Ansichten eines Informatikers

Luise, 12, tot, frisch gemessert

Hadmut
14.3.2023 23:21

Vielleicht würde ja ein Teil der Antworten die Bevölkerung verunsichern.

Zum Fall der erstochenen Luise aus Freudenberg erfährt man nahezu nichts. Außer eben, dass sie vorher 12 und danach tot war, und die mutmaßlichen und angeblich geständigen Täterinnen nicht strafmündig, weil 12 und 13 Jahre alt, sind, und deshalb das Schlimmste, was ihnen passieren kann, ist, dass sich das deutsche Jugendamt um sie kümmert. Obwohl man ja für solche Fälle eine juristische Hintertür aufgemacht hat und die dann in die geschlossene Psychiatrie oder sowas einliefert, darf halt nur nicht Knast heißen.

Aber die wesentlichen Aussagen sind, dass man wegen des jugendlichen Alters einfach gar nichts erfährt, auch keine Motive, keine Namen und nichts, außer der Aussage, dass Kinder da eine anderers umgebracht hätten und man da kein Motiv nennen kann oder will.

Warum die beiden Luise umgebracht haben sollen, dazu hat sich die Staatsanwaltschaft nicht geäußert. Nur dass die Stiche darauf schließen lassen könnten, dass Emotionen im Spiel waren. Ein mögliches Motiv sei auch für einen Erwachsenen möglicherweise nicht so einfach zu verstehen: “Was für Kinder möglicherweise ein Motiv ist für eine Tat, würde sich einem Erwachsenen möglicherweise nicht erschließen”, so der leitende Oberstaatsanwalt in Koblenz, Mario Mannweiler. Nach Medienberichten soll es vor der Tat einen Streit zwischen den Kindern gegeben haben – bestätigt ist das nicht.

Das ist vielleicht am Problem vorbeiformuliert. Vielleicht sind da andere Kriterien und Umstände als das Alter relevant und verständnishemmend.

Was mir nämlich die ganze Zeit schon in diesem Meer, in dieser ohrenbetäubenden Flut von Nichtmitteilungen auffiel, wie sehr und wie sorgfältig man sich bemühte und beeilte, nicht nur allgemein nichts zu sagen, sondern auch etwas Bestimmtes sofort nicht zu sagen. Denn normalerweise sagen Polizei und Presse bei Morden – ist es überhaupt ein Mord, wenn es nicht zu einem Strafverfahren und damit auch nicht zu einem Urteil kommen kann, das einen Mord erkennt – etwas sofort dazu, oder etwas sofort nicht dazu. Und gerade wenn sie es nicht sagen, dann beeilen sie sich immer besonders damit, es nicht zu sagen. Das ist längst Gegenstand ganzer Pressekonferenzen, es nicht zu sagen.

Und hätte man das gesagt, wovon man sich normalerweise beeilt, es zu sagen, wenn man es denn sagt, das hat man hier bisher nicht gesagt. Und man hat sich wirklich auffällig beeilt, es nicht zu sagen, weil man es bereits in den ersten Meldungen schon nicht gesagt hatte.

Was man lediglich gesagt hat, war, dass Luise am Blutverlust nach einer Vielzahl von mit einem Messer beigebrachten Verletzungen verstorben ist. Und man nennt sie „Kinder“, obwohl doch mancher Politiker für Leute dieses Alters bereits das Wahlrecht fordert.

Was man nicht gesagt hat, war, welcher Natur diese Verletzungen waren. Da gibt es ja Unterschiede.

Nun schreibt mir gerade einer, dass er wisse, was man da nicht sage, aber nennt keine Quelle, stellt dafür ein „wohl“ davor. Deshalb werde auch ich nicht sagen, was er mir schreibt, weil ich erstens keine Quelle finde und zweitens keine Lust habe, mich damit mit politischen Staatsanwalten herumzuschlagen.

Wenn das allerdings stimmt, was der Leser mir schreibt, dann wäre das Alter nicht der Hauptgrund, warum man das nicht sagt, was er mir nun sagt.

Er meint aber, dass der Maulkorb, den man da verhängt habe – und es geht wohl um einen Maulkorb und nicht um Kinderschutz, das ist wohl nur der Vorwand – nicht verhindere, dass die Information, was da passiert sei, lokal durchsickere. Und er komme aus der Gegend und haben die Information aus zwei verschiedenen Sickerquellen erhalten.

Bisher habe ich dazu keine belegbare Quelle. Mir ist lediglich bekannt, dass der FOCUS schreibt

Mord an Luise in Freudenberg: Tat war offenbar ein Racheakt

Wie FOCUS online erfahren hat, soll es sich um eine Art Racheakt gehandelt haben. Offenbar hatten sich die drei Schülerinnen im Vorfeld gestritten. So soll sich das spätere Opfer über eines der beiden Mädchen aus ihrem Bekanntenkreis lustig gemacht haben. In welcher Art und Weise, bleibt unklar. Auch stellt sich die Frage, ob Luise im Affekt getötet worden war oder in einen Hinterhalt gelockt wurde. Die zahlreichen Messerstiche, die durch die Rechtsmedizin der Uni Mainz am Leichnam des Mädchens festgestellt wurden, deuten zumindest daraufhin, dass enormer Hass im Spiel gewesen sein muss.

Könnt Ihr Euch noch an die in Politik und Medien in den letzten Jahren so gern und häufig gestellte Frage „Woher kommt nur all der Hass?“ erinnern? Habt Ihr bemerkt, dass die hier noch keiner stellte?

Dass hier eigentlich gar keine Fragen gestellt, sondern die Sache nach einem Zucken des Bedauerns und einer Standard-Beteuerung des Entsetzens (aber noch unterhalb eines Kanzlers Gedanken sind bei den Angehörigen) zur stillschweigenden Tagesordnung übergegangen wird?

Gehen Sie weiter. Es gibt hier nichts zu sehen. Nichts zu sagen. Nichts zu fragen.

Mal sehen, ob doch noch irgendwas gesagt wird. Aber solange ich da gar keine belastbare Quelle habe und es nicht nachprüfen kann, werde ich es auch nicht sagen.