Ansichten eines Informatikers

Der blaue Frust

Hadmut
1.3.2023 13:23

Leser fragen…

lieber hadmud,
vor einigen jahren, als wir alle noch jung und optimistisch waren, gab es einen ziemlichen hype um den wikinger namens blauzahn. hurra, der drahtverhau um den pc herum hat ein ende. tastatur, maus, kopfhörer, lautsprecher und lan kommuniziern kabellos mit dem pc, der leider noch ein netzkabel braucht, während sonst
trippel-und double-A energielieferanten reichen. bin gerade wieder mal daran gescheitert meinen bt-kophörer über asus-dongle mit mint-cinnamon bekannt zu machen und habe viele stunden verbracht, um eine teure bt-maus mit verschiedenen notebooks wieder und wieder zu verheiraten.
ist dir dieser frust geläufig ?
gruss,

Ja.

Tastaturen mit kaputter Shift-Taste können einen in den Wahnsinn treiben. Liegt aber selten an Bluetooth.

Aber sowas erlebe ich ständig. Immer öfter. Ich habe immer stärker den Eindruck, dass wir mit der IT im Ganzen überfordert sind und immer schlechter werden. Ich verbringen inzwischen einen gerüttelten Teil meiner Arbeitszeit damit, Fehler zu suchen, zu debuggen. Nicht meinen eigenen Mist, sondern allgemeinen Software-Kram. Und immer öfter passiert es mir, dass wenn ich irgendeinen Bug melde oder fehlende Doku anmeckere, dass die Rückfrage kommt, ob ich denn nicht auch einen Bugfix liefern könnte, wenn ich doch schon so schlau wäre, den Fehler überhaupt finden, einkreisen, beschreiben gekonnt zu haben.

Ich hatte mich gerade anlässlich meiner Wohnungseinrichtung hier darüber geärgert, dass etwas, was 2009-2011 groß – zunächst als Light Peak, angekündigt wurde, nie gekommen ist: Damals hatte Intel „thunderbolt“, und zwar ein optisches angekündigt, bei dem man mit Bandbreiten von mehreren GB über hauchdünne Glasfaserkabel bis zu 100 Meter weit kommunizieren könnte. Das hätte ich sehr gerne für die Wohnung gehabt, denn eine hauchdünne Glasfaser (die gibt es ja auch mit sehr dünner, weißer Ummantelung) hätte man ganz unauffällig entlang der Sockelleisten verlegen können. Ich fände das wunderbar. Groß angekündigt, kam aber nie. Stattdessen wurde der Name für ein kabel/strom-basiertes Protokoll wieder- und weiterverwendet.

Habe gestern einen Artikel dazu gefunden, der auch das damals PR-mäßig verteilte Bild mit dem Glasfaserchip und den vier leuchtenden Fasern zeigt.

Angeblich war es nicht reif, viel zu teuer und hatte den Nachteil, dass Glasfasern nur Information, aber keine Energie zum Betrieb von Endgeräten übertragen können. Ich fand es aber sehr bedauerlich, dass man es nicht trotzdem als LAN-Technik für Gebäude und Hausautomation eingesetzt hat, das wäre wunderbar gewesen und hätte eben auch den Vorteil gehabt, dass man keinen Potentialausgleich und keinen Blitzschutz gebraucht hätte, wenn man längere Strecken überbrücken will.

Wäre ziemlich gut gewesen, wenn es die vorsprochenen Eigenschaften gehabt hätte. Da hat aber wohl Apple reingegrätscht, die da etwas anderes haben wollten.

Schade. Wenn es funktioniert hat, was nicht ganz klar ist, hätte es sehr gut werden können. Aber es ist wie mit VHS-Kassetten und ähnlichem: Das Billigere setzt sich durch, nicht das Bessere.

Inzwischen entwickelt man Single-Wire Ethernet. Wieder mit Metallkabeln, aber nur noch einem Kabelpaar.