Ansichten eines Informatikers

Wenn Deutschland implodiert, die Schweiz mit den Zähnen klappert und Kryptohintertüren zur Zeitungsente werden

Hadmut
27.6.2022 18:42

Kann schon sein, dass wir fallen.

Aber dann fallen wir auf die Schweiz drauf.

Ein Österreicher wies mich darauf hin, dass die Schweizer gerade wieder in der Crypto-Suppe rumrühren, da habe gerade ein Lobbyist Probleme bekommen. Als Quelle gab er mir die tägliche Video-Presseschau des Chefs der Schweizer Weltwoche, Roger Köppel an, die von heute.

Roger Köppel ist so eine Sache. Manchmal sagt der ja ganz schlaue Sachen, aber manchmal merkt man eben, dass sein Horizont jetzt auch nicht unbedingt der weiteste ist. Also reingehört und die Stelle gesucht, so ab ungefähr 0:20:00:

Da geht es darum, dass in der Schweiz zwischen Politik und Medien gekungelt wird und irgendeine Information in der Causa Crypto AG durchgestochen wurde. Dazu schreibt die NZZ:

Alain Berset und das Berner «House of Cards» – die Geschichte einer Fehde

Hat Bersets rechte Hand, der Kommunikationschef Peter Lauener, Cassis’ rechte Hand Markus Seiler bei den Medien angeschwärzt? Neue Enthüllungen zur Crypto-Affäre werfen ein hässliches Licht auf Bern. […]

Im November 2020 waren brisante Details des GPDel-Berichts über die Crypto-Affäre bereits vor dessen Publikation an die Medien gelangt. […]

Wie auch immer dieser Fall für die Betroffenen ausgehen wird, er wirft jetzt schon ein hässliches Licht auf die Zustände in Bundesbern. Wenn Bersets Kommunikationschef – für den die Unschuldsvermutung gilt – tatsächlich geheime Informationen an die Medien durchgestochen haben sollte, geht es in der Bundesstadt zu wie bei «House of Cards», der Netflix-Serie, in der Kevin Spacey den skrupellosen Francis Underwood als US-Präsidenten spielt. Eine endlose Kabale ohne Liebe. […]

Zehn Tage nach der Veröffentlichung des Berichts legte sich die Aufregung um die Crypto-Affäre wieder. Nun sorgte ein anderes Dokument für Schlagzeilen: der Strafbefehl gegen Bersets Ex-Geliebte. Christoph Mörgeli war der Erste, andere Medien folgten – wenn auch zögerlich. Privatsache, hiess es. Man wollte den Gesundheitsminister mitten in der Pandemie nicht zusätzlich beschädigen.

Doch wie kam die Strafakte zu Mörgeli? […]

Eine Frage, die die Schweiz noch beschäftigen wird, hat Christoph Mörgeli in seinem Artikel aufgeworfen: Was wusste Alain Berset? Wusste er von den möglichen Indiskretionen, dürfte er mit Rücktrittsforderungen konfrontiert werden. Wusste er nichts, hat er als Chef eines Schlüsseldepartements sein Spitzenpersonal womöglich nicht im Griff. Sicher ist, dass der Kreis derjenigen, die Teile des vertraulichen Crypto-Berichts erhielten, klein ist. Die sieben Bundesräte gehören dazu. Das Berner «House of Cards» geht in die nächste Staffel.

Ähm … ja. Die Crypto-Nummer kochte Anfang 2020 gerade hoch. Ich hatte mich schon gefreut, dass endlich mal Bewegung und Publizität in die Sache kommt – da wurde das Thema von Corona einfach so überrollt und plattgemacht. Keiner interessierte sich mehr für das Crypto-Ding. Wie ärgerlich.

Anscheinend aber auch gewollt. Urplötzlich war das Thema tot, Luft rausgelassen.

Was ich nun beachtlich finde: Roger Köppel stellt die ganze Crypto-Nummer als große Zeitungsente hin.

Tun die Schweizer Medien jetzt so, als habe es das nie gegeben, als sei das alles nur Fake und Intrige gewesen?

Das würde meine Schlussfolgerung stützen, dass die Nummer nicht von Deutschland und den USA alleine und an den Schweizern vorbei durchgezogen worden sein kann, sondern dass die Schweiz da Aktien an der Sache und Leichen im Keller hat.

Beifang Zähneklappern von Strom und Gases wegen

Als ich in dem Video nach der Stelle gesucht habe, in der es um die Crypto AG ging, bin ich an etwas ganz anderem vorbeigekommen:

Das blanke Zähneklappern.

Die Schweiz hat anscheinend gerade richtig Angst, dass Deutschland „imlodieren“ und dabei die Schweiz mit in den Abgrund reißen könnte. Er bezieht sich dabei auf ein Interview zwischen – wenn ich die Namen richtig verstanden habe, denn normalerweise verstehe ich die meisten Schweizerisch-Dialekte nach etwas reinhören, aber bei Köppel tue ich mir schwer damit, Namen googlebar eindeutig zu verstehen – einer Christina Neuhaus und einer Magdalena Martullo-Blocher. Ich nehme an, es handelt sich um dieses Interview. Ich dachte erst, was ist denn eine „Mangellage“? Irgendein mir unbekanntes französisches Wort, schweizerisch ausgesprochen? Ach, so, nein, sie meinen eine Gas-Mangel-Lage.

Nimmt man Interviewtext und Videokommentar zusammen, dann hängt die Schweiz sowohl beim Strom, als auch bei der Gasversorgung an Deutschland mit dran, und hat gerade gruselig Angst, dass Deutschland zusammenklappen und beides ausfallen könnte.

Was bedeutet der Gasmangel für die Wirtschaft?

Laut einer Studie des Deutschen Instituts für Makroökonomie könnte das Bruttosozialprodukt in Deutschland bei einem Importstopp von russischem Gas um 12 Prozent sinken.

12 Prozent? Das deutsche Institut für Wirtschaftsforschung rechnet bei einem Gaslieferstopp mit einem Rückgang des BIP um bis 3 Prozent bei gleichzeitig hoher Inflation.

In einem sind sich die Studien einig: Bei einem Lieferstopp von russischem Gas könnte die deutsche Wirtschaft kollabieren. Deutschland muss ja bereits jetzt seine für den Winter vorgesehenen Gasreserven anzapfen.

Von einem Lieferstopp wäre auch die Schweiz betroffen. Wir beziehen 80 Prozent unseres Gases aus Deutschland. Welche Folgen fürchten Sie am meisten?

Die Schweiz hat selbst keine eigenen Gasspeicher. Es bestehen Verträge mit Frankreich, doch wenn die französischen Lieferanten in Lieferschwierigkeiten kommen oder Deutschland Gas braucht, wird ein Export in die Schweiz nicht mehr gesichert sein. Am meisten Sorgen macht mir unsere Stromversorgung. Dank der Energiestrategie von Links-Grün ist die Schweiz im Winter auf den Import von Strom aus Europa angewiesen. Wenn der EU das Gas fehlt, fehlt es uns auch. Ein weiteres grosses Problem ist die Inflation. Die Energiepreiserhöhung in Europa betrifft auch die Schweiz. Unsere Inflationsrate ist mit derzeit 2,9 Prozent schon relativ hoch. Der Kaufkraftverlust trifft die ganze Bevölkerung und die Unternehmen. Die Preise fürs Tanken, für Strom und fürs Wohnen werden für die Haushalte und die Unternehmen immer höher und höher.

Und was bedeutete ein Gaslieferstopp für Ihre Ems-Chemie AG?

Wir haben bereits vor 15 Jahren Gas durch Biomasse ersetzt. Auf unserem Platz steht deshalb das grösste Biomassekraftwerk der Schweiz. Strom beziehen wir aus Wasserkraft. Seit letztem Jahr sind wir deshalb an allen unseren Standorten CO2-frei. Aber ohne Strom im Netz steht auch bei uns alles still, so wie im Rest der Schweiz.

Gut, denke ich mir, wenn sie sich mit der BND-NSA-Crypto-AG-Nummer partout nicht befassen wollen, dann liefern wir ihnen eben einen deutschen Politmist, den sie nicht totschweigen können. Wenn sie keinen Strom mehr haben, dann wissen sie wenigstens, warum sie nichts darüber schreiben. Da kann man nicht mit Stromausfall = Zeitungsente kommen.

Was wären die Folgen einer Mangellage?

Bis jetzt standen dabei vor allem die 30 000 Grossverbraucher im Fokus der Politik. Sie wurden im Januar darüber informiert, dass sie sich – trotz bestehenden Lieferverträgen – auf eine Reduktion des Stroms von bis zu 30 Prozent einstellen müssten. Das betrifft die Industrie, auch Coop und Migros, auch die SBB und die Swisscom, eigentlich alle Unternehmen. Kein Leitungswasser und Brot mehr, kein gekühltes Gemüse und Fleisch, Zugunterbrüche, Ausfall der Handynetze wären die Folgen. Hätte man, wie ich schon vor zehn Jahren gefordert habe, den Bau neuer AKW beschlossen, wäre unsere Eigenversorgung mit Strom jetzt gesichert. Aber man setzte auf Solarzellen, die im Winter viel zu wenig produzieren.

Das wird sicher lustig.

Ist die Schweiz genügend auf einen Worst Case vorbereitet?

Nein.

Klare Ansage.

Das Schlimme ist, dass ein solcher Worst Case immer realistischer wird und immer näher kommt. Weil Präsident Putin die Gaslieferungen nach Europa gedrosselt hat, könnte ein Mangel an Strom und Gas bereits vor nächstem Winter Realität werden. Das ist verrückt, wenn man daran denkt, dass man vor kurzem noch glaubte, eine Strommangellage könnte erst im Winter 2023 eintreten. Der Effekt ist bereits jetzt drastisch. Weil die Lager schon jetzt angezapft werden, ist die EU im Winter noch abhängiger von Putins Gas.

Warum eigentlich, und da sind wir wieder beim Totschweigen, wurde hier bei uns nicht nur die Crypto-AG-Nummer weitgehend totgeschwiegen, sondern auch diese Energieprobleme? Bei uns ist ja nur die Rede von Gas sparen durch kalt Duschen oder gar nicht mehr waschen.

Und sie analysiert da recht genau, was der Deadlock der EU ist (hatte ich vor einigen Tagen auch schon geschrieben) nämlich dass die EU eigentlich nur noch die Wahl hat, woran sie stirbt: Lässt sie die Zinsen unten, stirbt sie an Inflation. Hebt sie sie an, stirbt sie an den Schulden.

Ich mache mir grosse Sorgen um die Europäische Union, aber auch um die Schweiz, weil die EU der grösste Absatzmarkt der Schweiz ist. Die Drosselung der Gasexporte aus Russland hat den Gaspreis weiter in die Höhe getrieben, was wiederum die Inflationsrate steigen lässt. Sie beträgt in Deutschland bereits 8 Prozent. Die Europäische Zentralbank erhöht die Zinsen trotzdem nicht. Die hohe Verschuldung der EU-Staaten lässt das nicht zu. Die Unsicherheit hat den Zinsaufschlag für Anleihen der verschuldeten Südländer drastisch in die Höhe getrieben. Die EZB musste in einer Notsitzung finanzielle Unterstützung beschliessen. Wenn Deutschland wankt, dann erschüttert das die gesamte EU. Das könnte zum Finanzkollaps führen. Deutschland leistet bereits Zahlungen im Umfang von 1,2 Milliarden Franken an Länder wie Italien oder Griechenland sowie als Nettozahler von 15,5 Milliarden Franken an die EU. Im schlimmsten Fall bricht die EU auseinander. Ich bin kein Fan des EU-Konstrukts, aber das wäre eine Katastrophe.

Sagen wir es mal anders:

Die Situation ist, sowohl innen-, wie außenpolitisch, dass sich alle, Frauen, Linke, Geisteswissenschaftler, Hartzer, Migranten, ganze Bevölkerungsgruppen, EU-Länder als Geldempfänger an Deutschland drangehängt haben, weil Deutschland doch angeblich so stark sei, Deutschland in Wirklichkeit aber schon fast tot ist, und trotzdem alle nicht nur weitergesaugt, sondern sich auch darauf verlassen haben, dass das weiter so bleibt.

Nun ist Deutschland am Ende und wird über kurz oder lang tot umfallen.

Und dann fällt alles mit.

Und die Schweiz hat es gemerkt und klappert jetzt mit den Zähnen. Gut, nach meiner Erfahrung mit der ETH Zürich gönne ich ihnen das, nicht mal von Herzen, sondern aus anderen Körperteilen.

Bloomberg

Beachtlicherweise ist aber auch Bloomberg der Meinung, dass Putin Deutschland kaputt macht: Putin Is Pushing Germany’s Economy to the Breaking Point

In Germany, some industrial furnaces have been running without interruption for decades. If they cool down suddenly, the molten materials harden and the system breaks.

That’s the kind of concern sweeping through Europe’s largest economy as it faces an unprecedented energy crisis.

What started as vague foreboding over reduced supplies of Russian gas is now very real. After President Vladimir Putin slashed flows on the main link to Europe by 60%, experts in Chancellor Olaf Scholz’s administration this week worked out the scenarios and none of them led to sufficient reserves to make it through the winter.

“That was the sobering moment,” Klaus Mueller, who heads Germany’s network regulator known as BNetzA, said Friday in an interview with Deutschlandfunk radio. “If we have a very, very cold winter, if we’re careless and far too generous with gas, then it won’t be pretty.”

The risks extend beyond beyond a recession, and a winter of freezing homes and shuttered factories. For decades, Germany has prospered off the back of cheap gas. The answer to the growing economy’s needs more often than not was a new pipeline to Russia.

That era is now over, and companies from BASF SE to Volkswagen AG are coming to terms with the new reality.

Die eigentliche Ursache

Wie schon so oft gesagt: Die deutsche Wirtschaft, der deutsche Staat, beruhte schon lange nur noch auf Schwindel. Etwa seit dem Ende des kalten Krieges.

Wir haben uns erst die DDR geleistet, und als die halbwegs versorgt war, noch die Frauen, und dann immer so weiter, aber in Wirklichkeit war die Bilanz Deutschlands so unseriös wie die von Wirecard, weil wir billig Energie und Arbeitskraft aus dem Ausland bezogen, und uns währenddessen einen riesigen Bestand an Parasiten zogen, die nichts anderes machten, als das vermeintlich starke Land zu plündern.

Eigentlich waren wir mehr Umpump- und Umverteilstation aus China und Russland als Industrieland. Merkel halt.

Und jetzt sind die billigen Quellen weg und der ganze Mist fällt in sich zusammen.