Ansichten eines Informatikers

Agitation und Gegenpropaganda?

Hadmut
28.11.2020 23:09

Ein überaus seltsamer Leserbrief aus der Schweiz.

Jemand aus der Schweiz hatte mich so ganz seltsam wegen meinen Artikel zum Monokular und der Luftblase darin angeschrieben:

Ist die nicht absichtlich drin?
So kannst Du sehen, ob Du das Teil waagerecht hältst.
Auf stürmischer See kann man den natürlichen Horizont nicht immer gut erkennen. Wellen und so.
Wenn Du es nicht waagerecht hältst, könnte die Kompassnadel unter Umständen die vertikale Komponente des Magnetfeldes anzeigen, oder durch Gravitation eine falsche Richtung angeben.

Ich fand die Zuschrift sehr komisch, weil man an der Luftblase überhaupt nicht sieht, ob das Glas waagerecht ist, die Blase da ziemlich festsitzt, und sich erst bewegt, wenn sich die Rose dreht oder man das Glas sehr steil hält. Das ist ja auch nicht gewölbt, wie die Libelle einer Wasserwaage, und versperrt einem nur die Sicht auf den Kompass. Es taugt überhaupt nicht zu dem Zweck.

Und es wäre auch komisch, dass das nur in diesem einen Fernglas auftaucht, bei keinem anderen. Ich habe ja noch zwei andere, und mindestens ein Dutzend fremder schon in der Hand gehabt. Und in der Anleitung, in der da sonst alles steht, steht auch nichts davon.

Und wozu? Wozu müsste man bei einem Blick durch das Fernrohr auf See wissen, ob das Fernrohr waagerecht ist? Für ein Flugzeug ist der künstliche Horizont wichtig, aber das Boot krängt sowieso ständig irgendwie, es ist eh alles ständig in Bewegung und schaukelt, wozu sollte das irgendeine Rolle spielen, was da waagerecht ist?

Und dann die stürmische See. Schon mal auf stürmischer See gewesen? (Schweizer Küstenwache oder Hochseemarine?) Das letzte, was einen auf stürmischer See auch nur irgendwie interessieren könnte, ist die Waagerechte. Und selbst wenn: Was nützt mir das, wenn ich vor einer Zehntelsekunde wusste, was waagerecht ist? Das ist jetzt ganz woanders. Und was habe ich davon, wenn ich im Fernrohr sehe, wo in 10km Entfernung ein „waagerecht” ist?

Und selbst wenn mir diese – dazu komplett untaugliche – Luftblase zeigen könnte, was waagerecht wäre: Was nutzt mir das, wenn das Boot so schaukelt, dass ich keine Chance habe, das Fernrohr waagrecht zu halten? Schon mal einem Rodeo-Reiter eine Wasserwaage empfohlen? Oder einem in der Achtbahn gesagt „Halt bloß die Kamera gerade!” ?

Und selbst wenn: Was mache ich dann damit? Was habe ich davon, wenn ich es im Fernglas sehe? Von welchem Interesse wäre das?

Und wenn ich nun wirklich Bedarf an der Waagerechten hätte: Was könnte mir ein Fernglas zeigen, was mir nicht der Horizont schon von sich aus offenbarte?

Diese Luftblase gehört da schlicht und einfach nicht rein. Und es ist auch nicht so, wie ein anderer vermutet, dass die nötig ist, damit der Kompass nicht platzt, wenn er einfriert, denn Kompasse sind nicht mit Wasser, sondern mit Öl gefüllt. Zumal die ja bei Minustemperaturen auch funktionieren müssen und gar nicht erst einfrieren dürfen. Gibt ja militärische Spezifikationen, bei welchen Temperaturen das Zeug alles funktionieren muss.

Irgendwie fand ich die Zuschrift seltsam, aber ich bekomme viele seltsame Zuschriften und dachte mir, naja, Schweizer und stürmische See, kennt der aus dem Fernsehen.

Und habe ihm halt geantwortet und erläutert, warum das Unsinn ist.

Dann stellte sich heraus, das war nur ein Aufhänger, um ins Gespräch zu kommen. Nächste Mail nämlich:

Alles klar.

Jetzt wo Du Dich mental erfolgreich wieder mit etwas Greifbarem beschäftigt hast: Bitte überleg mal wie Du von Deinem Verschwörungstrip re: Crypto wieder runter kommst.

Wenn Deine Doktorarbeit so gut und für die Geheimdienste so brisant war: warum haben die nicht versucht, Dich als Agent zu gewinnen.

Die Schweiz ist klein und gesellschaftlich, politisch und militärisch so organisiert, dass quasi alle über ein, zwei Ecken miteinander bekannt sind. Das macht Verschwörungen ein verdammt schwieriges Unterfangen.

Weder die Rundschau noch die Presseartikel noch der Dokumentarfilm von dem die Rede war bringen irgenwelche Fakten, die neu und gleichzeitig haarsträubend wären.

Man bemüht sich zwar, aber hier schlägt das aus gutem Grund keine grossen Wellen. Es ist nur der altbekannte Kampf gegen alles Nationale, der für gewisse Revoluzzer innenpolitisch interessant ist.

Ich habe den Eindruck, die ganze « Affäre » ist wie die Luftblase im Monokular, aber jetzt halt in Deinem Wahrnehmungsapparat.

Das kann Dir auf Dauer nicht gut tun.
Get rid of it.

Ausgerechnet jetzt, wo es gerade spannend wird, ich endlich mal den Mist der letzten 25 Jahre aufklären kann, richtig Informationen da sind, und ich jede Menge Zuschriften bekomme, dass das total spannend wie (oder besser als) ein guter Krimi wäre, und ich unbedingt dran bleiben solle, da will mir nun einer einreden, das würde ich mir alles nur einbilden, sowas ginge in der Schweiz gar nicht, ich solle die Finger davon lassen?

Warum?

Und das alles, Crypto AG, Omnisec und so weiter, sei nur ein Kampf gegen das Nationale? Quasi der Versuch, das Schweizer Selbstverständnis zu zertrümmern? Das Unterfangen, die Schweiz auf diese Weise in einen Eurosozialismus einzubinden? Ich würde quasi den Linken Vorschub leisten?

Wer könnte in der Schweiz alles ein Interesse daran haben, Leute davon abzuhalten, über diese Angelegenheit zu berichten?