Ansichten eines Informatikers

Leserbriefe zum Bedingungslosen Grundeinkommen

Hadmut
30.9.2020 0:16

Ich habe ziemlich viele Leserzuschriften zu diesem Thema bekomme und möchte mal ein paar herausgreifen.

DDR-Spruch

Hallo Hadmut,

Zu Deinen Gedanken in dem Artikel fiel mir spontan ein alter DDR-Spruch ein:
“Bei uns kann jeder werden was er will – ob er will oder nicht.”

Kultur

Lieber Herr Danisch, Sie vergessen (wieder einmal?) welchen enormen Aufschwung Kunst und Kultur nehmen würden, wenn jeder, der schon immer mal singen, malen, schreiben wollte, den ganzen Tag Zeit hätte das auch wirklich zu tun.

Mmmmmja.

Wenn das Haus brennt, kommt der Feuerwehrchor per Blaulicht, um die Tragödie durch Gesang zu untermalen.

Mir schreiben die Leute öfters, sie kämen mit dem Lesen bei mir nicht mehr nach. Wieviele bloggende Danischs wollt Ihr denn haben?

Wir sind doch jetzt schon an dem Punkt, an dem wissenschaftliche Papers mehr Autoren als Leser haben.

Dreckige Küche

Einer bezieht sich auf den Artikel über die dreckige Küche in einem Flüchtlingsheim und meine Frage, warum wir das damals bei Bundeswehr und im Studentenwohnheim sauberhalten konnten und die da nicht.

Er meint, das sei doch bereits ein prima Beispiel für einen Mikrokosmos eines Bedingungslosen Grundeinkommens. Keiner macht mehr sauber, keiner macht mehr die unangenehmen Tätigkeiten, weil man das Geld ja auf jeden Fall bekommt und Vollversorgung erwartet.

RBB

Einer verweist auf diesen Beitrag im RBB,

“Und dabei haben wir festgestellt, dass es ganz anders in der Praxis wirkt, als es in der Theorie behandelt wird. Es ist nämlich nicht so, dass die Menschen faul würden. Im Gegenteil, sie arbeiten besser. Sie arbeiten in Jobs, die besser zu ihnen passen. Sie leben gesünder. Sie werden sozialer. Sie sagen, dass er den Kopf frei haben und sich selbst wirksamer fühlen. Dass sie also das Gefühl haben, ihr Leben mehr in der Hand zu haben, und das scheint sowohl bei denjenigen zu passieren, die wenig Geld haben, aber im gleichen Maße bei denjenigen, die längst genug Geld für ein gutes Leben haben.”

Schön. Aber wer macht dann die Jobs, die zu keinem gut passen? Kanal reinigen und sowas?

Wenn wir alles sozialer werden und nur machen, was uns genehm ist, bleiben ziemlich viele wichtige Dinge liegen.

Ziemlich naiv, wie ich meine.

DM-Drogeriemärkte

Götz Werner, lieber Hadmut, Gründer der DM-Drogeriemärkte, gefeierter Verfechter des BGE, argumentierte in seiner„alverde“-Kolumne mit einem echten Bibelzitat: „Dass nur essen soll, wer auch arbeitet, ist nämlich nicht die Botschaft des Apostels Paulus“, schrieb er.

Tja, frage ich mich da, hab ich ihm geschrieben, was ist denn die Botschaft des Apostel Paulus, der „Wer nicht arbeiten will, der soll auch nicht essen“ geschrieben hat (2. Thess 3,10)? Ah!!, das „Netzwerk Grundeinkommen“ erläutert: Es gehe an der Stelle nicht um „profane Maloche“, sondern um Spirituelles, „um das Brot der Erkenntnis“, und wer das anders sehe, sei „töricht“. Also war auch August Bebel töricht, der Paulus wie ich verstanden hat, hab ich ihm geschrieben. Keine Antwort, klar.

Bebel: „Der Sozialismus stimmt mit der Bibel darin überein, wenn diese sagt: Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen.” In: „Die Frau und der Sozialismus“, hab ich hier sogar im Regal stehen, von 1919, S. 375. Davor steht der bemerkenswerte Satz: „Die alberne Behauptung, die Sozialisten wollten die Arbeit abschaffen, ist ein Widersinn sondergleichen. Nichtarbeiter, Faulenzer gibt’ nur in der bürgerlichen Welt.“

Habe ich nicht verstanden. Aber wenn er meint, meine Kontonummer steht rechts am Rand der Webseite.