Ansichten eines Informatikers

Martin Luther, die Heuchelei des ZDF und das Geschwätz des Frank-Walter Steinmeier

Hadmut
17.4.2021 13:49

Es sind nicht die Maßstäbe, die mich so besonders ankotzen.

Es sind die durch Zwangsbeiträge und Steuern finanzierten doppelten Maßstäbe.

Gestern abend kam in den ZDF heute-Nachrichten – die aus mir unbekannten Gründen noch nicht in der ZDF-Mediathek aufgetaucht sind (das heute journal ist in der Mediathek, aber da war es anders zusammengeschnitten) ein Bericht über die 500-Jahr-Feier in Worms. Vor 500 Jahren stand Martin Luther vor dem Kaiser, sollte seine Thesen widerrufen und erwies sich als ein kleiner Widerborst.

Leider – oder zum Glück für die, die ohnehin nicht hätten vor Ort sein können – fallen die Präsenzfeierlichkeiten auch heute der Krone (Corona) zum Opfer, dafür werden sie dann Online übertragen und allen zugänglich gemacht. Was vielleicht auch nicht allen auffallen mag, aber im Prinzip nichts anderes ist als das, was Luther damals mit der Bibel und dem topmoderen Social-Media-Netzwerk „Buchdruck“ erreicht hat – dezentrale, entfernungsunabhängige Verteilung seiner Information, vorbei an Informationsmonopolisten wie der katholischen Kirche oder eben dem ZDF. Systematisch gesehen war Martin Luther der erste deutsche Blogger.

Nun will ich mich sicherlich nicht mit Luther vergleichen (obwohl ich stapelweise Leserbriefe bekomme, die genau das tun) und es dabei belassen, dass ich meine naturwissenschaftliche, argumentative und humanistisch-altsprachliche Prägung in eben jenem Worms erhalten habe, in dem auch Luther da stand, weil ich dort auf dem Gymnasium war (das anfangs noch in dem alten, feuerzangenbowle-mäßigen Schulgebäude an der Rheinbrücke war, und dann mit dem Umzug in das moderne Bildungszentrum in Rudi-Stephan-Gymnasium umbenannt wurde) und das natürlich völlig unmöglich war, ohne sich auch besonders mit Luther, aber auch den Nibelungen zu befassen, und so kam das schon in die Ausbildung mit rein, dass da einer seinen Standpunkt gegen die Übermacht verteidigt und seine Schriften auf eigene Faust verteilt und die vom Obrigkeitsdiktat abweichende Sichtweise einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat. Die heuten Mainstream-Medien sind ja den damaligen Pfaffen und Kirchen auch sehr ähnlich – Moralpredigten und Desinformation.

Nun habe ich mal aus der heute-Nachrichtensendung von 19:00 zwei Stellen herausgeschnitten, die man sich mal anschauen sollte. Einmal die Lobeshymne des ZDF und das Feiergebrabbel des Bundespräsidenten Steinmeier:

und noch einen von der Kirche:

Vergleicht mal, vor allem das vom ZDF und von Steinmeier, wo sie ja auch sagen, dass es heute wie vor 500 Jahren wäre, damit, wie genau dieselben Leute mit einem umgehen, der im Prinzip dasselbe macht, nämlich seine Überzeugungen gegenüber der Universität verteidigt, nicht widerruft und vom Staat geächtet und für vogelfrei erklärt wird, weil er ihre Interpretationshoheit angreift und eben mit Argumenten kommt. Argumente hatte ich auch, aber nach dem Prozess stellte sich heraus, dass sie niemals irgendwer gelesen hatte. Weil ich wie Luther der Ketzerei angeklagt war.

Wie die Leute, die sich exakt verhalten wie damals Kirche und Kaiser beim Reichstag zu Worms, sich nun vor die Kamera stellen und Loblieder auf Luther heucheln.

Vor allem vor dem Hintergrund, dass beide, Steinmeier wie das ZDF, stark SPD-orientiert sind, und gerade die SPD jeden vernichtet, der Widerstand leistet.

Medienkompetenz heißt, Leuten wie Steinmeier und dem ZDF heute so wenig zu glauben, wie es damals heißen musste, der Kirche zu glauben. Weil sie dieselben Positionen, dieselben Macht- und Verlogenheitskategorien ausfüllen.

Manchmal, wenn ich hier so im Lockdown allein in der Wohnung sitze, und wieder mal einen Blogartikel schreibe, so, wie gerade diesen, denke ich mir, so ähnlich muss sich Luther damals in seiner Kammer auf der Wartburg gefühlt haben.