Ansichten eines Informatikers

Schon wieder Lenovo-Schrott

Hadmut
1.2.2023 18:03

Verklappen die gerade ihre alten Lagerbestände?

Ich bin sauer.

Ich hatte doch vor ein paar Tagen gebloggt, dass LIDL ein Tablet von Lenovo verkauft, das auf den ersten Blick gut und günstig aussieht, aber der Software-Support schon abgelaufen ist, das Ding also eigentlich schon nicht mehr allgemein zu verwenden ist. Hatte auch Heise erwähnt, mit (blöder) Stellungnahme von Lenovo.

Gerade sehe ich im aktuellen Metro-Prospekt ein Tablet. Ich achte gerade drauf, weil ich eines ersetzen muss:

Wieder in die Liste geguckt, Tab M10 FHD Plus, 2. Generation, Android 10, „Die Sicherheitswartung endet: Getan“.

Done. Fertig. Aus. Tot.

Verkloppen die da gerade allen alten Mist, den sie noch im Lager herumliegen haben?

Mir fehlt dafür das Verständnis. Und da sollte die EU wirklich eingreifen und sowas verbieten.

Und wenn man wirklich noch Tablets übrig hat, bei denen der Support abgelaufen ist, die man für zu schade hält, um sie zu verschrotten, dann sollte man entweder die Informationen herausrücken, die Drittprojekte benötigen, um deren OS draufzuspielen, oder man verschenkt die Dinger an Flüchtlingsheime oder Tafeln und sagt dazu, dass man die mit Vorsicht und nur für ein Jahr verwenden sollte. Dann hat zumindest niemand für den Mist bezahlt. Ich denke, dass sich Ukraine-Flüchtlinge gerade darüber freuen würden.

Das Problem ist natürlich wieder Deutschland: Denn in Deutschland darf ein Händler oder Hersteller solchen Restkram nicht einfach verschenken, weil er das als Entnahme versteuern und die Umsatzsteuer darauf selbst entrichten muss. Was ja auch der Grund ist, warum Amazon Rückläufer vernichtet und nicht verschenkt.

Ich halte das für absurd, dass wir hier Steuern zahlen wie bekloppt, auch um Flüchtlinge zu finanzieren, man dann aber durch beklopptes Steuerrecht verhindert, dass solche Restgeräte, die vielleicht noch für eine kurze Übergangszeit zu gebrauchen wären, Flüchtlingen schenkt, die hier ankommen, damit die vielleicht mit Verwandten in der Ukraine videotelefonieren, ukrainisch fernsehen, am Schulunterricht teilnehmen, deutsche Texte übersetzen oder irgendsowas können. Wenn man da nur einige wenige feste Apps draufhat und sich nur in festen Bahnen bewegt, ist das nicht gleich ganz so schlimm, wenn da nicht die neuesten Sicherheitspatches drauf sind. Gut, das kann man auch anders sehen und vermuten, dass der russische Geheimdienst versucht, sie auszuspionieren, aber das wird auch nicht besser, wenn sie sich aus Geldnot irgendwelchen Gebrauchtschrott vom Hehler, von eBay oder aus dem Spendensack holen. Ich würde eh nicht damit rechnen, dass die in Flüchtlingsunterkünften und bematratzten Sporthallen länger als ein halbes Jahr durchhalten, bis sie kaputt oder geklaut sind. Da würde sich das anbieten, die dort zu verheizen, damit Leute, die hier ankommen, erst einmal eine Kommunikationsmöglichkeit haben, mit der heute jeder sofort klarkommt, die mobil, tragbar, leicht zu bedienen ist und mehr Display als ein Handy bietet.

Und während des Corona-Lockdowns hätte man die Dinger auch an Schulkinder verschenken können, die sowas für zuhause brauchen, es sich aber nicht leisten können.

Mir geht das jedenfalls massiv auf die Nerven, dass man nicht mehr einfach ein Gerät kaufen kann, sondern jedesmal im Internet recherchieren muss, was man da als Upgrade bekommt. Ich kann mich erinnern, dass ich vor Jahren mal ein Handy kaufen wollte, im Laden stand, weiß nicht mehr, welche Marke in der Hand hatte, und mir der Verkäufer sagte, die Hardware sei super, aber man wisse nie, ob man überhaupt je ein Update bekomme.

Und da bin ich dann der Meinung, dass man sowas verbieten sollte. Oder zumindest die Hersteller und Händler zwingen, dass die Supportdauer gut sichtbar angegeben wird.

Wäre es nämlich verboten, dann müsste sich der Hersteller nämlich überlegen, ob er den Support verlängert und das Ende hinausschiebt, bis alles verkauft ist, oder eben rechtzeitig dafür sorgt, dass das Zeug verkauft ist. Oder das Zeug halt aus der EU rausschafft und das sonstwo verkloppt.

Und mehr noch als Lenovo selbst ärgert mich da unsere Regierung, die so gerne von Digitalisierung schwätzt und einfach gar nichts hinbekommt. Denn wenn man schon von Home-Office und von Home-Schooling redet, mal wegen Pandemie, demnächst aber wohl wegen Lehrermangel, vergammelten Schulen, Energiemangel, was auch immer, wir wissen ja, dass sowas unvorhergesehen nötig werden kann und wir das in Deutschland wirklich völlig verkackt haben, könnte man ja mal auf die Idee kommen, dafür zu sorgen, dass es so etwas wie ein Schultablet gibt, einen gewissen Standard, der einzuhalten ist, mit schultauglicher Konfiguration, allem drauf, was man so braucht, und vor allem: Wartung, sagen wir mal für drei oder vier Jahre. Hausaufgaben, Videokonferenz, Lehrmateralien, gerne auch als Video oder zum Anhören. Wir haben uns damals den Rücken krumm geschleppt an den vielen Schulbüchern, die wir mitschleppen mussten. Man könnte ja auch den ganzen Unterrichtsstoff mal als Videounterricht herstellen und als Ergänzung anbieten, beispielsweise für kranke Kinder. Oder solche, die im Unterricht nicht mitkommen und das nochmal brauchen. Und das könnte man durchaus so bauen, dass das besser zu warten ist. Beispielsweise indem man ChromeOS statt Android verwendet, was von Google und nicht vom Hersteller aktualisiert wird. Selber kriegen wir sowas ja nicht hin. Dann hätte man aber Software vorrätig, mit der man solche Hardware – und die ist ja nicht schlecht – noch ordentlich nutzen kann und nicht als Schrott verhökern muss.

Im Prinzip würde es schon helfen, wenn die Hersteller gezwungen wären, ähnlich wie bei PC die Installation eigener/fremder Betriebssysteme zu ermöglichen und zu dokumentieren. Dann wird das Ding eben formal ohne Software verkauft und man installiert sie selbst.

Mir fehlt dafür jedes Verständnis.

Aber in diesem Land hier bekommen wir einfach gar nichts mehr hin.