Ansichten eines Informatikers

Warum es Kräne und Kraniche, aber nicht Kräniche heißt

Hadmut
7.5.2023 15:11

Oh Leute, habt Ihr auf der Schule denn gar nichts mehr gelernt?

Über Bildungsnotstand und Sprachverkrüppelung.

Zur Diskussion, ob der Plural von Kran Krane oder Kräne lautet, warf mir gleich eine ganze Reihe von Leuten per E-Mail oder auf Twitter vor, dass mein Plädoyer zugunsten von Kräne fehlerhaft, unlogisch, offensichtlich falsch sei, denn wenn, worin Einigkeit herrscht, Kran von Kranich kommt, dann müsste der Plural von Kranich ja auch Kräniche lauten, was bekanntlich nicht der Fall sei.

Oh, liebe Zeit.

Wo wart Ihr denn auf der Schule? Habt Ihr denn gar nichts in Deutsch gelernt?

Die Leute versuchen da so einen Analogschluss in lokaler Silbenbetrachtung, meinen, dass Kran und Kranich gleich gebeugt werden müsste und folgern daraus eine Art Gegenbeweis durch Widerspruch. Weil sie da so eine einfach Mustererkennungs-Dreisatzdenkweise anwenden, so ein wenn-dann, und das Prinzip der einfachsten Gleichbehandlung und Gerechtigkeit.

Ich will die Unzulänglichkeit dieser Denkweise kurz beleuchten.

Der zentrale Denkfehler

Leute, was glaubt Ihr denn, warum es Sprache und nicht Schreibe oder Denke heißt?

Weil es zum Sprechen da ist. Sprache kommt von Sprechen.

Sprache ist durchaus stringent und folgt einer Logik. Aber es ist nicht die Logik der Hirnfaulen, dass alles so gebaut sein müsste, dass man möglichst wenig denken und wissen und mit möglichst wenig Regeln durchkommt. Heute mag das anders sein, aber in seinen Ursprüngen war Sprache nicht so gebaut, dass man möglichst wenig lernen, wissen, denken musste. Denn sie, besonders die Grammatik, ist zwar für den Kopf gemacht, aber nicht nur, nicht einmal vorrangig für das Denken, für das Sprechen. Nicht nur für den Denkapparat, sondern für den Sprechapparat und das Hören.

Deshalb besteht Sprache nicht aus abstrakten, unabhängigen Einzelteilen, die man beliebig zusammenstecken kann wie Legobausteine oder eine Programmiersprache. Sprache ist dafür gebaut, dass wir sie mit dem uns biologisch-natürlich vorgegebenen Sprechapparat, unseren Stimmbändern, der Atmung, dem Rachen, dem Kiefer, der Zunge, den Zähnen gut aussprechen können. Es geht nicht darum, uns das Denken möglichst einfach zu gestalten, sondern das Sprechen. Dass wir möglichst flüssig und mit möglichst wenig Mühe sprechen und verstehen können, und nicht, um mit möglichst wenig Denken und Wissen durchzukommen.

Sowas muss man sogar als Informatiker wissen. Nicht nur wegen KI. Das ist Grundwissen in der Audio- und Sprachkompression. Ich hatte das in meinen Erzählungen zu meinen Kryptoabenteuern an der Universität schon erläutert, nämlich als es um den Streit um das verschlüsselnde Telefon ging, das ich damals gebaut hatte. Ich hatte erklärt, wie ich das gemacht hatte, nämlich unter Einsatz der Sprachkompression LPC (das steckte damals noch in den Kinderschuhen), des Linear Predictive Coding. Das Prinzip der Sprachkompression ist nämlich nicht, das in logische Satz- und Wortbestandteile zu trennen, sondern in akustische Einheiten von Länge und Zusammensetzung, was unser biologischer Sprechapparat an Lauten und Tönen erzeugen kann, die mit möglichst wenigen und kurzen Parametern zu beschreiben und beim Empfänger so nachzusingen, dass sie sich ähnlich anhören. Und dazu muss man wissen, was der Sprechapparat überhaupt erzeugen kann, nämlich Vokale mit verschiedenen Obertönen (a,e,i,o,u, aber auch m, n), Zischlaute mit verschiedenen Spektralen, Explosivlaute. Mit einer gewissen Geschwindigkeit, deshalb hat man das bei LPC in 40 Segmente pro Sekunde unterteilt. Das ist also nicht nur Deutsch-Wissen, das ist auch Informatik.

Sprache, Aussprache, Grammatik folgen daher nicht einfach nur irgendeiner pseudmathematischen oder einfach analogschlüssigen Logik, sondern sie folgt dem Ziel, Sprache in Bezug auf den Sprechapparat zu optimieren. Sprache ist kein isoliertes theoretisches Formelmodell, sondern sie ist eine Art Betriebssystem für das Gerät Sprechapparat. Und die Logik, der sie folgt, ist, dass das gut zum Sprechapparat passt.

Dieser Zusammenhang wird aber vielen Leuten nicht mehr klar, weil wir heute den Schwerpunkt zur Schriftsprache und gedanklichem Schreiben und Lesen verschoben haben. Unsere Sprache ist eigentlich vor der Schrift enstanden, weil bis ins Mittelalter außer ein paar Bediensteten von Herrschern, wenigen Gelehrten und den Mönchen und Priestern praktisch niemand lesen und schreiben konnte. Und die, die es konnten, haben es vorwiegend auf Latein und Griechisch getan. Sprache war zum Sprechen da.

Heute, glauben viele, ist Sprache zum Schreiben und Lesen da, weil wir eben heute sehr viel schriftlich kommunizieren. Das erklärt auch, warum der Plural „Kräne“ für umgangssprachlich gehalten wird, weil Umgangssprache eine Sprech-Sprache ist, und man „Krane“ für Fachsprache hält, denn Fachsprache ist Schriftsprache.

Vielen, vor allem unseren bildungskrüppeligen und zivilversagerlichen Politikern, ist das heute nicht mehr klar.

Vor einigen Jahren gab es diese vermaledeite „Rechtschreibreform“, für die man die dümmsten Leute, die man damals finden konnte, damit beauftragte, die Sprache umzubauen, damit man sie leichter schreiben kann, obwohl Sprache doch eine Spreche und keine Schreibe ist. Dass die Schreibweise nicht einer möglichst einfachen orthogonalen Logik, sondern der Logik der Anpassung an den Sprechapparat folgt, haben schon diese „Linguisten“ und „Philologen“ schon nicht kapiert.

Selbst die waren der Politik aber noch nicht dumm genug, weshalb man bei den Universitäten die Herstellung noch viel dümmerer Leute in Auftrag gegeben hat, die man in der Natur so nicht findet. Das waren dann die Philosophen, Soziologen, Kulturwissenschaftler und Genders, und die wollen uns über die unaussprechliche Gendersprache belehren. Das sind Bildungskrüppel, die keinen Bezug zu gesprochender Sprache mehr haben und deshalb solche Sprachunfälle wie Schüler*innen oder Radfahrende produzieren. Bei denen gibt es sogar Linguisten, die überhaupt keinen Bezug zur Funktion der Sprache mehr haben und meinen, dass man Worte und Texte einfach nach Belieben zusammensetzen kann wie Legobausteine, was die Tastatur eben hergibt. Wie soll man ein * sprechen? Welcher Schwachsinn steckt hinter den Sprachpausen, die man einlegen soll? Allerdümmste Unfähigkeit, blanke Dummheit, synthetisch in den Laboren der Universitäten hergestellt und auf Frauenförderung beruhend, weil man von Natur aus so dumm gar nicht sein und damit auf normalem Weg auch nicht an die Universitäten kommen kann.

Leute, die nicht wissen, was Sprache ist, und deren Denkwerkzeug nur aus Marxismus und Diskurskrämpfen besteht.

Umlaute und Plurale

Ich mache mir das jetzt etwas einfacher, weil ich heute noch einen Haufen Arbeit und nicht den ganzen Tag Zeit für das hier habe, weil das bei mir jetzt auch schon wieder 40 Jahre her ist, und ich keine passende Fachliteratur zur Hand habe.

Ich verweise deshalb mal auf diese, diese und auch diese Webseite.

Was sind denn überhaupt Umlaute? ä, ö, ü?

Die meisten Leute, selbst die Sprachpfuscher, wissen das nicht einmal.

Der typische Bildungskrüppel unserer Zeit hält das lediglich für eine spracheigentümliche Vokalvielfalt. Ist es aber nicht (oder nur bei ganz wenigen Worten, die inzwischen in ihrer Grundform Umlaute gebildet haben). Umlaute sind Teil der deutschen Flexion (Deklination und Konjugation) und damit Teil der Grammatik.

Ich übernehme es mal von der ersten Webseite:

Schauen wir uns zuerst einmal ein paar Wörter an, in denen Umlaute heute vorkommen. Ganz überwiegend handelt es sich dabei um Verben, Adjektive und Substantive, die nicht in ihrer Grundform stehen (als Einzahl beim Substantiv oder Infinitiv beim Verb).

  • Mehrzahl von Substantiven: Wörter, Gäste, Türme, Fäuste
  • Verkleinerungsform von Substantiven: Vöglein, Mädchen, Würmchen
  • Weibliche Form von Substantiven: Ärztin, Französin, Hündin
  • Steigerungsform von Adjektiven: größer, länger, am dümmsten
  • Konjunktivform von Verben: würde, hätte, könnte

Das sind tatsächlich nur ein paar der Wörter, in denen man Umlaute heute finden kann. Sie stecken auch in allerlei Wörtern, die von anderen abgeleitet sind (wählen < Wahl, begrüßen < Gruß, Höhe < hoch), in bestimmten Präsensformen von ein paar wenigen Verben (sie läuft, er fällt) und zu guter Letzt auch in der Grundform von Adjektiven und Substantiven wie schön und Höhle und sogar in ein paar Präpositionen (für, über).

Und dann wird es prima erklärt:

Viele dieser Wörter haben eine Gemeinsamkeit oder vielmehr hatten sie früher einmal eine: Im Althochdeutschen (also ungefähr 750–1050) oder in den Sprachstufen davor enthielten sie ein <i> oder <j> in der Silbe nach dem <a/o/u>. In dem Beitrag zu angewendet und angewandt haben wir schon einmal erklärt, was so ein i oder j mit den anderen Vokalen in einem Wort anstellen kann. Hier noch einmal die Kurzzusammenfassung: Wir versuchen beim Sprechen immer mit möglichst wenig Aufwand davon zu kommen. Je weniger wir die Zunge und die Lippen bewegen müssen, umso besser. Wenn wir ein [i] aussprechen, dann ist unsere Zunge dabei ganz oben im Mundraum, die Lippen sind breit gespreizt, aber nicht weit geöffnet. Wenn wir ein [ɑ] aussprechen, ist der Mund ganz weit geöffnet und die Zunge unten auf den Grund des Mundraums gedrückt. Wenn ein [ɑ] und ein [i] kurz nacheinander vorkommen, ist das also sehr unpraktisch, weil die Stellung von Zunge und Lippen so unterschiedlich sind. Um die Aussprache zu erleichtern, wird das [ɑ] mehr wie ein [e] ausgesprochen, weil das dem [i] ähnlicher ist. Man könnte sagen, dass [e] auf halber Strecke zwischen [ɑ] und [i] liegt: Der Mund ist halb geöffnet und die Zunge ist halbhoch im Mund platziert. Es ist also einfacher, die Zunge von [e] zu [i] zu bewegen als vom [ɑ] aus.

Das können wir uns am Beispiel von *gasti noch einmal konkret anschauen. *gasti ist die (rekonstruierte) westgermanische Pluralform von Gast. Das a hat sich im Laufe der Zeit an das i angepasst, sodass wir das Wort im Althochdeutschen dann als gesti finden und heute als Gäste. Die Schreibung mit <ä> gibt es erst seit dem Frühneuhochdeutschen (1350–1650). Davor hat man den Umlaut einfach immer mit <e> geschrieben – immerhin spricht man e in vielen Kontexten gleich aus wie ä. Darüber haben wir in Bezug auf die Aussprache von Quarantäne schon einmal geschrieben.

So wie das a zu ä wird, wird o zu ö und u zu ü. Die Vokale o und u werden gebildet, indem die Zunge hinten im Mundraum angehoben wird. Das klingt jetzt kompliziert, aber man kann das ganz einfach ausprobieren, indem man i ausspricht und die Zunge dann immer weiter nach hinten zieht und dabei die Lippen ein bisschen nach außen stülpt. Man landet dann ganz automatisch beim u. Wenn man die Zunge dann ein wenig nach unten nimmt, kommt o dabei heraus. Weil i ganz vorne im Mund gebildet wird, o und u aber ganz hinten, hat auch hier eine Angleichung stattgefunden, um die Aussprache zu vereinfachen. Die Laute ö und ü werden weiter vorne im Mundraum gebildet als o und u. Sie unterscheiden sich von e und i fast nur dadurch, dass bei der Aussprache der Umlaute die Lippen gerundet werden, bei e und i aber nicht. Die Lage der Zunge im Mund ist dagegen kaum verschieden.

Für ü kann man das am Beispiel von Würfel sehen. Das Wort lautete im Althochdeutschen noch wurfil. Im Laufe der Zeit hat das i das u nach vorne gezogen, sodass u zu ü und wurfil zu Würfel wurde. Ein schönes Beispiel für die Umlautung von o zu ö ist böse: Die althochdeutsche Form des Wortes ist das etwas schnuffig aussehende bōsi. Hier hat sich durch Angleichung von o an i im Mittelhochdeutschen das Wort bœse ergeben.

Weil das i im Germanischen und Althochdeutschen ein Teil von sehr vielen Wortendungen war, finden wir heute überall Umlaute in unserer Sprache. Lustigerweise finden wir die Umlaute sogar auch manchmal in Wörtern, in denen früher nie ein i enthalten war. Dieses Phänomen nennt man in der Sprachwissenschaft den analogischen oder morphologischen Umlaut. Das ist zum Beispiel bei Stäbe, dem Plural von Stab, der Fall. Der Plural von Stab wurde nie mit einem i gebildet. Noch im Mittelhochdeutschen sprach man von zwei Staben. Weil zu dieser Zeit aber sehr viele Substantive mit einem a ihre Mehrzahl mit ä bildeten (Hände, Lämmer, Wände etc.), hatten sich die Mittelhochdeutschsprecher_innen daran gewöhnt, dass Umlaute bei Substantiven quasi die Bedeutung ‚Plural‘ trugen. Es wirkt komisch, wenn ein Wort, das in der Einzahl ein a hatte, in der Mehrzahl kein ä hatte. Also hat man Wörter wie Stabe an dieses Muster angepasst und ihnen nachträglich den Umlaut verpasst.

Wunderbar erklärt von „Lisa“.

Sehr schön.

Umlaute, die nicht schon in der Grundform (Nominativ Singular, Infinitiv) vorkommen, sondern erst durch die Flexion (Deklination oder Konjugation) dienen nämlich nicht nur der Erkennung des Casus, sondern auch der Sprecherleichterung, weil sie der Angleichung der Vokale an die Beugungsendung der nächsten Silbe dienen.

Nochmal anhand von Kran:

Nach der ursprünglichen althochdeutschen oder davorliegenden Grammatik würde der Plural von Kran Krani heißen. Das ist aber anstrengend zu sprechen, weil man kurz hintereinander das a (ganze Zunge unten, Mund schmal), das n (Zunge unten, aber Zungenspitze gegen den Gaumen, hintern Teil angespannt) und i (Zunge hoch und Mund breit) sprechen müsste. Schreiben kann man das leicht, aber sprechen eben nicht.

Deshalb gleicht man das auf eine mittlere Mund- und Zungenhaltung an und macht daraus ein Krene, weil man dazu die Mund und die Zunge kaum verändern muss, nur kurz die Zungenspitze gegen den Gaumen schlagen.

Probiert es mal aus.

Faßt Euch mal mit der Hand um den Kiefer und sagt mal „Krani“ und mal „Krene“.

Oder fasst mal richtig fest zu und haltet Euch den Kiefer fest und die Backen zusammen, und versucht mal „Krani“ und mal „Krene“ zu sagen.

Und gäbe es einen weiblichen Kran, so wäre er eine Kränin. So, wie der weibliche Graf eine Gräfin ist. Weil das a sich dem i angleicht. Nebenbei bemerkt, das ist auch der Grund, warum der Diminutiv der Magd das Mädchen ist. A zu ä und gd zu d, damit man es flüssig sprechen kann. Und der des Mannes das Männchen. Mannes zeigt, dass es nicht immer passiert, wenn es nämlich zu Unklarheiten führen würde.

Das ist Sprache. Das ist Grammatik. Das Beherrschen des Sprechapparats.

Kapiert man natürlich nicht, wenn man nicht mehr redet, sondern nur noch twittert, publiziert, nuschelt und nur noch in Schriftbildmustern denkt.

Zurück zur Schrift.

Statt Krani spricht man es also wie Krene, und hat das in der Schreibweise durch ein eingeschobenes e zum Ausdruck gebracht, also Kraene. Um das aber von einem natürlichen e zu unterscheiden und anzuzeigen, dass es ein zur Flexion eingefügtes e ist, hat man es ab dem Frühneuhochdeutschen erst über das a geschrieben, geht in HTML jetzt nicht ohne weiteres, also so ähnlich wie Kraene, und das darübergestellte e dann zu zwei Punkten vereinfacht, als zu ä. Deshalb kann man ä noch immer mit ae umschreiben, wenn man etwa kein ä auf der Tastatur hat. Weil das ä gewissermaßen eine Ligatur aus dem a mit dem darübergestellten e ist. Wer ältere Texte mit alten Schriftarten kennt, kennt auch noch die Ligatur aus a mit folgendem e, nämlich das æ. Im Deutschen im Prinzip dasselbe wie ä, nur graphisch anders. Gab es sogar schon im alten Latein.

Der Umlaut ist also – von wenigen Ausnahmen abgesehen – kein eigenständiger Vokal, sondern eine Angleichung der Vokale a, o und u an ein direkt danach folgendes angefügtes Flexions-e oder -i.

Zurück zum Kranich.

Plural Kraniche. Oder nach dem alten Plural Kranichi. Wie man leicht sieht, steht zwischen dem a und dem e eine ganze Silbe „nich“, die eine komplete Bewegung des Mundes, der Zunge, der Zähne erforderlich macht.

Welchen Zweck sollte es also erfüllen, welcher Logik sollte es folgen, das a an das e anzupassen, wenn dazwischen doch noch ein „nich“ kommt?

Das bringt beim Sprechen doch gar nichts. Im Gegenteil. Vergleicht mal „Kranich“ mit „Krenich“. Das wird ja sogar schwerer und nicht leichter.

Wenn überhaupt, dann müsste man das i an das e anpassen. Es gibt aber kein Umlaut-i, weil man das nicht sprechen kann. Obwohl es im Prinzip ein Umlaut-e gibt, nämlich im ei und eu. Weil man das aber nicht im Rahmen der Flexion eingebunden hat, es also nicht naträglich eingesetzt hat, haben sich diese Schreibweisen nicht herausgebildet. Im Gegenteil gibt es das ï, das i mit zwei Punkten (Trema), das dann aber genau das Gegenteil meint, nämlich die Vermischung, die Verschmelzung oder den Diphtong auflöst bzw. verbiete, als ein eï nicht wie ei, sondern wie e-i gesprochen wird. Gibt es auch bei o und e. Deshalb heißen Noël und Zoë ebe nicht Nöl und Zö, sondern No-e und Zo-e. Und Bernhard Hoëcker heißt eben Ho-ecker und nicht Hoecker oder Höcker. Die Doppelpunkte über einem Vokal stehen im Deutschen für eine Verschmelzung mit einem darauffolgenden Vokal, und können das sogar dann, wenn dazwischen noch ein kurzer Konsonant steht, weshalb Kran zu Kräne wird, weil das a mit dem e verschmilzt, aber sperrt die Verschmelzung mit einem davorstehenden Vokal. Wie bei Zoë.

Und deshalb kann das a in Kraniche nicht (ohne weiteres) mit dem e verschmelzen, weil das „nich“ das unterbricht.

Bildungsnotstand

Ich bin fassungslos und entsetzt, wieviele Leute überhaupt nicht mehr wissen und verstanden haben, was Sprache und was Grammatik ist, was Umlaute sind.

Die Leute verstehen überhaupt nicht mehr, was sie tun, und wenden nur noch so eine ganz primitive Analogschluss- und Gleichbehandlungslogik an. Wundert mich sogar, dass keiner mit Gerechtigkeit daher kam, was ja so die neue Universalregel und -begründung für alles ist.

Wer meint, dass es nicht Kräne heißen könne, weil es sonst ja auch Kräniche heißen müsse, der hat

  • Sprache nicht verstanden,
  • Grammatik nicht verstanden.
  • Umlaute nicht verstanden

und was noch viel schlimmer ist: Kein Stück nachgedacht.

Uns hat man damals noch beibebracht: Wenn Du etwas nicht verstehst, geh in die Bibliothek und lies nach. In meiner Kindheit und Jugend war das noch so, dass im Wohnzimmer der Große Brockhaus in – weiß nicht mehr genau, wieviele – 24 Bänden stand, und da konnte man sowas nachlesen. Quasi das Google des 20. Jahrhunderts. Das wäre heute sogar soviel einfacher, denn das kann man leicht, sofort, billig online googeln. Die oben zitierten Webseiten habe ich auch sofort per Google gefunden.

Die heutige Denkweise ist aber: Ich habe nichts in der Birne, und was ich nicht schon mit der leeren Birne mühelos verstehe, kann nicht stimmen.

Da ist niemand auf die Idee gekommen, zu merken, „Ach, ich verstehe nicht, warum es Kräne, aber Kraniche heißt, also suche oder lese ich mal“.

Ein ähnlicher Effekt wie bei den Juristen heutiger Gerichte. Die betreiben auch keine Rechtsfindung mehr, sondern entscheiden nach Willkür und Vorliebe, und treiben dann nur noch Begründungsfindung.

Und hier eben: Ich halte „Krane“ für richtig, und suche mir halt die einfachste Scheinbegründung, egal wie doof. Kräne kann nicht stimmen, sonst müsste es ja Kräniche heißen, fertig und aus. Ich habe Recht, der Danisch spinnt. Keine 2 Cent in Denken investiert.

Seid mal ehrlich: Wer von Euch hätte den Unterschied zwischen einem Vokal, einem Umlaut und einem Diphtong auf Anhieb gekannt und bedacht?

Und auf genau derselben geistigen Armut beruht die Gendersprache.

Und die Tragik unserer Zeit ist, dass man ausgerechnet die Universitäten und den Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk mit jenen synthetisch hergestellten Universalidioten befüllt, sie dahin verklappt hat, die sich für Gerechtigkeitsgötter halten aber schon Sprache und deren Zweck nicht mehr verstehen, und dann nach Schriftbild und primitiver Mustererkennung arbeiten. Birne leer.

Noch vor 30 oder 50 Jahren hat Unwissenheit aber kaum Schaden angerichtet. Die Leute sind eben zuhause, in ihrem Dorf geblieben, und konnten ihre Ansichten kaum verbreiten.

Heute aber drücken diese Leute ihren Unsinn per Twitter in die Öffentlichkeit, und die ebenso unterbelichtete Öffentlichkeit findet dann solche Argumentationsweisen wie „sonst müsste es ja Kräniche heißen“ überzeugend.

Ein Funktionselement unserer Verblödung ist, dass die moderne Kommunikation den Dummen Dominanz einrichtet.

Ausblick

Aus. Das war’s. Das kriegen wir nicht mehr hin.

Wenn schon die Deutschen im mittleren Alter nicht mehr wissen, was Sprache, was Grammatik, was Umlaute sind. Welchen Zweck sie erfüllen.

Wenn uns dann alle diese Emilias und Kevins und Ricardas ohne jede Bildung, aber im Auftrag der Gerechtigkeit erklären und vorschreiben wollen, welche Sprache richtig und falsch sein soll. Wenn es immer heißt, Frauen hätten die besseren Schulnoten und Schulleistungen, und dann jede Menge Frauen mit der Gendersprache daherkommen, weil sie die für „gerecht“ halten, aber Sprache und Biologie nicht mal im Ansatz kennen, und wir im Prinzip nur noch Dummenfabriken haben. Man redet von Frauenförderung, aber letztlich hat man die Frauenquote über eine Dummenförderung erreicht, Schlachtruf „quality is a myth“. Ich will aber anmerken, dass die, die mich wegen „Kräne“ angemotzt haben, durchweg Männer waren. Was daran liegt, dass die Fachsprache als Schriftsprache falsch ist, sich aber praktisch nur Männer mit Kränen befassen.

Schaut Euch doch mal an, in welchem Zustand unsere Schulen heute angekommen sind, in dem es kaum noch möglich ist, den Leuten überhaupt noch Deutsch, Lesen, Schreiben anständig zu vermitteln. Schulen sind doch nur noch ein Kriegs- und Krisenzustand, „Multikulti“.

Wer soll denn einer Klasse aus Migranten, die kaum die Schulstunde überstehen ohne sich zu prügeln, noch erklären können, woher die Deklinationsregeln und die Umlaute kommen? Und vor allem eben wer, wenn doch die Generation der Hochschulabgänger es schon selbst nicht mehr weiß?

Das Thema ist durch, Deutsch nicht mehr haltbar, weil das Wissen fehlt. Wir entwickeln gerade ein Pidgin-Deutsch, wie es auch ein Pidgin-Englisch gibt, eine vielleicht etwas abgemildete Form von Schulhof-Kanak.

Der Peak Bildung liegt hinter uns. Ich sehe keine Zukunftsperspektive für unsere Gesellschaft und die deutsche Kultur mehr. Wenn die Boomer weg sind, dann war es das.

Und ich halte es für ein Symptom unserer Bildungskatastrophe, mit welcher Intensität und von wievielen Leuten man vorgeworfen bekommt, dass „Kräne“ falsch sein müsse, weil es sonst ja auch „Kräniche“ heißen müsse. Manchmal kommt man sich vor wie unter Zombies.