Ansichten eines Informatikers

Zustandsbeschreibung

Hadmut
18.7.2022 0:37

Ein Boomer schreibt mir.

Einige Boomer, aber auch Jüngere haben mir geschrieben und meinem Artikel über die Verarschte Generation zugestimmt. Anscheinend hat niemand mehr Lust, in diesem Staat noch zu arbeiten.

Eine Zuschrift eines Boomers möchte ich zitieren, weil sie den Zustand so gut beschreibt:

Einen weiteren Aspekt möchte ich jedoch noch beisteuern. Der Effekt verstärkt sich durch die Abgänge der Boomer selbst. Die Boomer konnten sich “blind” untereinander verständigen, sowohl fachlich, als auch sprachlich und zwischenmenschlich. Gut, auf Arbeit muss man keine zwischenmenschlichen Beziehungen mehr pflegen, inzwischen geht auch kaum noch jemand in die Kantine, weil immer nur noch Veggie Kost übrig ist. Entsprechend sind die produktiven Mittagsgespräche auch rarer geworden. Aber dramatisch wird es, wenn man mit den neuen Kollegen fachlich nicht mehr sprechen und sich auf diese nicht mehr verlassen kann. Die “Neuen”, soweit die Firma überhaupt noch welche findet, reden, denken, handeln wie von einem anderen Stern. Ja, man muss befürchten, als wenn sie gehirngewaschen worden sind. Man versucht ihnen etwas beizubringen. Sie lauschen interessiert und nach 30 Minuten kommt eine Frage, da zieht es Dir die Schuhe aus. Und Du weißt, die letzten 30 Minuten oder gerne auch Wochen, waren für die Katz. Wissen kombinieren geht bei denen gar nicht. Bekommt man ausnahmsweise mal jemanden eingearbeitet, ist der nach drei Jahren weg, hin zu einem vermeintlich besseren Angebot. Es frustriert ungemein, wenn man im Job keine Partner mehr hat und findet, sowie man sich auf die Kollegen nicht mehr blind verlassen kann. Das verstärkt meiner Beobachtung und Meinung nach noch den Wunsch der noch nicht gekündigten Boomer auch aufzuhören.

Wir haben noch etwa 80% des Personals als Boomer, viele davon noch im ATZ-Arbeitsblock. Da rollt auf die Unternehmen eine mächtige Personalwelle zu. Aber wir Boomer reden schon seit mindestens 10 Jahren, dass die Firma sich die damals 35 bis 40-jährigen sichern soll (mit dem Kalkül, dass die schon sesshaft geworden sind). Einzig, da findet sich kaum jemand. Und die Abgänger der Unis sind schlichtweg unbrauchbar. Ich hatte auch schon vor Jahren die Idee eingebracht, sie sollen sich einfach 10 Leute eines Studienganges komplett krallen, vielleicht verstehen die sich ja untereinander. Aber das wäre ja zu revolutionär gewesen. Und ob das geklappt hätte, denke ich heute eher weniger.

Nun ja, man muss und braucht sich darüber als Boomer einfach nicht mehr den Kopf zerbrechen. Der Letzte braucht kein Licht mehr ausmachen, es ist ja dann bereits schon zappenduster. Übernehmen wird das Geschäft die derzeitige nicht-europäische Konkurrenz. Und ich bin mir sehr sicher, dass das in ganz D so laufen wird. Was D mal herstellen wird und wovon D tatsächlich leben wird kann ich mir im Moment einfach nicht ausmalen. Dazu fehlt mir die Phantasie. Und das will als Boomer schon etwas heißen.

Dem wiederum kann ich voll zustimmen.