Ansichten eines Informatikers

Jung, Naiv & Eingebildet

Hadmut
11.4.2021 21:43

Zum Stand des Journalismus.

Ich habe gerade (läuft noch, aber ich habe langsam keine Lust mehr, zu langweilig) auf Youtube eine Live-Version des Formats „JUNG & naiv” bzw. „Jung & Naiv” (sie können sich wohl nicht so ganz auf eine Schreibweise einigen) gehört, wobei ich nicht weiß, wieviel davon ich am Anfang verpasst habe. Denn in der Ankündigung, die mir untergekommen war, stand nur das Datum und „abends”, aber keine Uhrzeit. Ich habe irgendwann zwischen 18:30 und 19:00 reingeschaltet und bin gerade noch drin.

Gespräch nicht nur, aber vor allem zwischen Anja Reschke und Albrecht von Lucke, die reden zusammen schon gefühlte 150%, andere kamen eher am Rande zu Wort. Ich schaue das nur sehr selten, und der, der nicht so zu Wort kommt, scheint der Macher Tilo Jung zu sein.

Mitnotiert habe ich jetzt nicht, und will ich eigentlich auch nicht, wenn das nochmal als Aufzeichnung kommt, aber was mir da wieder mal besonders auffiel, besonders bei von Lucke und noch mehr bei Reschke, wie eingebildet die sind und wie sie die eigene – oft auch ziemlich dumme – Meinung zum Maßstab alles anderen machen.

Von Lucke redet wie ein Maschinengewehr, und ich habe immer wieder den Eindruck, er ist sich auch genug, sich selbst reden zu hören, für den Zuhörer redet er nicht, denn dafür redet er zu schnell. In meinen Sicherheitssensibiliserungsveranstaltungen habe ich immer die Leute vor Social Engineering gewarnt, das meistens darauf beruht, die Leute über den Haufen zu reden und ihnen keine Zeit zu lassen, über das nachzudenken, was man ihnen sagt.

Nur so einen Punkt will ich mal rausnehmen, der mir besonders übel aufgefallen und im Gedächtnis geblieben ist.

Reschke zog über die Öffnetlichkeit/Rechte her, indem sie das Beispiel Homo-Ehe heranzog. Damals habe es einen Riesen-Aufstand gegeben und heute, vier Jahre später, krähe kein Hahn mehr danach. So sinngemäß in die Richtung, dass damit bewiesen wäre, dass das alles nur heiße Luft sei und nichts dahinterstecke. Das alles nur Kampagnen von Gegnern seien.

Das ist nicht Jung & Naiv, das ist Dumm & Falsch.

Falsch ist es, weil nicht etwa die Homoehe akzeptiert ist, sondern wir durch Migration ein öffentliches Klima haben, indem Schwule kaum noch in Erscheinung treten, und die Medien das aus Political Correctness nicht mehr erwähnen. Ich weiß nicht mehr wo, irgendwo habe ich gerade heute erst in irgendeiner anderen Sendung einen sagen hören, dass er sich mit seinem Mann nicht mehr in die Öffentlichkeit traut. Wir haben heute nicht mehr die verbale Kritik an der Homoehe, wir haben heute den Zustand, dass Schwule in der Öffentlichkeit einfach verprügelt, niedergestochen oder gleich enthauptet werden. Wir haben inzwischen ganze Stadtteile, in denen sich Schwule nicht mehr (erkennbar) blicken lassen können.

Und dann kommt eine Anja Reschke daher und erzählt, es gäbe keinen Widerstand gegen die Homoehe mehr. Der Punkt ist, dass wir vom Widerstand gegen die Homoehe zum Widerstand gegen Homos generell gekommen sind und es keine Rolle mehr spielt, ob die nun verheiratet sind oder nicht.

Zumal wir inzwischen auch den Zustand haben, dass jeder, der noch irgendeine Kritik an der Homoehe äußert, sofort gelöscht, gesperrt und hausdurchsucht wird, und die Bundesregierung, namentlich die „Justizministerin” Christine Lambrecht massive Strafgesetze auf den Weg bringt gegen jeden, der noch was sagt.

Und dann kommt die Reschke und sagt, der Widerstand habe sich gelegt, das sei (sinngemäß) verflogen.

Und was beispielsweise mich damals noch mehr als die Homoehe selbst gestört hat: Die Medienkampagne. Wochenlang lief das zu jeder Uhrzeit auf allen Kanälen, selbst in den Nachrichtensendungen im Radio. Was da lief war völlig unvereinbar mit der Rundfunkordnung und den Pflichten des Rundfunks. Aber gerade Leute wie Reschke haben das alles so hingedreht, dass das alles Schwulenhasser und Propagandisten seien. Dass aber der ganze Rundfunk korrupt missbraucht wurde, um da Politikkampagnen durchzudrücken, und ein wesentlicher Teil der Kritik sich dagegen richtete, unterschlägt sie nicht nur – sie kapiert es nicht einmal.

Die Frau schafft es jedesmal, bei mir den Eindruck tiefgreifender Dummheit zu hinterlassen, an der sich sich selbst nicht stört, weil sie so unglaublich eingebildet und egozentrisch ist, dass sie sich selbst zum Maß aller Dinge macht.

Und das ist mir dann auch bei den anderen (wieder mal, wie immer) aufgefallen:

Wie eingebildet diese Leute sind, was immer und eigentlich ausnahmslos darauf beruht, dass sie sich selbst zum Maßstab aller Wahrheit und Richtigkeit machen. Egal, was passiert, sie selbst sind immer die besten, weil sie sich zum Maßstab aller Wahrheiten machen. Die sind überhaupt nicht in der Lage, besonders Reschke, sich auch nur vorzustellen, dass man berechtigt anderer Meinung als sie sein könnte. In jedem Disput hat man sofort verloren, weil allein schon der Umstand, dass man anderer Meinung als sie ist, der hinreichende Beweis dafür ist, dass man Unrecht hat und ein Populist ist. Weil jede andere als ihre Meinung „Populismus” ist und es ausreicht, über andere Leute herzuziehen, indem man darstellt, dass sie sich abweichend geäußert haben.

Ich wollte doch vor 20 Jahren mal den Hubschrauberpilotenschein machen. Eine der Flugschulen, die ich mir damals angesehen habe, und bei denen ich eine Probeflugstunde hatte, hatte den Slogan „Wo wir sind, ist oben”. Ist mir so in Erinnerung geblieen.

An diesen Slogan muss ich oft denken, wenn ich Journalisten zuhören, als hätten die einen Aufkleber „Wo wir sind, ist Wahrheit” oder Gerechtigkeit oder Korrekheit oder sowas. Es findet überhaupt keine Prüfung auf Wahrheit mehr statt, sondern sie definieren einfach den eigenen Standpunkt als Wahrheit und jeden abweichenden schon aufgrund seiner Abweichung zur Unwahrheit.

Und was mir eben auch immer wieder auffällt, besonders bei den „Faktenfindern” verschiedener Couleur: Es wird etwas nicht als richtig dargelegt oder begründet, sondern Wahrheit ist, was mit der größeren Zuschauerzahl gesendet wurde. Etwas ist schon deshalb wahr und richtig, weil es durch die große öffentlich-rechtliche Sendekanone gesendet wurde. Deshalb haben sie auch immer Recht, weil sie die größte Kanone haben. Kommt von den Geisteswissenschaftlern, bei denen Wahrheit damit belegt wird, dass man jemanden zitieren kann, der es gesagt hat, und im Zweifel die Rudelrangordnung entscheidet. Fernsehleute haben das perfektioniert, indem sie sich selbst zitieren. Ich sendete, also bin ich wahr.

Drum fällt es denen auch so leicht, sich unablässig selbst und gegenseitig Auszeichnungen umzuhängen.

Ich hatte vorhin, wie gesagt, zu spät eingeschaltet und deshalb nur teilweise mitbekommen, dass es am Anfang darum ging, dass man ja kürzlich eine Doku „Lovemobil” über Prostitution gab, dies sich als mit Schauspielern gespielter Fake (Großraum skripted reality) herausgestellt hatte. Man wollte sie eigentlich mit Hinweisen weiter zeigen, aber die Schauspieler hätten inzwischen darum gebeten, das nicht mehr zu zeigen, weil die wohl selbst nicht wussten, dass das als wahr ausgegeben wird und sie als Zuhälter und Nutten angefeindet werden, obwohl sie nur Schauspieler sind, weil die Leute das für wahr halten.

Soweit ich das teilweise mitbekommen habe, hat sich Reschke da ziemlich versucht herauszuwinden, indem sie sagte, dass der NDR damit ja eigentlich nur entfernt zu tun hatte, und das nicht wirklich prüfen könne (so sinngemäß, wörtlich habe ich es nicht mehr im Kopf, müsste man sich dann nochmal anhören).

Was mich daran erinnert, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk jeder, ausnahmslos jeden, der ihnen nicht passt, sofort als Fake-Newser hinstellt, wenn irgendwo was nicht stimmt (mich hatte man ja auch schon als Fake-Newser hingestellt, obwohl gar nichts nicht stimmte, sondern die Behauptung eines Journalisten, ich sei von Correctiv überprüft worden, selbst erlogen war), aber nie an irgendwas schul sein wollen, wenn bei ihnen was nicht stimmt.

Mag ja sein, dass sie es nicht wussten und nicht geprüft haben oder nicht prüfen konnten.

Die bittere Realität ist aber (ebenso wie bei SPIEGEL/Relotius), dass bei ihnen jeder Depp und Lügner senden darf und Geld bekommt, wenn er nur politisch richtig ausgerichtet ist. Dass sie gar nicht vorhaben, noch irgendetwas zu prüfen oder Wahrheit zu erwarten, wenn es nur links klingt, und es dann halt dumm ist, wenn es auffliegt.

Wenn man es auf einen Punkt bringen will, liegt das Problem darin, dass man zwangs- und überbezahlten Dummen die Möglichkeit einräumt, im eigenen Saft zu braten und sich selbst zum eigenen Bewertungsmaßstab zu machen.

Übrigens: Sie reden immer noch.