Ansichten eines Informatikers

Ein Tool für das AVIF-Dateiformat

Hadmut
18.11.2020 18:31

Mal kurz was aus dem Reich der Informatik und Webseiteninhalte. [Update]

Ich hatte doch neulich erwähnt, dass neuere Bilddatenformate wie webp oder das noch neure avif endlich mal anfangen, Uraltformate wie JPEG, GIF und PNG zu ersetzen, die man bisher mit allen ihren Mängeln nebeneinander verwenden musste, weil jedes was anderes kann: JPEG für Fotos, GIF (mit Steinzeit-8-Bit-Farbtabelle) für Animationen, und PNG für verlustfreie Graphiken ohne störene Artefakte und Bilder mit Alpha-Channel.

Man sollte zwar nicht ständig neue Formate bauen, weil sonst kein Mensch mehr durchblickt und das alles irgendwann nach 50 Jahren nicht mehr lesbar ist. Man sollte aber auch bedenken, dass JPEG, GIF und PNG aus der frühen Anfangszeit der Medientechnik stammen und für damalige Graphikkarten und Anzeigegeräte und nicht für die heutigen Geräte gemacht sind. Weitere Fortschritte in der Anzeigetechnik sind erst mal nicht zu erwarten, weil die heutigen Display an Auflösung und Kontrastumfang schon über der Wahrnehmungsgrenze des Auges liegen. Jedenfalls, solange wir uns nicht irgendwelche Falken- oder Adleraugengene einpflanzen lassen. Der Schritt von FullHD zu 4K ist schon grenzwertig. Am Arbeitsplatzrechner mit Bildschirm bringt mir 4K schon einen deutlichen Vorteil, weil ich davor sitze, aber so zum normalen Videogucken aus der Entfernung sehe ich da nicht mehr viel Vorteil. Da wird sich nicht mehr viel tun, vielleicht nochmal Faktor 2, es gibt ja schon 8K-Schirme, aber da hört’s dann wirklich auf.

Es wird also schon Zeit, sich mal ein neues Bildformat anzutun, das die Aufgaben alle abdeckt, gut komprimiert und möglichst noch frei verfügbar ist und nicht wieder mit diesem Patent- und Lizenztheater daherkommt.

Ich hatte neulich schon geschrieben, dass mir webp ganz gut gefällt, auch wenn manche Leser beklagen, dass sie das auf Apple-Geräte nicht anschauen könnten. Letzte Woche ist eine neue MacOS-Version rausgekommen, die müsste das jetzt eigentlich unterstützen.

Allerdings ist webp ja auch nur ein Zwischenschritt, weil man den zugrundeliegenden Videoencoder (viele neuere Bildformate sind eigentlich Ableger und Nebenprodukte der Videoformate, quasi ein Einzelbild) und webp beruht auf VP8, obwohl es auch schon VP9 gibt und gerade AV1 in Gebrauch kommt, beide Verbesserungen von VP8. Und von AV1 stammt eben das AV1 Image File Format (AVIF) ab.

Gute Frage, ob man noch webp nimmt, oder gleich auf AVIF springt.

Problem: Tools für VP8 und webp gibt es inzwischen genug unter Linux, für AV1 und AVIF noch Mangelware.

Ein Leser schreibt mir nun, dass er ein Tool anbiete, mit dem man das umwandeln in AVIF ausprobieren könne: https://avif.io/ (allerdings mit Google Analytics und sowas).

Läuft im Browser und man denkt, man müsse das Bild hochlade, läuft aber anscheinend und so wird es behauptet, lokal. Also irgendwas mit Javascript.

Ich habe mal ein paar Testbilder durchgejagt, und war von AVIF mit den Standardeinstellungen des Tools (oben rechts das Zahnradsymbol anklicken) nicht so begeistert, da habe ich mitunter Artefakte gesehen. webp hat mir da schneller kleinere Ergebnisse geliefert, die besser aussahen. Ist vielleicht noch nicht optimiert. Verblüffenderweise war AVIF aber dann überragend gut, wenn ich effort auf 100% gestellt und verlustfreie Kompression gewählt habe. Das dauert dann zwar deutlich länger, aber die Ergebnisse sind einwandfrei (eben verlustfrei, wie das Wort so sagt..) und dann deutlich kleiner als webp oder jpeg. Wobei ich allerdings nicht verstanden habe, warum ich vorhin ein Zahnradsymbol da hatte und jetzt nicht mehr.

Es scheint, als sei AV1 schon ein recht gutes Format für verlustfreie Bilder, wenn man beim Komprimieren gewisse Rechenzeit investiert.

Anschauen kann ich die Bilder bisher nur mit dem Chromium-Browser. Und warum ich da manchmal ein Zahnrad sehe und manchmal nicht, habe ich noch nicht rausbekommen.

Die Standardeinstellungen des Tools führen leider zu Ergebnissen, die mir nicht gefallen, wegen der Artefakte. Vielleicht liegt’s aber auch gar nicht am Bild, sondern vielleicht ist die Darstellung im Chromium noch fehlerhaft.

Und für Produktiveinsatz taugt das meines Erachtens auch nicht, wenn man Bilder einzeln mit der Maus da durchschieben muss.

Aber wer’s mal ausprobieren will…

Update: Das Zahnrad ist wieder da.

Was ich noch sagen wollte: Solchen Tools, die angeblich nur im Browser laufen, misstraue ich, weil man ja nicht merkt, ob und wann sie Bilder doch hochladen.