Ansichten eines Informatikers

Fake News zur US-Wahl

Hadmut
6.11.2020 14:03

Ein Leser weist mich gerade auf ein Detail hin.

Bei uns wird doch gerade flächendeckend auf Trump eingeschlagen, weil er gefordert habe, die Stimmen nicht mehr auszuzählen. Manche Stimmen sollten also gar nicht mehr gezählt werden.

Tagesspiegel:

Obwohl die Entscheidung noch nicht gefallen war, hat sich Donald Trump noch in der Nacht zum Sieger der US-Präsidentenwahl erklärt und verlangt, die weitere Auszählung von Stimmen müsse gestoppt werden. […]

Trump erweckte den Eindruck, dass die noch nicht gezählten Briefwahlstimmen erst nach Schließung der Wahllokale ausgefüllt worden seien und deshalb nicht berücksichtigt werden dürften. Tatsächlich sollten Stimmzettel, um gültig zu sein, am Wahltag oder früher ausgefüllt und auf den Postweg gebracht werden – gezählt werden dürfen aber auch Stimmen ohne Poststempel, wenn es keine Beweise gibt, dass sie nach dem Wahltag verschickt wurden.

Handelsblatt:

Der US-Präsident hat angekündigt, die Auszählung der Stimmen vom Obersten Gerichtshof stoppen zu lassen. […]

Eine gewisse Chuzpe konnte man Donald Trump noch nie absprechen. Doch was der US-Präsident am Mittwochmorgen in einer Ansprache verkündete, war selbst für seine Verhältnisse bemerkenswert dreist. Trump rief sich selbst zum Wahlsieger aus und kündigte an, die weitere Auszählung der Stimmen per Beschluss des Obersten Gerichtshofs stoppen zu lassen.

Trumps Motivation hinter dieser Ankündigung ist klar: Die bis dato noch nicht ausgezählten Stimmen sind zumeist per Briefwahl eingegangen, und Briefwähler scheinen bei dieser Wahl überproportional häufig für Joe Biden zu stimmen.

Tagesschau:

Während die Auszählung der Stimmen noch läuft, will US-Präsident Trump sie vom Obersten Gericht stoppen lassen.

WELT:

Donald Trump hat angesichts der Verzögerung bei einem Wahlergebnis bei der US-Wahl von „Betrug“ gesprochen. Der US-Präsident will vor das Oberste US-Gericht ziehen, um eine weitere Auszählung der Stimmen zu stoppen. […]

Er sprach angesichts von Verzögerungen bei einem Wahlergebnis von „massivem Betrug“, er würde zum Supreme Court gehen, dem Obersten Gerichtshof des Landes, um die weitere Auszählung der Briefwahlstimmen zu stoppen. „Wir wollen nicht, dass sie um vier Uhr morgens noch Stimmzettel finden und sie zur Liste hinzufügen.“

Das aber, so schreibt der Leser, sei falsch und beruhe auf dem Übersetzungsfehler eines Simultanübersetzers. Trump habe nämlich nicht das „counting”, also die Auszählung der Stimmen, sondern das „Voting”, also die Abgabe von Stimmen nach dem Wahltag, stoppen wollen.

Dazu die Rede im Original, die fragliche Stelle ab ca. 01:30:

Stimmt.

Trump sagt da nicht (ich will nicht ausschließen, dass er es woanders gesagt hat, aber hier eben nicht), dass er die Auszählung der Stimmen stoppen lassen will. Er sagt, dass er die Abgabe von Stimmen stoppen lassen will. Und dann eben dieser Satz, der auch von der Presse zitiert wird, weshalb es offenbar um diese Stelle geht, nämlich dass er nicht will, dass irgenwer noch um vier Uhr morgens irgendwo Wahlzettel findet und die noch auf die Liste schreibt.

Davon, dass er die abgegebenen Stimmen nicht zählen lassen will, sagt er nichts.

Und bei unseren Wahlen finden es Presse und Rundfunk völlig normal und rechtmäßig, dass bei uns Punkt 18 Uhr auf die Sekunde genau der Laden dicht ist und sie dann auch mit Hochrechnungen kommen können.

Das dürfte dann wohl unter Fake News zu verbuchen sein.