Ansichten eines Informatikers

Der Untergang der Apokalyptiker

Hadmut
21.7.2022 16:43

Die Apokalypse der Apokalypse, sozusagen.

Oder: Endlich mal gute Nachrichten.

Der „Ökomodernist“ (?) Michael Shellenberg sagt in der NZZ den Untergang der Grünen voraus: «Das apokalyptische Denken kommt vor allem aus Deutschland»: Der amerikanische Autor Michael Shellenberger kritisiert die Energiewende und erwartet den Niedergang der Grünen

Reden die Deutschen auf eine besondere Weise über den Klimawandel und die damit einhergehenden Gefahren?

Das apokalyptische Denken kommt vor allem aus Deutschland. Das deutsche Volk und die Regierung haben eine alarmistische Sicht auf den Klimawandel, der überall auf der Welt existiert. Die CO2-Emissionen waren in den vergangenen zehn Jahren unverändert. Wir sind also erfolgreich. Warum sehen die Menschen dann eine Katastrophe? Ich denke, es gibt drei Beweggründe für diesen apokalyptischen Diskurs: Geld, Macht und Religion. Der Klimawandel ist zu einer Art Ersatzreligion geworden.

Das Motto hierzulande lautet aber «Follow the science», folge der Wissenschaft.

Wissenschaft beschreibt, was ist. Sie sagt uns nicht, was wir tun sollen. Mit dem Sollen betreten wir den Raum der Ethik oder Religion. Sollen wir erneuerbare Energien nutzen? Sollen wir Erdgas anstelle von Kohle verwenden? Das sind ethische, politische und moralische Fragen, die entschieden werden müssen.

Guter Punkt. Vielleicht kann man der Wissenschaft gar nicht folgen, weil sie kein Ziel und keine Richtung verfolgt. Verfolgen sollte.

Und dann kommen wir wieder zum Hirn:

Sofern Sie recht haben: Warum sollten Menschen im Klimaschutz eine Religion suchen?

Dahinter steckt die Sehnsucht nach einer externen Autorität, die uns Anweisungen gibt und sagt, was zu tun sei. So drückt man sich vor der Verantwortung, in einer demokratischen und liberalen Gesellschaft selbst Entscheidungen treffen zu müssen.

Womit wir wieder voll im Rudeldenken und in meinem Modell von Gott als fiktiv-virtuell-imaginiertem herumtragbaren Taschenleithammel sind. Klima als einfache Entscheidungsregel in derselben Funktion wie der Koran.

Ein weiterer Slogan der Klimaschutzbewegung lautet: «We don’t have time», wir haben keine Zeit. Die deutsche Aussenministerin Annalena Baerbock teilt diese Sichtweise und fordert radikale Massnahmen.

Auch das ist ein apokalyptischer Diskurs, wie wir ihn aus Sekten kennen. Menschen, die einen kontrollieren wollen, erzeugen Angst. Man sollte immer vorsichtig sein bei Anführern, die mit Angst arbeiten. Die Wissenschaft zeigt, dass der Klimawandel ein extrem langsam fortschreitendes Phänomen ist. Es geht um einen Temperaturanstieg zwischen 1,5 und drei Grad über einen Zeitraum von 250 Jahren. Es handelt sich um keinen Asteroid, kein Coronavirus, keinen Tsunami. Das sind gute Nachrichten, denn es bedeutet, dass wir Zeit für den Übergang haben.

Das hatte ich ja auch schon angesprochen. Immerhin habe ich in meiner Lebensspanne bereits ungefähr 5 von den Grünen vorausgesagte unüberlebbare Weltuntergänge überlebt.

Sie schreiben, dass die erneuerbaren Energien aus dem 18. und 19. Jahrhundert stammten und einen vormodernen Charakter hätten.

Die Sehnsucht, zu erneuerbaren Energien zurückzukehren, ist die Sehnsucht, in eine Zeit vor der industriellen Revolution zurückzukehren. […]

Woher kommt diese Sehnsucht?

Ich sehe Parallelen zu religiösen Erzählungen. Im Alten Testament gibt es die Geschichte der Vertreibung aus dem Garten Eden wegen der menschlichen Sünde. Heute hat die, wie ich sie nenne, Anti-Atomstrom-Pro-Erneuerbare-Energien-Klimawandelbewegung die Idee, dass wir uns vor der industriellen Revolution in einem Garten Eden befanden und durch den Einsatz fossiler Brennstoffe das Daseinsrecht im Paradies verwirkten.

Ja, die Ähnlichkeit der Grünen und der Klimabewegung zu den Zeugen Jehovas ist verblüffend. Nicht nur, was die Latschen und die Klamotten betrifft, wie Josua auf dem Wachturm. Das ist ja alles so ein „Erwachet!“ und „Bereuet!“.

Als ich noch Student war und im Studentenwohnheim hauste, hat es mal ein Zeuge Jehovas bis zu mir ins Zimmer geschafft, weil da gerade die Volkszählung war, der so beamtenmäßig herumlief und ich ihn erst für den Volkszähler hielt. Der erklärte mir auch, das Ende sei nah, wir werden alle sterben, das Wasser wird steigen, der Weltuntergang kommen. Dann fing er an, mir vorzuschwärmen, was für eine moderne High-Tech-Arche sie jetzt bauten, und nur mit der könnte man überleben. Aha. Wieviele Plätze hat die denn? Weiß nicht mehr, was er sagte, ich glaube, es waren 5000. 5000 Plätze für Menschen in der nächsten Arche. Nur für die frömmsten und gottesfürchtigsten. Wieviele Zeugen Jehovas es gäbe? Weiß nicht mehr. Million oder sowas sagte er. Wenn sie aber doch schon mehr Fromme als Sitzplätze haben, was er dann bei mir wolle. Mir ein Ticket verkaufen, wenn es keine Tickets mehr gibt? Wieso er auf mein Verständnis hoffe, wenn ihr Plan sei, mich elendiglich absaufen zu lassen, und wozu ich dann noch gläubig werden soll. Da war er fertig. An dieses Gespräch musste ich bei den Grünen schon öfter denken, aber eher so im Gender-Bereich. Ich müsse doch woke sein, gleichzeitig aber einsehen, dass ich als alter weißer Mann erledigt sei und hier nichts mehr verloren hätte.

Wer wäre eine Jesus-Figur in dieser Parallele?

Die interessanteste Rolle hat Greta Thunberg. […]

Der Vergleich hatte ich 2019 schon.

Werden die Grünen sich ändern?

Sie sind immer noch Marxisten. Ich denke, wir haben bei den jüngsten Wahlen den Höhepunkt für die Grünen erreicht und dass die Energiekrise zu einem Rückgang der Unterstützung führen wird.

Und dann noch ein interessanter Punkt:

Deutschland steckt in echten Schwierigkeiten. Ich habe eine ambivalente Beziehung zu Deutschland, weil ich es einerseits liebe. Ich finde es toll, wie alles wirklich gut funktioniert. Die Infrastruktur ist gut gebaut. Andererseits habt ihr einen Komplex, der sich aus der Schuld des Zweiten Weltkriegs ergibt. Die Deutschen versuchen, ihre moralische Bedeutung durch erneuerbare Energien wiederherzustellen.

Das würde sehr gut dazu passen, dass ich in diesem links-rot-grünen Genderumfeld immer wieder Abkömmlinge von Nazi-Größen gefunden habe, die verzweifelt versuchen, sich ideologische, etwa durch das Bestreiten von Abstammung, Genen, Geschlecht von einer gefühlten Erbschuld reinzuwaschen.

Das würde erklären, warum die Ökos und die Antifaschisten weitgehend deckungsgleich sind.

Ich hatte vor einiger Zeit mal geschrieben, dass ich den Eindruck habe, dass die Nachkommen der Holocaust-Überlebenden psychisch mehr darunter zu leiden scheinen, als die Überlebenden selbst. Wenn Holocaust-Überlebende erzählen, erscheinen sie fast immer sehr abgeklärt, sachlich, mitteilsam, manchmal regelrecht gelöst. Deren Nachkommen aber sind auf dem Kriegs- und Rachetrip, obwohl sie selbst nicht betroffen sind. Möglicherweise gibt es einen ähnlichen Effekt auf Seite der Nazis. Gut möglich, dass die Nazis das nach dem Krieg einfach wechselten wie eine kaputte Jacke, ihre Nachkommen aber einen Dachschaden haben, mit dem sie nicht klarkommen.

Ich hatte das schon in Zusammenhang mit diesem Michael Kimmel erläutert. Ich war in der Friedrich-Ebert-Stiftung und hatte einen feministischen Vortrag erwartet, und dann kam der dunkle Rächer auf Nazi-Jagd. Da ist mir aufgegangen, dass vieles in diesem Feminismus eine Art Echo aus der Nazi-Zeit ist, und die damit beschäftigt sind, eine Art posttraumatische Belastungsstörung zu verarbeiten, obwohl sie beim Trauma nicht dabei waren. So eine Art Stellvertreterleidenstum. Und nachdem Feminismus und Gender ausgelutscht sind, könnte jetzt Klima als nächstes dran sein.

Das Thema hatte ich ja auch schon mal, dass die sich Opfer suchen, um an ihnen eine vermeintliche Schuld wieder gut zu machen, und weil kein Opfer groß genug ist, und sie sich immer weiter eskalieren, sie sich gleich die ganze Welt als das größtmögliche Opfer gewählt haben, das es zu beschützen gilt. Man also mit der Klimarettung versucht, den Holocaust als Verbrennung neu aufzuführen, aber diesmal mit „gutem“ Ausgang. Als ob man die Schlacht bei Waterloo im Sandkasten mit Figürchen neu aufführt und diesmal Napoleon gewinnen soll.