Ansichten eines Informatikers

Seltsames aus dem großen Reich der IT

Hadmut
30.9.2021 22:31

Worüber selbst ich als alter Informatiker mich noch wundere…

„lahm gelegt“?

Hä!?

Hat denn die Berliner Verwaltung vorher funktioniert und ich habe es nicht mitbekommen? Was wäre denn an der Berliner Verwaltung noch lahmzulegen (außer der Gendermaschine)?

In der Berliner Verwaltung hat es am Donnerstag offenbar größere Computerprobleme gegeben. “Von der Störung betroffen waren Nutzerinnen und Nutzer bestimmter Fachanwendungen und IT-Services, darunter auch die Arbeitsplätze der Gerichte”, teilte das ITDZ Berlin als zuständiger Dienstleister des Landes mit.

Echt? Die IT der Berliner Gerichte hat wieder funktioniert? Hieß es nicht, dass sie die nach der Emotet-Attacke von 2019 noch nicht wieder hinbekommen haben?

Zuvor hatte der “Tagesspiegel” über massive Probleme berichtet, Tausende Menschen in der Berliner Verwaltung seien am Donnerstag zur Untätigkeit verdonnert gewesen.

Oh. Ach. Tausende Mitarbeiter in Berliner Behörden nach IT-Ausfall nicht arbeitsfähig

Komisch. Ich höre so oft von Berliner Behördenmitarbeitern, dass die schon mit ihrer IT nicht arbeitsfähig seien. Da hätte ich gedacht, vielleicht wird’s ja ohne die IT besser.

Weil in einzelnen Senatsverwaltungen, darunter der Justiz- und der Innenverwaltung, Probleme mit der IT aufgetreten sind, funktionieren einzelne Programme, teilweise auch der komplette Rechner nicht.

Wodurch die Störung verursacht wurde und wann sie vollständig behoben sein wird, blieb am späten Donnerstagnachmittag unklar. Die Fehlersuche hält zum gegenwärtigen Zeitpunkt an.

Wie? Der ganze Rechner funktioniert nicht und sie stehen davor und wissen nicht, warum?

Bei IT-Hotlines fragen sie da immer, ob der Stromstecker drin ist und was auf dem Bildschirm steht.

In der internen Mail, die dem Tagesspiegel vorliegt, ist von einem “großen Problem” im ITDZ die Rede, “von dem wohl das ganze Land Berlin betroffen sei”. “Wann mit einer Lösung gerechnet werden kann, ist zum aktuellen Zeitpunkt leider nicht absehbar”, heißt es in der Mail weiter.

Ähm … also, wenn ich da als Informatiker und jahrlanger Admin mal klugscheißen darf:

Dass was zusammenfällt, kann passieren. Nicht schön und soll nicht, aber lässt sich nicht immer vermeiden, und Redundanz kostet halt Geld.

Aber dass man sich so schwer damit tut, herauszufinden, woran es liegt, das sollte eigentlich nicht passieren.

Eigentlich nämlich sollte man alle funktionalen Komponenten, die man von Null auf Funktioniert so braucht, nicht nur identifiziert und dokumentiert haben, sondern auch Testroutinen, und eigentlich auch ständige automatisierte Tests. Man nennt sowas Monitoring. Das ist eigentlich so Pflicht in Netzwerken, die bestimme Leistungen sicherstellen sollen.

Das verhindert zwar nicht, dass etwas ausfällt, aber spätestens mit den Symptomen, optimalerweise schon vorher, sollte da eine gelbe oder rote Warnmeldung angehen und irgendwas Alarm schreien. Und sagen, dass die Funktion x ausgefallen ist und wo man danach zu suchen hat, wer dafür zuständig ist. Und dann dokumentiert sein, wie man das ersetzt oder wieder neu aufsetzt.

Ich habe gewisses, eigentlich sogar großes Verständnis dafür, dass mal was zusammenfällt, das kommt vor, das ist bei der immer löchrigeren Qualität heutiger Software und Personalknappheit nicht zu vermeiden.

Aber ich habe kein Verständnis dafür, wie unbeholfen die sich in Berlin jedes Mal anstellen, wenn mal was ausfällt. Das geht zwar dann auch irgendwo mit der Wahl von Microsoft zusammen, Microsoft ist da schwierig, aber irgendwann muss man sich dann halt mal von Microsoft als einzigem Anbieter trennen.