Ansichten eines Informatikers

Vom Sinn und Zweck eines Pornos

Hadmut
6.10.2021 14:38

*Grübel*

Ich hatte mich doch gerade zum Porn Film Festival Berlin geäußert. Das nicht unbedingt positiv, noch dazu versehentlich erst mit dem falschen Link.

Anscheinend hat die Erwähnung in meinem Blog dort zu einem sprunghaften Anstieg des Interesses geführt, mein Artikel aber nicht nur für Freude. Schreibt mir einer

Nun ja – dass Dir das Programm und die Film-Beschreibungen nicht gefallen, ist ja unübersehbar. Ebenso, dass Du offenbar nicht verstanden hast, worum es beim PFFB geht. Nein, die Idee ist nicht, Wichsvorlagen für die Besucher zu liefern.

Das mag wohl sein, dss ich nicht verstanden habe, worum es beim Porn Film Festival geht, wenn nicht um eben das, worum es – dachte ich bisher – in Pornos eben so geht.

Ich nehme ja auch nicht für mich in Anspruch, alles zu wissen und zu verstehen.

Aber:

  • Mein Zustand wird sich dahingehend auch nicht bessern, wenn ich so gar keinen Hinweis und nicht mal eine Hilfestellung bekomme, worum es ihnen da eigentlich geht. Dann bleibe ich auf dem Standpunkt „Ich verstehe es halt nicht“, auch wenn es einem, das muss ich zugeben, intellektuell nun wirklich nicht zur Ehre gereicht, wenn man schon an Pornos kapitulieren muss, weil man sie nicht versteht. (Ich hatte ja auch schon nicht verstanden, warum da Stroh rumlag.)
  • Was, wenn nicht das, wäre denn nun der Sinn und Zweck eines Pornos im Einzelnen oder des Porn Film Festival im Ganzen?

    Welchen anderen Zweck könnte man denn da erfüllen können?

    Nun will ich nicht in Abrede stellen, dass das alles längst politisiert ist und da andere Absichten dahinterstecken könnten, denn das war ja Kern und Motiv meiner nicht so ausführlich geäußerten Kritik, aber nicht nur sind es zwei völlig unterschiedliche Dinge, eine Absicht zu verfolgen und den zugehörigen Zweck auch zu erfüllen, sondern keine der für mich erkennbaren Absichten mich noch motivieren würde, dafür Zeit, Geld, den Weg zum Kino oder auch nur Muskelarbeit aufzuwenden.

Ich finde es daher paradox, dass linke Gesellschaftsströmungen das Genre Porno für sich beanspruchen, die Jusos (oder ware es die grüne Jugend?) ja sogar die kostenlose Versorgung mit Pornos auf Steuerzahlerkosten durch ARD und ZDF forderte, und sie gleichzeitig die Pornographie politisch zerbröseln. Zugegeben, manch einem mag einer hoch und runter gehen bei dem Gedanken, tätowierte schwarze Translesben könnten Marx vorlesen, aber, etwas diplomatisch ausgedrückt, ich teile diese Begeisterung nicht.

Im Rahmen meiner Recherchen zum Feminismus bin ich selbstverständlich auch der Frage nachgegangen, was denn nun an feministischen oder frauenorientierten Pornos soviel anders sein soll, aber es ist so ähnlich wie mit feministischen Benutzeroberflächen in der Informatik: Große Ankündigungen und dann kommt nichts Gescheites. Die herausragenden Kriterien sind offenbar mangelnde Körperpflege und unförmiges Übergewicht der Darstellerinnen, und Schluffis als Protagonisten. Und nicht selten Bildqualität so Nähe Handy-Selfie.

Sorry, tut mir leid, aber für politische Pornos habe ich nichts übrig. Und sehe darin auch keinen (positiven) Zweck, den sie erfüllen.

Und nein, ich sehe meinerseits keinerlei Bedarf, mir noch die persönlichen Geschlechtskrisen und -transformationen irgendwelcher Leute auf der Leinwand anzuschauen.

Harren wir also lieber der postfeministischen und postgenderistischen Neuerfindung der Pornographie mit herkömmlicher Zweckbindung Erotik, falls und das die bis dahin durchislamisierte Gesellschaft überhaupt noch gestatten wird.

Ich will allerdings auch nicht das Problem übersehen, das ich schon mit der Aktfotografie habe: Eigentlich ist schon alles fotografiert worden, nur noch nicht von jedem und an jeder. Es sind Wiederholungen des fast immer selben.

An diesem Problem leidet auch die Pornographie. Es kommt nichts grundsätzlich neues.

Man könnte nun die Frage stellen, ob wir überhaupt noch neue Pornos brauchen, weil wir ja nun über einen so großen Fundus und Vorrat verfügen, dass jeder Mensch sein Leben lang ständig neue gucken kann, und wenn sich nichts neues da tut, damit jeder Bedarf gedeckt sei, man nur vielleicht gelegentlich an neuen, bekannten Bauwerken noch einen hinzufügen könnte. Die Russen haben ja auch gerade eine hübsche Blonde ins All geschossen, damit die da einen Film dreht. Wobei man sich beeilt hat, den Amerikanern mit Tom Cruise zuvorzukommen, der ja den ersten Film im Weltall drehen wollte. Handlung ist wohl so, dass es einen fiktiven Notfall auf der ISS geben soll, und anstatt sich einen (Kosmonauten aus dem All) runterzuholen, muss eine attraktive junge blonde Ärztin hochgeholt werden, um ihn zu retten. Jedenfalls besser als die Stroh-Story. Und ein Porno in der Schwerelosigkeit, das wäre noch etwas, was mir ein Eintrittsgeld wert wäre, auch wenn es ja heißt, dass Männer dabei hydraulisch benachteiligt seien.

Nein, grundsätzlich bedürfte der Porno einer Art Neuerfindung, denn der Versuch, noch Leute per Politisierung und politisch korrektem Quotenporno von Pornhub und Youporn ins Pornokino zu locken, erscheint nicht sehr vielversprechend.

Und so scheitert der Porno letztlich am selben Zeitgeist, der ihn als flächendeckende Bevölkerungsversorgungsleistung fordert: Pornographie wird für den größten Teil der Bevölkerung immer nur mit attraktiven Darstellern funktionieren. Alte, Fette, Hässliche, Verstümmelte, Durchlöcherte, Tätowierte, Großmütter jeder Art werden immer ihre Liebhaber finden, aber sie werden damit immer Nischen- und Randprodukt bleiben. Und die Darstellerei durch schöne Menschen ist politisch gerade ausgeschlossen.

Und deshalb gibt es zwar eine Billigpornoversorgung über Pornhub usw. unter dem politischen Radar drunter weg, und vielleicht noch ein paar verbliebene Pornoproduzenten, aber eine rapide Zunahme an Privatpornoanbieterinnen auf kommerziellen Durchreichseiten wie OnlyFans, weil – Feminismus hin oder her – immer mehr junge Frauen die Digitalisierung nutzen, um aus dem Home Office und ohne jeden Körperkontakt die Beine breit und das schnelle Geld zu machen, aber das wird es dann auch schon gewesen sein. Da wird das Geld verdient, während die Zeit des offiziellen Pornos eher vorbei ist. Getötet durch den Zeitgeist.

Und mich würde man mit solchen Zeitgeistpornos so gar nicht ansprechen.

Selbst wenn man das einen Gang zurücknimmt:

Die große Zeit des Playboy und des Penthouse waren die 80er und 90er Jahre. Hochqualitative Hochglanzfotografie, und jede, die was werden wollte oder mal was gewesen war, zog sich im Playboy aus. Und Fotografen gaben sich richtig Mühe. Dann kam die Ära Dschungelcamp, und der Playboy versuchte noch mitzuhalten, indem man die jeweils Dschungelschönste nackt im Playboy zeigte, aber beides ist tot.

Das ganze Thema ist tot.

Auch mit Aktfotografie holt man heute kaum noch einen Blumentopf, und wenn, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass man von Feministinnen damit beworfen wird.

Oder anders gesagt: Die Pornographie ist dezentralisiert. Und für Pornozentralen eben kein Raum mehr.

Zeitgeistopfer.