Ansichten eines Informatikers

Wahnsinn EU: Neues vom metrischen System

Hadmut
1.4.2022 10:06

Jetzt drehen sie wirklich durch.

Ich fange erst mal mit einer technisch-historischen Betrachtung an.

Warum hat der halbe Tag eigentlich 12 Stunden?

Etwas, was uns in historischem Technik-Kontext schon seit der Antike und frühesten Schriften immer wieder begegnet, ist die Zahl 12.

Teils wurde ihr magische Bedeutung zugeschrieben, galt sie als perfekte Zahl. Bei den bodenständigeren Zeitgenossen war aber ein mathematischer Aspekt ausschlaggebend, nämlich dass 12 das Primzahlprodukt 2*2*3 besteht, und sich damit sehr gut teilen lässt. Nämlich durch 2, durch 3, durch 4 und durch 6. Und das war bis zur Einführung des Dezimal- und des metrischen Systems elementar wichtig, etwa im alten Rom, wo man ja noch die römischen Zahlen hatte, mit denen das Rechnen weitaus schwieriger war. Das aus Indien stammende Dezimalsystem hat sich ja auch erst später hier durchgesetzt.

Ursprünglich nämlich, noch bis in die Neuzeit, haben vor allem die Handwerker mit Brüchen wie ½ , ¼ , ¾ , ⅛ usw. gearbeitet, weil man die vor allem nicht abmaß oder errechnete, sondern mit dem Zirkel geometrisch erstellen konnte. Na, dämmert’s noch? Geometrie-Unterricht in der Unter- oder frühen Mittelstufe? Halbiere eine Strecke? Oder teile sie in n gleiche Teile? Strahlensätze?

Ist heute noch existent. Kann man in den USA (und ich glaube, Kanada) noch beobachten, weil die noch in Zoll arbeiten und dort Brüche verwenden. Deshalb hatten die Disketten Größen wie 5¼ und 3½ Zoll oder haben Stativgewinde noch heute ½ oder ⅜ Zoll Durchmesser. (Ich habe zur Verdeutlichung extra die Unicode-Zeichen für die Brüche rausgesucht, ich hoffe, Euer Browser stellt die richtig dar.) Die 12 ist, obwohl das mit ⅛ nicht ganz passt, eine wunderbare Zahl, um solche Bruchteile zu ermöglichen. Auch bei uns war das noch bis vor kurzem sehr verbreitet. Heute kauft man im Supermarkt 250g Butter, aber als ich noch Kind war, hieß das noch „halbes Pfund“ oder – gab es damals noch, die halbe Packung – „viertel Pfund“ Butter.

Deshalb ziehen sich die Zahl 12 und ihre Vielfachen wie ein rotes Band durch die Geschichte, aus magischen und aus mathematisch-pragmatischen Gründen.

  • 12 Tierkreiszeichen
  • Jesus hatte 12 Apostel
  • Zwölf Stiere, zwölf Widder und zwölf Ziegenböcke opferten die Israeliten an der Stiftshütte, dem ersten Heiligtum Israels (4. Mose 7,87)
  • König Salomons Thron war umringt von zwölf goldenen Löwen (1. Könige 10,20)
  • Die zwölf Stämme Israels bilden nach der Überlieferung des Tanach das Volk Israel.
  • Das Jahr hat 12 Monate
  • In US-Gerichten sitzen 12 Geschworene
  • 12 Zoll sind ein Fuß
  • Der halbe Tag hat 12 Stunden
  • Die Stunde hat 60 Minuten, die Minute 60 Sekunden
  • Der Kompass zeigt auf seiner Kompassrose 360 Grad, Winkel werden in 360 Grad eingeteilt.

Und so weiter und so fort. Weil man damit leicht im Kopf rechnen konnte.

Bis das metrische und auf dem Dezimalsystem basierende System kam. Bei dem das Kopfrechnen nicht mehr so nötig war, weil man mechanische, später elektrische und dann elektronische Rechenmaschinen hat, und weil man in vielerlei Hinsicht gar nicht mehr rechnen braucht, sondern es genügt, das Komma zu verschieben oder trivial zu rechnen. Deshalb einheitet man auch in 100er oder 1000er Schritten, weil man 10 nicht durch vier teilen kann, sehr wohl aber 100/4=25 und 1000/4=250, 1000/8=125, was trivial ist. Dazu aber kommt, dass man nun auch durch 10 teilen kann und dazu einfach nur das Komma verschieben muss, was im 12er-System nicht geht, weil der wichtige Primfaktor 5 fehlt (erst bei von 60 abgeleiteten Einteilungen dann dabei).

Neben dem Dezimalsystem gibt es aber noch andere moderne Gründe, von der 12er-Einteilung abzuweichen. Einmal, weil sie sehr verwirrend wird, wenn man eine feinere Granularität als 12 benötigt (12*12=144 ist schon sehr sperrig), und dann, weil sich – nicht nur in der Computertechnik – Zweierpotenzen bewährt haben, weil man sie sehr weit halbieren, vierteln, achteln kann. Deshalb hat zwar der nautische Kompass aus historischen Gründen immer noch die 360°-Einteilung, der Marschkompass aber 64 und der militärische Kompass 6400 haben. Dass ich mir mal beim China-Versand ein Monokular mit eingebautem Kompass bestellt hatte und ein nautisches haben wollte, man mir versehentlich aber das militärische schickte, das bis auf die 6400er-Einteilung und ein militärisches Design der Außengummihülle baugleich ist, das gleiche Fernrohr drinsteckt, hatte ich ja schon mal beschrieben.

Das 12er-System hatte sich Jahrtausende bewährt, aber in der modernen Welt ist es auf dem Rückzug. Es kommt nichts Neues im 12er-System mehr dazu.

Wahnsinn EU

Dass in der EU Bekloppte sitzen, die nichts Vernünftiges zu tun haben (und wenn sie es hätten, daran scheiterten), habe ich schon beschrieben. Und das Beispiel mit der EU-Norm für gekrümmte Bananen ist bekannt.

Ein Leser mit Insiderwissen hat mir durchgestochen, dass die in der EU gerade planen und Gesetze machen, das metrische System rigoros durchzusetzen, alles auf das 10er-System umzustellen. Aus kulturell-feministischen Gründen, weil man die 12er-Einteilung für ein Produkt einer rein patriarchalisch strukturierten Zeit hält und glaubt, damit Rückbleibsel des Patriarchats und abendländischer Dominanz tilgen zu können, vor allem aber wegen des intensiven christlich-biblischen und jüdischen Bezugs, worin man eine Islamfeindlichkeit ausmacht, versucht man nun mit allen Mitteln, alles, was mit 12 zu tun hat, aus unserem Einheitensystem zu tilgen. Dass Zoll hier nicht mehr verwendet werden dürfen und man schon lange Ärger bekommt, wenn man noch 3,5-Zoll-Disketten, 14-Zoll-Notebooks oder 32-Zoll-Fernseher verkauft, ist bekannt, das muss alles in Zentimetern angegeben werden.

Ein zweiter Grund ist, dass man schon feststellt, dass die Leute immer schlechter in Mathematik und Kopfrechnen werden, und auch schon an Geographie scheitern, gerade hatten sie ja auf RTL einen, der nicht mehr wusste, was der Äquator ist. Deshalb will man jetzt überall das Dezimalsystem durchsetzen, weil man da nicht mehr rechnen muss, um sich den „geänderten Wirklichkeiten“ anzupassen und mehr „Rechengerechtigkeit“ zu erreichen. Was praktisch heißt, dass der, der nicht mehr Kopfrechnen kann und sich mit Brüchen schwer tut, dem, der noch rechnen kann, gleichgestellt werden soll, weshalb sie nun alles auf Dezimalsystem umstellen und damit eben auch patriarchalisch-christlich-jüdische Einheiten als Machtsymbolik weißer Männer tilgen wollen.

Deshalb wollen sie nicht nur die nautische Kompasseinteilung in 360°, sondern auch die Einteilung des Tages in 24 Stunden, der Stunde in 60 Minuten und der Minute in 60 Sekunden abschaffen und durch ein Dezimalsystem ersetzen. Dabei sind sie sich noch nicht mal einig und streiten hinter verschlossenen Türen, ob man eine Hunderter- oder eine Tausender-Einteilung verwenden will:

Die Hunderter-Einteilung
würde darauf hinauslaufen, dass man den Tag (bisher 24 Stunden) in 100 Einheiten einteilte, und die in weitere 100 Einheiten unterteilte, was insofern nicht so ganz metrisch wäre, weil das metrische System die 1000er-Potenzen (milli,mikro,…) lieber als die 100er (centi.—) hat, sich aber damit Einheiten ergäben, die nahe an den gewohnten sind. Bisher hat der Tag 24*60 = 1440 Minuten und 24*60*60 = 86400 Sekunden. Teilt man durch 100, wäre die größere Einheit 14,4 Minuten lang, wir würden also den Tag ungefähr in 100 Viertelstunden einteilen, und die nächstkleinere Einheit wären 8,64 Sekunden, wobei man auch überlegt, ob man in 100 und dann in 1000 unterteilt, weil man dann bei 0,864 Sekunden für die kleinere Einheit wäre, die beiden Einheiten also relativ nahe an den bekannten Einheiten Viertelstunde und Sekunde wäre, sich die gefühlte Umstellung in Grenzen hielte. Namen dafür haben sie noch nicht, als Arbeitsnamen stehen EU und EUsec im Raum, in Anlehnung an den Euro.
Die Tausender-Einteilung
wird von einer beinharten Fraktion, die für das metrische System mit seinen Tausender-Schritten eintritt, verfochten, die damit auf die Einheiten MilliDay (entspräche 86,4 Sekunden und läge gefühlt in der Nähe der Minute) und MikroDay (entspräche 0,0864 Sekunden hinauswill). Das wirkt auf den ersten Blick skurriler, aber die Argumentationslinie ist, dass man im allgemeinen Gebrauch eine Granularität von einer Sekunde gar nicht brauche, und im Täglichen Leben mit MilliDay und höchstens einer Stelle hinter dem Komma, also einer Granularität von 8,64 Sekunden völlig auskäme, und nur in technischem Kontext oder bei Sportmessungen die Einheit MikroDay überhaupt Anwendung finden solle. Dadurch würde man die Zeit nur noch in einer Einheit messen und nicht mehr Stunden, Minuten und Sekunden unterscheiden müsse, was der reduzierten Bildung und auch dem Analphabetismus und der Unfähigkeit zu Rechnen entgegenkäme und Diskriminierung bekämpfe.

Ich habe da noch ein Handy-Foto einer handschriftlichen Besprechungsmitschrift bekommen, leider in französisch und vertraulich, und ich spreche ja kein französisch. Wenn ich das aber richtig entziffere, geht die Überlegung auf einen Betriebsausflug von linken/feministischen EU-Politikern ins Internationale Büro für Maß und Gewicht in Sèvres bei Paris zurück, wo sie einen Ur-Meter und ein Ur-Kilo herumliegen haben, aber eben keine Ur-Sekunde, weshalb man meinte, dass man die Zeiteinheiten beliebig ändern und umdefinieren könne.

Anscheinend auch wollte man ursprünglich die Einheiten nach großen Physikerinnen benennen, hatte aber das Problem, dass ihnen da auch nur Madame Curie eingefallen ist (warum eigentlich nicht Lise Meitner? Kannten sie die nicht oder hat das was mit Nazi-Deutschland zu tun?) und man endlich mal eine Einheit nach einer Frau benennen wollte, aber erst im letzten Augenblick darauf hingewiesen wurden, dass es die Einheit Curie bereits gibt.

Gruselig ist, dass man ursprünglich wohl auch andachte, die Einteilung des Jahres in 365 Tage auf 100 oder 1000 umzustellen, man aber dann doch merkte, dass Jahr und Tag durch die Umlaufzeit der Erde um sich selbst und die Sonne vorgegeben und nicht zu ändern sind, lediglich die Einteilung des Tages willkürlich und damit leicht veränderlich erfolgt ist. Aber überhaupt schon auf die Idee zu kommen…

Folgen

Wie immer, wenn EU-Politiker etwas zusammenrühren, macht man sich über die Folgen keine Gedanken (wie bei der DSGVO), oder freut sich sogar über die Folgen.

  • Das ganze Ding brächte Umstellungsschwierigkeiten wie bei D-Mark zu Euro mit sich, die Leute würden jahrelang immer in Sekunden und Minuten umrechnen. Man meint aber, dass man mit der Neuschaffung von Zeiteinheiten leichter höhere Stundenlöhne und kürzere Arbeitszeiten durchsetzen kann.
  • Dass damit sämtliche von der Sekunde abgeleitete Einheiten Hops gingen, ist ihnen wohl teilweise bewusst, wird aber nicht nur in Kauf genommen, sondern sogar begrüßt.

    Man müsste in der ganzen EU die Geschwindigkeitsbegrenzungsschilder im Straßenverkehr austauschen, weil wir ja nicht mehr Kilometer pro Stunde fahren, was als willkommene Gelegenheit zur Einführung niedrigerer Höchstgeschwindigkeiten für den Klimaschutz angesehen wird. Auch die Notwendigkeit des Austausches von Tachometern dürfte als Grund zum Umstieg auf moderne Elektroautos angesehen werden.

    Explizit genannt wird sogar die Einheit Newton für Kraft, die als kg m / s2 definiert ist, und als Abhängigkeit von der Sekunde – wie viele andere Einheiten – hinfällig werde. Das wird ausdrücklich begrüßt, weil Newton ein alter weißer Mann sei/war, und das die Gelegenheit wäre, Kraft in einer nach einer Frau benannten Einheit zu messen, um zu symbolisieren, dass Frauen Kraft haben, als Symbol für Frauenpower.

  • Natürlich haben sie mal wieder gar keine Vorstellung davon, was für ein irrer Arbeitsaufwand es ist, alle Software, Betriebssysteme, Applikationen, Libraries und so weiter auf eine andere Zeitbasis umzustellen. Mal wieder der blanke EU-Wahnsinn. Das Jahr-2000-Problem war gar nichts dagegen.
  • Auch das Argument, dass man schon wieder mal viel Elektroschrott produziere, weil man sämtliche Uhren austauschen müsse, lässt man nicht gelten. In der modernen Welt würde die Zeit ohnehin nicht mehr mit festen Analog- oder Digitalanzeigen angezeigt, sondern nur noch auf Bildschirmen, Smartphones, Smartwatches und Geschwindigkeiten auf digitalen Anzeigen in Autos, Flugzeugen und so weiter.

    Der alte Kram könne also weg, und beim neuen, modernen Zeug reiche ein Softwareupdate. Man hofft sogar, damit in Zeiten der Rohstoffknappheit wertvolle Rohstoffe über den Recycling-Kreislauf zu bekommen, weil alles ausgemustert werden muss, was nicht per Softwareupdate an die neue Zeiteinteilung angepasst werden kann.

Für so beachtlich wie bedenklich halte ich dabei, dass sogar, aber nur ganz kurz, die Frage angesprochen wurde, was aus der normalen, analogen Uhrdarstellung mit Zeigern werden solle. Zumindest die zweistufige Hunderter-Einteilung könnte man ja auch ganz gut mit zwei Zeigern darstellen. Man meint aber, dass man die Darstellung mit Zeigern gar nicht mehr brauche und abschaffen wolle, weil ein großer Teil der Jugendlichen die Uhr mit Zeigern sowieso nicht mehr lesen könne, und man nur noch Zeitanzeigen aus Dezimalzahlen haben wolle, und darauf setze, dass die Handys an Termine u.ä. erinnere, man eine Wissen über die Zeit also auch nicht mehr brauche.

Der Zeitplan dazu ist ambitioniert, man will das noch in der laufenden Wahlperiode durchpeitschen. EU-Behörden und alles, was unmittelbar unter EU-Recht fällt, soll bereits heute in einem Jahr auf die neue Zeiteinteilung umgestellt sein.