Sie hat keine Erfahrung, und manchmal merkt man das, wenn sie spricht. Sie hat es übertrieben. Das ist das Problem mit Ihrer Außenministerin. Sie weiß nicht, wie man sich diplomatisch ausdrückt. Und anscheinend hat sie keine guten Berater. Die Deutschen haben uns nichts gestohlen. Das waren die Briten.

Aber die Deutschen wussten, dass sie Kriegsbeute kaufen.

Sie hätte einfach sagen sollen, das sind Sachen, die wir zurückbringen, weil sie Ihnen gestohlen worden sind. Wir haben sie gekauft, aber wir wissen, dass sie eigentlich Ihnen gehören. Die Worte, die die deutsche Außenministerin in Nigeria gesagt hat, kann sie in Namibia benutzen, in Kamerun, in Togo und Tanganjika, dem heutigen Tansania. Denn dort waren die Deutschen die Kolonisatoren.

Man bekommt den Eindruck, dass Baerbock ziemlich wenig Ahnung von den Ländern hat, in die sie geht, um Reden zu schwingen. Als wäre das irgendeine grüne Veranstaltung, wo man einfach alles rausplärren kann.

Der Brüller ist ja der:

Der Generaldirektor Abba Tijani ist in Stuttgart voll des Lobes für Deutschland: Man habe die internationale Debatte über die Benin-Raubkunst eröffnet und vorangetrieben, „obwohl die Deutschen ja gar nicht die Kolonialherren in Benin waren“. Nigeria habe alle Voraussetzungen geschaffen, sei „well prepared“, um die Kunstwerke zu bewahren und dem Publikum zu präsentieren.

Das heißt, es gäbe diese ganze Diskussion, den Streit, die Probleme gar nicht, wenn wir nicht selbst die Büchse der Pandora geöffnet hätten.

Büchse der Pandora:

“Die Büchse der Pandora” [..] stammt aus der griechischen Mythologie. Ein Mythos erzählt, dass Pandora die erste Frau gewesen sei, die es auf der Welt gab. Denn Zeus, der höchste Gott in der griechischen Mythologie, hatte Pandora aus Lehm einst erschaffen lassen. Jedoch nicht aus gutem Willen für die Menschheit, sondern als Strafe!

Denn der junge Titan Prometheus hatte nach dem Ebenbild der Götter die Menschen aus Lehm auf der Erde erschaffen und es durch eine List auch noch geschafft, unerlaubterweise das Feuer der Götter zu stehlen. Dies erzürnte den Göttervater Zeus so sehr, dass dieser beschloss, Prometheus und die Menschen zu bestrafen.

Die wunderschöne Pandora sollte so ein Teil seiner Strafe für Prometheus und die Menschheit sein: Eines Tages gab der listige Zeus Pandora eine geheimnisvolle Büchse. Diese sollte Pandora an alle Menschen weitergeben – aber ihnen verbieten, sie zu öffnen.

Nach kurzer Zeit öffnete jedoch Pandora selbst die Büchse – zu groß war ihre Neugier! Was in der Büchse war? Alles Schlechte! So breiteten sich Krankheiten, Tod und Übel über die Menschheit aus. Zeus hatte seine Rache bekommen.

Aus diesem Mythos ist die Redewendung “Die Büchse der Pandora öffnen” entstanden. Damit will man ausdrücken, dass jemand Unheil oder Schaden anrichtet.

Hätte man einfach die Klappe gehalten, wäre alles gut gewesen und geblieben. Aber man musste ja unbedingt das Kolonialding aufmachen, um sich als Vertreterin von irgendwem aufzuspielen. Wie Feuerwehrleute, die den Brand erst selbst legen, um sich dann als Feuerwehrhelden aufzuspielen.