Ansichten eines Informatikers

„Russische Hacker haben…“

Hadmut
7.6.2022 10:52

Leser fragen – Danisch weiß es auch nicht…

Ein Leser verweist auf diese Meldung bei MMNews: Deutsche Bank holt ihre russischen IT-Experten nach Deutschland, bezieht sich auf diesen Handelsblatt-Artikel hinter Paywall, in dem aber zumindest die wesentliche Aussage noch zu lesen ist:

Die Deutsche Bank hat mehrere Hundert ihrer russischen IT-Experten nach Berlin übersiedeln lassen. Eine mittlere dreistellige Zahl der insgesamt rund 1500 Programmierer des russischen Technologiezentrums sei nach Deutschland gekommen, sagten Insider dem Handelsblatt. Die Bank habe allen Beschäftigten des russischen Tech-Zentrums eine Stelle in Deutschland angeboten. Das Institut wollte sich nicht dazu äußern.

Die Zahl der russischen Mitarbeiter, die in ein neues Technologiezentrum der Bank nach Berlin wechseln, könnte noch steigen: Insgesamt habe eine hohe dreistellige Zahl der russischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, auf jeden Fall mehr als die Hälfte, an dem Angebot Interesse gezeigt, sagten mit dem Sachverhalt vertraute Personen dem Handelsblatt.

Dazu stellt der Leser eine Frage, oder nein, er übernimmt eine Frage aus diesem Forum:

Allein die Deutsche hat 1500 “Programmierer” in Russland?

Das wirft natürlich jetzt ein ganz anderes Licht auf Sätze. die mit “Russische Hacker haben….” beginnen! TB

Kommentar des Einsenders

Wieso braucht die DB 1.500 Progammierer alleine in Russland, was machen die lieben langen Tag ?! Was programmieren die laufend, neue Programme wie man Geld verschiebt ? Oder der kommt der neue deutsche Krypto der die Welt erobert ? Kann das mir ein IT-Fachmann mal so ungefähr erklären, weshalb man als Bank, solche Resoursen hat bzw. vorhält ? Und dann holen sie noch den Feind ins Haus nach Berlin ? Sind die nicht gefährlich und müssten eigentlich entlassen werden ? Herrguttnochmal was läuft hier für Spiel ? Was macht die Mitarbeiter aus Russland so wichtig, das man sie in die Reichshauptstadt holt ? Hat man keine Verbehalte, das event. Spione sein könnten. An welchen KI arbeiten diese Mitarbeiter usw. ? Überall Türen hinter der Tür. Man kommt sich vor, wie in einem SF-Thriller über virtuelle Welten ? An welcher “Matrix” wird hier gebaut ???

Weiß ich nicht, was die Deutsche Bank sich dazu denkt.

Allerdings halte ich 1.500 Programmierer auch nicht für zuviel, denn wenn ich mir die Softwarequalität der Deutschen Bank und ihrer Töchter so anschaue, dann brauchen die noch viel mehr als 1.500 Programmierer. Oder mal 50 richtig fähige.

Ich will jetzt auch nicht grundsätzlich was gegen Russen sagen (obwohl ich da schon Geschichten erzählen könnte). Ich hatte mal einen russischen Kollegen. Ein sehr fähiger, stiller, verschlossener, unauffälliger, freundlicher Mensch. Aber immer, wenn irgendwo ein Sicherheitsproblem in irgendeiner Software bekannt wurde und wir versuchten, mehr darüber herauszufinden, kam von ihm sowas wie „muss ich russisches Forum schauen…“, dann hat der da irgendwas auf russisch gelesen und auf irgendwas auf russisch gechattet, und dann wusste der meistens irgendwelche Details und Insiderinformationen, die sonst keiner hatte.

Es hat unbestreitbare Vorteile, Russen im Team zu haben.

Zumal die Russen traditionell nicht nur exzellente Mathematiker und Ingenieure sind, sondern auch in der IT ziemlich gut, sagen wir mal vom Können her, nicht unbedingt immer in der Qualität. Das ist so ähnlich, wie in der Luftfahrt. Flugzeuge und Hubschrauber konstruieren, das können sie wirklich gut. Aber die Dinger hinterher zu warten und instand zu halten, und nicht irgendwelchen gefälschten oder unpassenden Mist einzubauen oder in Korruption abzusaufen, das wird dann schwierig.

Allerdings geht damit dann eben auch eine Gefährdungslage einher, vor allem dann, wenn man die Leute nicht mehr einzeln und persönlich kennt. Wir haben durchaus eine Bedrohung durch die russische Regierung und den russischen Geheimdienst, und um es mal klar zu sagen: Wir sind im Krieg.

Ich hatte – auch schon oft erwähnt – so kurz nach dem Jahr 2000 mal so ein Erlebnis auf einer der amerikanischen Sicherheitskonferenzen, als ich im Zuge meines Krypto-Promotionsstreites (denn ich persönlich übrigens auch unter IT-Sabotage durch Geheimdienste einordne, aber eben BND und CIA/NSA) verdichtet zu Konferenzen in die USA gefahren bin, um da irgendwie Kontakte aufzubauen oder nach Jobs zu suchen. Tatsächlich hatten da Firmen wie Google und Microsoft auf diesen Konferenzen, die in Tagungshotels stattfanden, kleine Räume angemietet und baten da Leute, die ihnen interessant erschienen, zum Bewerbungsgespräch. Ich wurde da auch gebeten, aber in praktisch allen Fällen machte mir da der Promotionsstreit einen Strich durch die Rechnung. In einem Falle war das anders, da hätte mir das sogar zum Vorteil gereichen können, weil sie sagten, was ich damals auch nur über einen direkten mündlichen Kontakt erfahren habe, dass die amerikanischen Firmen unauffällig und am Rande so kleine kryptoerfahrene Widerborsts suchten, weil sie wussten, dass ihnen die amerikanischen Geheimdienste getarnte Agenten in die Firmen eingeschleust hätten, die da (vgl. die Crypto AG und Omnisec in der Schweiz) als Programmierer wohl unbemerkt Hintertüren einbauten, ohne dass die Firmen selbst davon wüssten oder damit einverstanden seien. Sie suchten deshalb Leute, die sowas unauffällig und getarnt aufspüren könnten. Allerdings falle ich da völlig aus dem Raster, weil ich persönlich zwar gepasst hätte, sie aber dafür keine Ausländer nehmen können, man US-Amerikaner sein und außerdem muttersprachlich und kulturell dort voll verankert sein müsse, um die Nuancen und Unregelmäßigkeiten erkennen zu können, und um selbst nicht aufzufallen.

Wenn die Amerikaner sowas machen, habe ich wenig Zweifel daran, dass die Russen es auch machen. Warum? Weil ich weiß, dass die Chinesen es machen.

Es ist also durchaus kritisch.

Aber was sollen sie machen? Wo will man hier in Genderland noch 1.500 Programmierer herbekommen, die wenigstens in der Lage wären, zu ihrem Arbeitsplatz zu finden?

Wer wäre da vertrauenswürdiger?

Deutschland? Die Frage stellt sich nicht, weil man hier keinen Haufen von 1.500 befähigten Leuten mehr findet.

USA? Siehe oben.

Indien? Oh, nee, bitte nicht. Das ist mitunter sehr wüst und qualitativ höchstens fiktiv.

Das Problem ist deshalb nicht so sehr, dass die Deutsche Bank da 1.500 Russen angestellt hat.

Das Problem ist, dass wir keine Alternative dazu haben.

Von der Gefahr einer Unterwanderung durch russische Geheimdienste mal abgesehen halte ich es aber für sinnvoll, russische Programmierer abzuwerben. Denn deutlich besser als die reingequotete Genderfront sind sie.

Und schließlich und letztendlich wird es dort auch ziemlich viele Leute geben, die die Schnauze von den Zuständen dort aus vollstem Herzen gestrichen voll haben.