Ansichten eines Informatikers

Wissenschaftsnation tot

Hadmut
7.6.2022 22:36

Ich bin offenbar nicht der Einzige, der das so sieht.

In der WELT gab es im April ein Interview mit dem Astronauten
„Wir haben kein Schwert mehr – weder militärisch, noch wissenschaftlich“

Deutschland habe keinen Pioniergeist mehr und seinen Status als Wissenschaftsnation verloren, beklagt der Physiker und Astronaut Ulrich Walter, der an der TU München Professor für Weltraumtechnik ist. Die wirtschaftlichen Auswirkungen dieser Entwicklung seinen bislang noch nicht spürbar. Doch in den kommenden Jahrzehnten werde dies unweigerlich zu einem Absinken des Wohlstandniveaus führen. Durch andere Entwicklungen wie den Krieg in der Ukraine könne dieser Prozess noch beschleunigt werden.

Deutliche Kritik an den wissenschaftsfernen und geisteswissenschaftlichen Bevölkerungsschichten:

WELT: Wie wichtig ist Wissenschaft und Technik für den Wohlstand?

Walter: In Bayern, da kenne ich die Zahl, basieren 63 Prozent der Wirtschaftsleistung auf Wissenschaft und Technologie. Das hat sogar mich erstaunt. Doch wenn man darüber nachdenkt, welche Dinge unseren Alltag prägen – vom Smartphone bis zur U-Bahn – wird schnell klar, wo Wertschöpfung stattfindet. Gleichwohl haben kulturelle Dinge bei vielen einen höheren Stellenwert als Technik. Natürlich ist Kultur wichtig und auch ich genieße die Vielfalt des kulturellen Lebens. Doch unser Wohlstand, der unseren Lebensstil, jedweden Luxus und auch das Kulturelle erst ermöglicht, verdanken wir letztlich Wissenschaft und Technik. Das haben leider nicht alle verstanden.

Das ist ja das, was ich schon lange schreibe: Naturwissenschaften und Technik haben in den letzten etwa 400, 500 Jahren praktisch die gesamte Moderne, unser gesamtes modernes Leben erfunden und entwickelt. Und Kunst und Geisteswissenschaften profitieren nur davon und liefern nur Unterhaltung oder stören massiv.

Man könnte den ganzen Marx-, Feminismus-, Gender-, Rassismusmist letztlich sogar als den Versuch einstufen, auch irgendetwas zu bedeuten und irgendwas an der Gesellschaftsentwicklung rumzumurksen.

Dazu kommt dann eben noch die Wohlstandsdekadenz:

WELT: Dabei ist unsere Abhängigkeit von Technik sehr groß.

Walter: Ja, doch vielen dürfte das wohl erst bewusst werden, wenn es einen großen Blackout gibt und der Strom ausfällt. Paradox ist, dass es hierzulande nur deshalb einen Boom des Esoterischen geben konnte, weil der Wohlstand so groß ist. In aufstrebenden Ländern wie Indien oder China ist den Menschen klar, dass Technik ihr Leben verbessern und mehr Wohlstand bringen kann. Dort ist man offen für neue Technologien. Und in China sind die Menschen stolz darauf, was ihr Land in der Weltraumfahrt leistet. Eine ähnliche Begeisterung gibt es sonst nur noch in den USA – zum Beispiel bei dem neuen Mond-Programm Artemis. Hierzulande fehlt diese Euphorie. Mich erinnert das an die alten Griechen. Damals wurden die Handwerker aus der Stadt gejagt, weil das Denken über das Praktische gestellt wurde. Das ist nach wie vor unsere Kultur.

Ich fand deshalb den Corona-Lockdown durchaus schon nützlich und zumindest ansatzweise heilsam: Wir wurden mal aus dem täglichen Konsumrausch herausgelöst und zumindest so ein kleines bisschen in den Krisenmodus versetzt, in dem wir merken, was wir täglich oder zumindest wöchentlich brauchen, und worauf wir auch mal ein, zwei Jahre verzichten können.

Bei uns hat sich aber so eine „Erstens kommt der Strom bei uns aus der Steckdose, und zweitens brauchen wir sowieso keinen, weil Strom schlecht ist“-Ansicht breit gemacht.

Wie aber konnte das passieren? Ich bin inzwischen der Überzeugung, dass Deutschland gerade durch seinen eigenen Fleiß und seine Produktivität vergiftet wird. Wir waren so produktiv, dass wir uns eine viel zu große Zahl parasitärer Lebensweisen leisten konnten, die sich eine zumindest relative und zur Erpressung taugliche Mehrheit aneignen konnten und damit die Demokratie zerstören.

Es ist paradox, aber wir waren so gut, dass jeder produktive Mensch so viele Schmarotzer finanzieren konnte, dass die die demokratische und kulturelle Hoheit über ihn erlangen konnten. Und dabei dann so dumm waren und sind, dass sie nichts wichtigeres zu tun haben, als ihre eigene Futterquelle umzubringen. Und sich dafür dann noch für die Elite zu halten, die die Zukunft gestaltet. Und man könnte die forcierte Migration durchaus als eine Auswirkung der aufkommenden linken Panik ansehen, dass ihnen die Leute ausgehen, die sie ernähren. Der Parasit importiert sich seine Wirte – oder die, die er dafür hält.

WELT: Dann geht es den Deutschen also in gewisser Weise zu gut?

Walter: So ist es. Wenn es den Menschen zu gut geht, kommen sie auf merkwürde Gedanken, neigen zu übertriebenem Moralismus und verlieren die Bodenhaftung. Wenn nun aber absehbar die Kosten für Energie dramatisch steigen und das Geld bei vielen knapp wird, könnte es zu einer Rückbesinnung auf die wirklich wichtigen Dinge kommen, die die Grundlage für unseren Wohlstand sind.

Wie gesagt: In der Pandemie hatten wir das zumindest im kleinen Maßstab schon: Den Zwang, uns zu überlegen, was wir für wichtig halten und was nicht.

WELT: Auch wenn es in Deutschland weniger Forscherinnen und Forscher als in China gibt, so ist letztlich doch die Exzellenz entscheidend. Ist für technologische Führerschaft nicht eher Klasse als Masse entscheidend?

Walter: Schauen Sie sich doch mal um, welche technologischen Produkte wir bereits heute aus Asien beziehen – aus China, Korea oder Taiwan. Deutschland hat nur noch im Auto- und Maschinenbau die Nase vorn. Beim Export von Maschinen, insbesondere zur Produktion von Textilien, sind wir nach wie vor Weltmeister. In vielen anderen Bereichen haben wir aber die Führerschaft verloren. Die Folgen davon bekommen wir erst in zehn, 20 oder 30 Jahren zu spüren. Im Moment können wir uns den gewohnten Wohlstand noch leisten. Das wird sich aber ändern – vielleicht infolge des Ukrainekriegs sogar beschleunigt. Mittelfristig wird das Wohlstandsniveau auf jeden Fall sinken.

Das ist beachtlich, weil dann ja noch der Rentengang der Boomer bevorsteht, dann die völlig überforderten Nachfolgegenerationen dastehen, die dann noch ihren Klimakäse und die aufgehäuften Migranten finanzieren müssen.

Und das bei miserablem Wissens- und Befähigungsstand, einer massiven Zergenderung und einem hohen Anteil irreversibler Lebensentwurfsparasiten.

Deutschland, zumindest im gewohnten Inhalt dieses Begriffs, wird es in zwanzig, dreißig Jahren nicht mehr geben. Es wird nur noch ein schmutziger Fleck, eine Art Kontinentalslum in der Mitte eines ehemaligen Kontinents sein.

Und auch in der Bewertung der Chancen dies abzuwenden gleicht der Standpunkt Walters dem meinen ganz verblüffend:

WELT: Können wir da nicht gegensteuern?

Walter: Ich sehe nicht, dass wir dazu noch in der Lage wären. Wir haben kein Schwert mehr – und zwar nicht nur im militärischen, sondern auch im wissenschaftlichen Sinne. Uns fehlt der Pioniergeist, den wir bräuchten, um das Ruder herumzureißen. Andere belächeln uns schon. Die Amerikaner haben interessanterweise ihren Pioniergeist nicht verloren. Die glauben an ihre Zukunft. In Deutschland herrscht hingegen lähmende Zukunftsangst.

WELT: Sie klingen sehr pessimistisch.

Walter: Das bin ich auch. In unserer Gesellschaft zählt nur noch Kultur und Sport. Und wenn sogar eine Technologie-Firma wie Siemens eher Kultur- als Wissenschaftsprojekte sponsert, dann sagt das sehr viel über unsere Gesellschaft. Wir sind unfähig für Veränderungen und keine Wissenschaftsnation mehr. Das glauben zwar noch viele führende Forschungsmanager und Politiker. Doch so ist es nicht – jedenfalls nicht bei den Dingen, die für unsere Zukunft essenziell sind.

Kultur und Sport. Das, was Feminismus, Geisteswissenschaften und Bildungsverlust von uns übrig gelassen haben.

Froh

Wisst Ihr, worüber ich froh bin?

Ich bin so froh, dass ich dieses Blog geschrieben habe.

Einfach als Dokument(ation) darüber, dass der Absturz bemerkbar und absehbar war, dass man ihn erkennen konnte, wenn man wollte. Dass hinterher keiner kommen kann und sagen „Warum habt Ihr uns nicht gewarnt?“ oder „Wie hätten wir das erkennen sollen?“.

Wenn man will, dann kann man. Konnte man. Und zumindest einige wenige Boomer haben gewarnt und informiert. Dokumentiert.

Man wird diese Generation daran erinnern müssen, dass sie sich ihr eigenes Grab geschaufelt hat.

Vielleicht ein klimaneutrales, antisexistisches, antirassistisches, veganes, gerechtes Grab. Mit gegendertem Grabstein, ohne Frage.

Aber eben doch ein Grab.