Ansichten eines Informatikers

Katjusha

Hadmut
11.5.2023 10:52

Dazu fällt mir auf den ersten Blick gerade mal gar nichts ein.

Auf den zweiten schon.

Es kommt selten vor, aber es passiert: Ich sehe etwas und weiß überhaupt nicht, was ich davon halten soll. Die Polizei verbietet irgendwann irgendwo (mal wieder alles ohne Quellen-, Orts-, Zeit- und Kontextangabe) das Abspielen des Lieder „Katjusha“.

Und ich weiß nicht, was ich davon halten soll.

Das Lied ist zwar etwas altmodisch, aber ich ich höre es gern, es gefällt mir. Ich glaube, zuerst habe ich das als Kind von Ivan Rebroff gehört, der war ja damals in allen Fernsehshows. Der komische, aber damals überaus beliebte Pseudo-, oder heute würde man sagen Transrusse. Besonders gefallen hat mir die Version von den Leningrad Cowboys auf der CD, die sie 1993 mit der Roten Armee nach dem Ende des Kalten Kriegs gemacht haben. Das muss man den Russen ja lassen: Singen können sie.

Ich habe nur nie verstanden, worum es in dem Lied überhaupt geht.

Um ehrlich zu sein, verstehe ich es nicht einmal, wenn ich die deutsche Übersetzung lese. Eigentlich dachte ich, das ist irgendwas mit Herz Schmerz, wo es auf den Sinn des Textes gar nicht ankommt, sondern auf die Sentimentalität, den Klang und die Melodie. Irgendwo habe ich gelesen, dass es da um eine junge Frau gehe, die beklage, dass ihr Liebster im Krieg sei. Erschließt sich mir aus dem Text nicht in voller Tiefe. Wikipedia:

The song is about a Russian woman called Katyusha. Standing on a steep riverbank, she sings a song to her beloved, a soldier serving far away. The theme of the song is that the soldier will protect the Motherland and its people while his grateful girl will keep and protect their love. Its lyrics became relevant during the Second World War, when many Soviet men left their wives and girlfriends to serve in the Soviet Army during World War II, known in Russia as The Great Patriotic War.

Aha. Eigentlich würde man erwarten, dass das Lied einer Frau, deren Mann im Krieg ist, eher kriegskritisch ist, aber es geht wohl um eine Art Heldenverehrung. Das ist wohl der Punkt, um den es geht.

Ich habe mich auch oft gewundert, warum die Katjuscha-Raketen eigentlich so heißen, ob das irgendwas miteinander zu tun hat.

Initially, concerns for secrecy kept the military designation of the Katyushas from being known by the soldiers who operated them. They were called by code names such as Kostikov guns, after A. Kostikov, the head of the RNII, the Reactive Scientific Research Institute, and finally classed as Guards Mortars.[2] The name BM-13 was only allowed into secret documents in 1942, and remained classified until after the war.[3]

Because they were marked with the letter K (for Voronezh Komintern Factory),[3][4] Red Army troops adopted a nickname from Mikhail Isakovsky’s popular wartime song, “Katyusha”, about a girl longing for her absent beloved, who has gone away on military service.[5] Katyusha is the Russian equivalent of Katie, an endearing diminutive form of the name Katherine. Yekaterina is given the diminutive Katya, which itself is then given the affectionate diminutive Katyusha.[6]

German troops coined the nickname “Stalin’s organ” (Stalinorgel), after Soviet leader Joseph Stalin, comparing the visual resemblance of the launch array to a pipe organ, and the sound of the weapon’s rocket motors, a distinctive howling sound which terrified the German troops,[7] adding a psychological warfare aspect to their use.

Ach, dass die Katjusha-Raketen die Stalinorgel sind, wusste ich nicht. Und dass die nach dem Lied benannt sind, auch nicht. Und dass Katyusha der Diminutiv von Katja ist, wusste ich auch nicht, aber dass selbiges der Diminutiv von Jekaterina ist, das schon. Es geht also um ein Lied von Kätchen, die das irgendwie gut findet, dass ihr Mann im Krieg ist und das Volk beschützt. Und das sei im Zweiten Weltkrieg gegen die Deutschen sehr populär gewesen.

Na gut, so gesehen verstehe ich dann schon, dass das Lied im derzeitigen Kontext hierzulande als unerwünscht und als Propaganda angesehen wird.

Die Rechtsgrundlage, nach der die Polizei regelt, welche Lieder gespielt werden dürfen, tät mich dann aber schon interessieren. Denn wenn das dann erst mal in Mode kommt, werden hier alle Lieder verboten, die nicht exakt auf rot-grüner Parteilinie ist. Und dann sind wir wieder in der DDR.