Ansichten eines Informatikers

Berlin schimmelt

Hadmut
6.5.2023 18:30

Folge des Energiesparens.

Die Berliner Zeitung beschreibt, was eine Folge der hohen Heizkosten ist. Die Leute haben wegen der hohen Energiekosten weniger geheizt und weniger gelüftet.

Ergebnis:

„Ich bitte jeden und jede, jetzt schon einen Beitrag zum Energiesparen zu leisten“, sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) vor circa einem Jahr. Er gab sogar Tipps, wie man die Heizkosten senken könnte. „Wenn man die Raumtemperatur um einen Grad senkt, spart man rund sechs Prozent Energie“, so der Wirtschaftsminister.

Das sei vielleicht nicht ganz so gemütlich, aber man friere noch nicht, erzählte Habeck weiter. Haben viele Haushalte am Ende doch mit dem Sparen übertrieben? Laut der traditionsreichen Berliner Bau- und Wohnungsgenossenschaft von 1892 haben die Bemühungen beim Energiesparen vor allem eins hervorgerufen: Schimmel. „In diesem Winter hatten wir es leider mit unverhältnismäßig vielen Fällen einer Schimmelbildung in den Wohnungen zu tun“, heißt es in der letzten Frühjahrsausgabe der Mitgliederzeitschrift der Genossenschaft. Sie vermietet rund 7000 Wohnungen in Berlin.

Sollte die Heizung – entgegen der Wünsche Habecks – also doch nicht mehr heruntergedreht werden? Das Absenken um ein paar Grad stelle grundsätzlich kein Problem dar, so die Genossenschaft. Aber: „Gar nicht heizen in Kombination mit geschlossenen Fenstern, damit die Restwärme nicht entweicht, ist keine geeignete Sparmethode.“

Dass viele Mieter eifrig die Temperaturen in ihren Wohnungen herunterdrehten, zeigt eine Erhebung des Vergleichsportals Check24.

[…]

Im Ländervergleich schneidet Berlin beim Sparen am besten ab, zumindest wenn es um den Energieverbrauch mit knapp 11.000 Kilowattstunden geht. Danach folgen die Stadtstaaten Hamburg und Bremen. Der Grund: Laut Vergleichsportal haben die Haushalte in den Städten im Vergleich zu anderen Bundesländern die geringsten Wohnflächen.

Die Folgen des geringen Verbrauchs in Berlin lassen sich jetzt sehen, nur leider negativ. „In der aktuellen Heizperiode 2022/2023 haben wir bisher 235 Schimmelpilzbeseitigungen beauftragt“, teilt die Genossenschaft der Berliner Zeitung mit. Ein Anstieg um 57 Prozent, denn in der vergangenen Heizperiode 2021/2022 seien es noch 150 Aufträge gewesen.

Damit ist etwa auf jede 30. Wohnung im Bestand ein solcher Auftrag entfallen. Für die Schimmelbeseitigung sind der Berliner Bau- und Wohnungsgenossenschaft von 1892 nach eigenen Angaben in diesem Winter bisher Kosten von rund 63.000 Euro entstanden, oder rund 270 Euro pro betroffene Wohnung.

Na, dann hat es sich ja gelohnt, an den Heizkosten zu sparen und dafür die Wohnung verschimmeln zu lassen. Wenn man auf Habeck hört.

Dabei stößt mir übrigens noch sauer auf, dass die Grünen ja den Wohnraum „verdichten“ wollen, damit pro Kopf weniger Wohnfläche „verbraucht“ wird. Weil die abgegebene Menge an Feuchtigkeit durch Atmen, Schwitzen, Duschen, Kochen, Waschen aber pro Person entsteht und sich dann auf weniger Fläche verteilt, dürften die Pläne der Grünen zu einem deutlichen Anstieg des Schimmels in den Wohnungen führen. Dann fühlt es sich wenigstens sozialistisch an.

Obwohl man mir damals in Dresden erklärt hat, dass der Schimmel mit dem Westen kam.

Zu Zeiten der DDR nämlich seien die Plattenbauten und vor allem deren Fenster so miserabel schlecht gewesen, dass die praktisch nie dicht waren und es in den Wohnungen ständig gezogen hat, wogegen man dann stark geheizt hat. Durch Zugluft und viel Heizung seien die Plattenbauten praktisch schimmelfrei gewesen.

Dann kamen die Wende und westliche Klugscheißer, die von Energieeinsparung redeten und anfingen, die Plattenbauten zu isolieren und mit besseren Fenstern auszustatten, womit die sehr luftdicht wurden. Und weil der DDR-gelernte Ossi das eben nicht gewohnt war, mehrmals am Tag zu lüften (das berühmte Mietvertrags-„Stoßlüften“), sind die Wohnungen reihenweise verschimmelt.

Was mir plausibel erscheint. Ich wohne ja in Berlin in einer relativ neuen Wohnung (damals Erstbezug), die so gut isoliert ist, dass es wieder spezielle Lüftungsmaßnahmen braucht, damit die Wohnung gesund bleibt. Man hat die Wohnung mit viel Aufwand gedichtet und dann auf zwei Seiten Lüftungsschlitze angebracht, damit es doch wieder einen Durchzug gibt.

Was mich jetzt mal interessieren würde:

Wissen eigentlich Syrer, Iraker, Afrikaner, die hierher kommen und hier erst mal frieren, dass das bei uns wegen der isolierten Häuser erforderlich ist, mehrmals am Tag die Fenster aufzureißen und die kalte Luft reinzulassen?