Ansichten eines Informatikers

Kohls Telefon in die USA

Hadmut
16.11.2020 21:23

Hihi.

Prompt schickt mir jemand einen Link auf diese Seite, die die Geschichte der verschlüsselten Telefone zwischen deutschen Kanzlern und den USA beleuchtet und die Modelle zeigt.

Also die, die die Stasi nicht abhören konnte.

Was ordentliches, halt.

Lacher:

The STU-I was developed by the NSA and introduced in 1977. It was the first secure telephone system that used a central Key Distribution Center (KDC), as well as Linear Predictive Coding (LPC) for better speech quality.

Hihihi, LPC hatte ich in meinem Kryptotelefon auch als Sprachkompressor verwendet. Im wesentlichen, weil es allgemein verfügbar nichts anderes gab, bis man für die D-Netz-Telefone etwas besseres entwickelt hat.

Trotzdem lustig.

Unterschied zwischen denen und mir:

It was intended that STU-I would be as compact as possible, but in the end it became a system that consisted of two units: a converted Western Electric telephone set as voice and control terminal, and the actual encryption unit which still had the size of a small refrigerator. Therefore it was often placed in an adjacent room, with a thick gray cable leading to the voice terminal.

Gut, da kam ich mit einem Notebook-Rechner statt einem kühlschrankgroßen Verschlüsselungsgerät aus, aber das war ja auch 17 Jahre später, da war die Technik viel weiter. Und Beth behauptete, mein Gerät wäre zu sperrig, deshalb müsste es ein Voice Scrambler sein.

Es zeigt aber eben auch, dass und warum man bei der deutschen Behördentelefonie geschlampt und analoge Geräte eingesetzt hatte. Digitales war zu groß, zu teuer, zu umständlich. Wobei ich mir bei dem analogen Zeugs von damals auch nicht sicher bin, denn Kohl hatte ja neben dem US-Telefon noch ein zweites ungewöhnliches im Schrank, nämlich ein Wählscheibentelefon ohne Wählscheibe. Sowas habe ich damals öfters gesehen, eben ein Standardgehäuse, in dem die Wählscheibe durch einen Abdeckscheibe ersetzt war. Dann, wenn man nur abnehmen konnte und sonst nichts. Das spricht auch dafür, dass das eigentliche Gerät separat ist.

Dass das mit digitaler Sprachtelefonie nicht einfach war, war ja damals daran erkennbar, dass ich 1994 etwas Neues gebaut hatte, wir die Kryptobibliotheken dazu ab etwa 1990 entwickelt hatten. Das war vor 1990 eben noch ziemlich schwierig.

1989 wurde ISDN eingeführt, war aber noch lange nicht praktikabel verfügbar. Immerhin wäre ein ISDN-Telefon eine sehr gute Grundlage gewesen, um da noch eine digitale Verschlüsselung einzubauen. Aber für die DDR war das zu spät, und danach glaubte man, „von Freunden umzingelt” zu sein.