Ansichten eines Informatikers

Die verarschte Generation

Hadmut
17.7.2022 20:56

Ich bin nicht allein.

Wenn ich das aufsummiere, was mir Leser

  • Leser meines Alters über sich,
  • Leser über Leute meines Alters

in letzter Zeit geschrieben haben, so in den letzten Monaten und vielleicht ein, zwei, drei Jahren, dann zeichnet sich ab, dass ich kein Einzelfall bin, dass ich nicht allein bin, sondern im Gegenteil in einiger Hinsicht „repräsentativ“, nur eben publizistischer.

Zumindest scheint es so. Nun schreibt mir da sicherlich nur ein gewisser Teil der Leute meines Jahrgangs, und generell werden auch eher solche Leute mein Blog lesen, die zumindest grob in meine Richtung denken (was nicht stimmt, es lesen – und das finde ich bemerkenswert – auch viele „Feinddenker“ mit, aber die schreiben nicht), aber es lässt sich wohl sagen, dass es erheblichen Teil der Leute meines Alters gibt, die das so sehen, denn bisher liegt mir noch keine einzige andere Zuschrift vor.

Und die Leute fühlen sich von vorne bis hinten verarscht, betrogen, ausgeplündert, über den Tisch gezogen. Obendrein beschimpft, beschuldigt, verachtet.

Und erstaunliche viele Leute machen das, was ich gemacht habe, wenn sie es sich leisten können: Hängen den Beruf an den Nagel.

Kein Bock mehr. Lohnt sich nicht mehr. Arbeitsumfeld zur Katastrophe geworden. Schnauze voll von unfähigen Quotenweibern, die einem als Vorgesetzte vor die Nase gesetzt werden. Keine Bereitschaft mehr, sich diesem Gender- und Political-Correctness-Wahn auszusetzen. Gender-Sprache, gewählte Pronomen, Typen in Frauenkleidern. Nur noch Geschwätz, aber voller Tretminen. Gesellschaftstänze statt Produktivität. Und dann in vielen Firmen das Verhalten, gleichzeitig über Fachkräftemangel zu schimpfen und Leute ab 55 loswerden zu wollen.

Bein einen mehr das, beim anderen eher das andere, aber alle hören sich im Prinzip gleich an.

Was heißt das?

Man fürchtet sich zwar vor dem Abgang der Baby-Boomer, weil dann vieles zusammenbreche.

Man ist aber davon ausgegangen, dass die noch bis zum Rentenalter arbeiten, und sich das gefallen lassen, dass man das Rentenalter immer weiter hochsetzt oder aufweicht, wie die berühmte Möhre, die man dem Esel an der Angel vor die Nase hängt, damit er weiter marschiert. Ich bin am unteren Ende der Boomer und ich hätte noch 11, 12 Jahre bis zur Rente zu arbeiten. Sagen wir mal, dass Boomer damit im Schnitt und je nach Beruf und Dienstart noch 0 bis 12 Jahre zu arbeiten hätten.

Man war fest davon überzeugt, dass sie das auch tun würden. Egal, wie sehr man sie beschimpft und bescheißt, die Boomer seien arbeitsam, die leisteten trotzdem weiter. Denn bei uns kommen die Baby-Boomer aus der Steckdose.

Wenn ich aber betrachte, was mir die Leute so schreiben, dann werden die Baby-Boomer das in weiten Teilen eben nicht tun.

Im Gegenteil werden eine Menge Leute jetzt hinschmeißen und ihre Dienstkleidung – ob nun Arztkittel, Pilotenuniform, oder was auch immer – gegen Strohhut und Shorts tauschen. Oder in irgendein Land gehen, in dem sie als Mensch und ihre Arbeit noch geschätzt werden.

Und das könnte sehr schnell sehr bitter werden.

Stell’ Dir vor, es ist bedingungsloses Grundeinkommen. Und nichts mehr da, was Du davon kaufen kannst.

Apropos: Ich wäre jetzt bereit für mein bedingungsloses Grundeinkommen. Her damit.