Ansichten eines Informatikers

Die ausgeleierte Computermaus

Hadmut
23.3.2023 13:28

Man sollte es ja nicht für möglich halten. [Nachtrag]

Wer von Euch ist alt genug, um noch Computermäuse mit Gummikugel zur Bewegungserfassung zu kennen? Die die Mausbewegung dann auf zwei innere Rollen mit Drehgeber übertragen hat?

Die – wenn überhaupt – nur kurz ordentlich funktionierten und dann immer so entsetzlich rutschten und ungenau wurden, die man immer schlechter bedienen konnte? Für die man ein „Mauspad“ brauchte, damit die halbwegs zuverlässig rollen?

Es kamen ja dann die optischen Mäuse. Ich kann mich noch an die ersten erinnern, das waren damals die der SUN Workstations, für die man aber auch noch spezielle gemusterte Pads aus Blech brauchte. Das war dann aber schon die Offenbarung, weil die dauerhaft und abnutzungsfrei präzise funktionierten. Ich kann mich noch erinnern, wie ich mich damals gefreut habe, so eine optische Maus zu bekommen.

Inzwischen sind optische Mäuse nicht nur Standard, sondern längst so weiterentwickelt, dass sie auf fast allen Oberflächen funktionieren. Naja, fast. Als ich neulich meine Wohnung in Zypern eingerichtet habe, musste ich am Esstisch mit Glasplatte arbeiten, bis ich endlich einen normalen Schreibtisch hatte, und habe dann festgestellt, dass es da auch bei den Mäusen erhebliche Qualitätsunterschiede gibt, denn manche kommen auch mit der Glasplatte wunderbar klar (vermutlich hat eine schon benutzte Glasplatte winzige Kratzer, die man mit dem bloßen Auge und normaler Arm-Längen-Entfernung nicht sieht, die die Maus aber verwenden kann), andere versagen da total und registrieren gar keine Bewegung. Obwohl das Optik-Modul gleich aussieht und man meinen könnte, die hätten alle dasselbe Modell eingebaut.

Nun sitze ich an meinem alten Schreibtisch, an dem die optische Maus seit Jahren wunderbar funktionierte, und ich habe wieder solche Effekte, dass das Ding rutscht und nicht reagiert und springt wie bei den alten Kugel-Mäusen, wenn die schon jede Menge Staub, Krümel, Haare gefressen hatten. Der Zustand, in dem man die Maus am liebsten direkt in den Müll werfen und austauschen wollte. Es ist aber keine Verschmutzung im Bereich der Optik zu erkennen. Die Plastikgleitfüße haben etwas Staub gefangen, aber daran kann es nicht liegen. Die Optik ist frei, sauber, einwandfrei. Und doch „rutscht“ die Maus, als wäre sie eine mechanische, die unter Dreck leidet.

Wie kann das sein?

Ich habe die Tischplatten seit etwa 14 oder 15 Jahren in Gebrauch. So eine typische einfache weiße Beschichtung auf Pressspanplatte, wie man Büromöbel heute eben so baut. Und wenn man genau (und vor allem schräg bei seitlichem Licht) draufguckt, sieht man, dass die Stelle zwar noch lange nicht durchgescheuert ist, und auch diese leichte rauhe Mikrostruktur noch nicht völlig glatt ist (fühlt sich beim Darüberstreichen mit der Hand auch noch nicht völlig glatt an), aber dass die „Bergkuppen“ der Feinstruktur abgeschmirgelt sind.

Ich habe mir mal vor Jahren so eine ganz billige USB-Mikroskopkamera gekauft (so aus der 30-Euro-Kategorie) und die mal rausgekramt.

Die abgescheuerte Stelle

zum Vergleich eine wenig benutzte Stelle

das ist zwar jetzt ungünstiges Licht, weil ich die eingebaute LED-Beleuchtung der Mikroskop-Kamera verwendet habe, und die das von oben anstrahlt, also die Struktur nicht herausarbeiten, aber so sieht es ja auch die Kamera in der Maus. Da fehlt einfach etwas von dieser glitzernden Struktur.

Ich habe des dann nochmal aufgenommen, diesmal aber das Licht in der Kamera ausgeschaltet und stattdessen mit einer kleinen, separaten LED-Lampe von der Seite reingeleuchtet:

Wieder zuerst die abgescheuerte

und zum Vergleich eine wenig benutzte Stelle

Erstaunlicherweise sieht die abgescheuerte Stelle gar nicht soviel schlechter, sondern sogar fast besser aus, weil womöglich kleine, ab Werk bestehende oder sonst durch Gebrauch oder Reinigung entstandene kleinste Risse und Beschädigungen „wegpoliert“ wurden.

Werde mir also wohl doch eines der ungeliebten Mousepads hintun müssen. Ich mag die Dinger eigentlich nicht. Es sind Dreckfänger und ich mag sie nicht an der Hand.

Nachtrag: Das Mikroskop ist vielleicht einfach zu mikroskopisch, sieht nur den Baum oder das Blatt und nicht den Wald. Wenn man mit der Schreibtischlampe schräg beleuchtet und aus gewissem Abstand draufguckt, sieht man, dass das einige glänzende Stellen hat, aber aber nicht völlig glatt sind, sondern so aussehen, weil sie aus vielen kleinen glänzenden Stellen entstehen, die dabei gar nicht mal so sehr glänzen, aber alle auf die exakt selbe Höhe abgehobelt wurden. Ich muss mal versuchen, ob ich vielleicht durch irgendein fettlösendes Mittel vielleicht Fett- und Hautrückstände der Hand von der Platte entfernen kann.