Ansichten eines Informatikers

Über Aphrodite und Dorothee Bär

Hadmut
16.3.2023 23:31

Zwei Frauen, die enttäuschen.

Ja, so langsam gehe ich mal dran, Natur, Sehenswürdigkeiten, die Archäologischen Funde der Insel zu betrachten, nachdem ich Einräumen und sowas hinter mir und diese Woche noch zwei Abende Quittungen, Belege, Kassenzettel sortiert und erfasst habe, der lästige Kram für das Finanzamt. Nun war das Wetter etwas bedeckt und das Licht finster, konturlos, dachte ich mir, fährste mal nach Norden an die Nordküste, da war ich noch nicht. Mal gucken. Mal sehen, ob sich da was findet, was man irgendwann mal bei besserem Wetter verarbeiten kann.

Mmmh.

Die Landstraße führt durch ein paar Felsformationen, anscheinend reingefräst, vielleicht ist die Lücke auch natürlich, in denen man – obwohl es hoch geht und man weit oberhalb des Meeresspiegels ist – viele Sedimentschichten sieht. Nun bin ich kein Geologe, völliger Laie, ahnungslos, aber ich glaube, solche Sedimentschichten entstehen nur am Meeresboden, was dafür spricht, dass Zypern ehemaliger Meeresboden war, den es hochgedrückt hat, weil durch die Plattentektonik hier mehrere Platten aufeinandertreffen und sich zusammendrücken. Damit hat sich das wohl aufgetürmt und hochgedrückt. Also ob Zypern auf so ähnliche Weise entstanden wäre, wie die Alpen: Stoßen zwei oder drei Platten gegeneinander, bleibt als Ausweg nur der Weg nach oben, aus dem Meer heraus.

Ich wollte mal die Sehenswürdigkeit der Gegend sehen: Das Bad (oder die Bäder) der Aphrodite. Zypern ist ja die Insel der Aphrodite, feministisch sozusagen, und hier machen sie Aphrodite rauf und runter. An griechenkitschen barbusigen Statuen aus echtem und falschem Stein herrscht kein Mangel, und wer es etwas kleiner will, bekommt sie dann eben als Kühlschrankmagnet oder Küchenhandtuch. Wenn gar nichts mehr hilft, dann als flüssigkeitsgefüllte Schüttelkugel.

Kam also zunächst ans Meer und … naja … dann steht man eben am Meer.

Das muss noch ein bisschen wärmer werden. Die bis zu 25° von Anfang März sind nämlich erst mal wieder futsch. Ich bin zwar in T-Shirt und kurzen Hosen unterwegs, aber das ist dann schon manchmal ein bisschen frisch.

Also zu den berühmten Bädern der Aphrodite, in denen sich die Göttin Aphrodite immer gebadet haben und ihre betörende Schönheit daraus bezogen haben soll.

Man steht davor und denkt sich: Wie, das ist schon alles? Diese Pfütze da? War die so bescheiden? Göttin und dann nur das? Es wird etwas klarer, wenn man die Maßstäbe damaliger Zeit anlegt. Ich war dort vorher noch kurz in einem kleinen, aber feinen archäologischen Museum, und hatte dort zwischen den Waffen ein Instrument aus Bronze oder Eisen (stand dran, weiß es aber nicht mehr) gesehen, über 2000 Jahre alt, das ich zuerst für eine Sichel gehalten hätte. Ein Strigil. Ach stimmt, das habe ich schon mal gesehen. Das ist so ein Haken, mit dem man sich nach Sport oder Hitze den Schweiß und den Dreck vom Körper geschabt hatte. Damals gab es kein fließendes Wasser, keine heiße Dusche, kein Duschgel. Der durchschnittliche Mensch konnte sich ohne längeren Fußweg schlicht nicht waschen, und hat sich deshalb den Dreck mit so einem Metallhaken vom Körper gekratzt. Im Vergleich dazu war Aphrodites Badezimmer der blanke Luxus. Die hat sich flüssig gewaschen und nicht mechanisch abgekratzt.

Und sie wird es nötig gehabt haben. Da hängt ein Warnschild dran, dass das kein Trinkwasser ist. Bis heute nicht wieder Trinkwasser geworden. Herrje, wird die ein Bad gebraucht haben.

Also bin ich wieder zurück ins Kaff dort gefahren, ein Restaurant am anderen, aber 70 bis 80% geschlossen, weil noch außerhalb der Touristensaison.

Ein etwas gehobeneres rausgesucht, vorher noch deren eigenen Kräutergarten besichtigt. Die züchten da ihre Kräuter und Gewürze selbst. Kleftiko bestellt. Sehr lecker. Eine auf mir unbekannte Art mariniertes und eingelegtes Stück Lammkeule. Ich weiß nicht, was die damit machen, aber es ist immer sehr, sehr zart. Eigentlich braucht man gar kein Messer, weil es so leicht abzulösen ist und zerteilen lässt. Sehr, sehr lecker.

Aber ich greife vor.

Wie ich da so reinkam und mich setzte, merkte ich, dass ich mich etwas verspätet hatte. Nicht für das Essen, aber es war schon deutlich nach 16:00 (Zeitzone eine Stunde vor Deutschland). Mir hatte nämlich jemand geschrieben, dass heute im Bundestag eine Debatte stattfinde, die mein Thema träfe: Eine Aktuelle Stunde zum Thema „Nein zum Staatsjournalismus – Geschäftsbeziehungen zwischen Bundesregierung und Journalisten beenden“ auf Verlangen der AfD. Da wäre ich sogar gerne mal hingegangen, aber ich bin gerade nicht in Berlin. Aber: Kann man auf per Live-TV schauen. Wie ich da also so sitze, auf die Keule warte und schon mal das gereichte Brot als Appetizer verzehre, hatte ich die Debatte auf dem Handy live laufen. Eigentlich unhöflich, dort so störenden Krach zu machen, aber ich habe es so leise gestellt, wie möglich (keine Ohrstöpsel dabei), und um mich herum waren saison- und zusätzlich uhrzeitbedingt alle Tische leer. Es sprach: Helge Lindh. Leider hatte ich eben nicht mitbekommen, was vorher lief, aber der Mann redet ein unfassbar blödes Geschwätz daher. Vor allem: Inhaltslos, leer, gleichzeitig überheblich, herablassend. Und Leute wie den müssen wir als Steuerzahler bezahlen. Der Mann ist eine einzige Beleidigung der gesamten Evolution.

Wer wählt sowas?

Seine Homepage:

mein Name ist Helge Lindh und ich bin der direkt gewählte Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Wuppertal I.

Direkt gewählt. In Wuppertal.

Wuppertal. Da muss es wohl auch schlimm stehen.

Und dann kam eine, die eigentlich noch schlimmer war als Helge Lindh. Dorothee Bär.

Ich habe mir eigentlich nichts dabei gedacht, sondern bin aufgestanden, weil mich ein natürliches Bedürfnis ereilte. Also ging ich auf die Toilette und habe mein Handy eingesteckt. Wie ich da nun also vor dem Urinal stehe und das einzig Angemessene tue, was man dort tun kann, mich der Kausalursache meines Ganges dorthin widmete, kam trotz des fast leeren Restaurants jemand an mir vorbei, was mir einen sehr tadelnden missbilligenden Blick einbrachte, weil ich da halt so stand, meine Privatangelegenheit erledigte und mir dabei Dorothee Bär lauthals und vernehmlich aus der Hosentasche plärrte. Das wird hier nicht goutiert. Ich glaube nicht, dass man verstand, was sie sagte – wie auch, sie sagte ja gar nichts, ich könnte mich spontan auch nicht erinnern, dass die jemals irgendwas gesagt hätte – aber ihr Tonfall war schon sehr unangenehm und abstoßend. Die wirkte wie die feministische Überspitzung von Helge Lindh.

Als ich dann wieder am Tisch war, kamen zweierlei: Der nächste Redner und das Essen. Da ich mir das Essen nicht verderben und die Wirtsleute nicht vor den Kopf stoßen wollte, habe ich deshalb abgeschaltet, um mich mit voller Aufmerksamkeit der wunderbar zarten und wohlgewürzten Lammkeule zu widmen. Nichts Geringeres als meine volle, ungeteilte Aufmerksamkeit hatte sie auch verdient. Sehr, sehr gut.

Das Resultat des Tages ist aber nun, dass ich nun schauen muss, wo ich eine Videoaufzeichnung dieser aktuellen Stunde finde, denn was die Parteien zu der Schmiergeldaffäre der Medien sagen, würde mich schon sehr interessieren. Die paar Fetzen, die ich da mitbekommen habe, liefen auf so ein „Was fällt Ihnen ein!“ hinaus, und andere Skandale seien doch größer und so weiter.

Was mich daran nämlich besonders stört, ist nicht mal die Korruption an sich, sondern die erbärmliche Heuchelei des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, die immer so trommelten, dass sie sich nie von der Politik dirigieren lassen würden – während im Hinterzimmer die Neuen Deutschen Medienmacher Inhalte und den Umgang damit diktieren.