Ansichten eines Informatikers

Leserbriefe eines Chemikers

Hadmut
13.9.2020 15:12

Die Logik mancher Leute vermag ich nicht nachzuvollziehen.

Mir schreibt einer, der vorgibt, er kenne sich in Chemie und Analyse und so total gut aus, mit ganz viel Fachbegriffen und Vokabular und Chemiefachzeugs, dass ich bezüglich Nowitschok den totalen Mist schriebe, weil die nämlich aus technischen und gesetzlichen und chemischen Gründen in der Charite gar nicht in der Lage wären und sein könnten, das Zeug nachzuweisen.

Darauf hatte ich entgegnet, dass ich das nicht beurteilen kann, das ja aber auch niemand behauptet hat, dass es die Charite war, sondern ein Kampfmittellabor der Bundeswehr. Und von denen würde ich dann doch ziemlich erwarten, dass das deren Aufgabe ist, die also können, dürfen, sollen und so weiter. Und da es ja geheim sei, das so in der Natur der Sach liege, dass man es nicht so genau erfährt. Was aus Publikumssicht zwar betrüblich und vielleicht nicht sehr überzeugend ist, aber es einfach in der weiteren Natur der Sache liegt, dass sowas geheim bleiben muss, damit sie sich nicht adaptieren können. Insofern könnte „Labor der Bundeswehr” auch eine Tarnbezeichnung für etwas ganz anderes sein. Da ich es für erforderlich halte, sowas geheim zu halten, kann ich umgekehrt nicht fragen, wer es war und wo die Beweise sind. Ich erinnere da einfach mal an solche Dinge wie Enigma und Bletchley Park, und wo es immer nur gegenüber der Regierung hieß „Ultra meldet”, damit niemand erfahren konnte, was und wo und wie und warum.

Da können nämlich dann auch weitere Informationen reinspielen, die die Öffentlichkeit nicht wissen sollte, weil das mehr Schaden als Nutzen bringt. Was nämlich die Öffentlichkeit weiß, weiß der Gegner auch. Da gibt es ja schon so Diskussionen um eine kontaminierte Trinkflasche, von der die Öffentlichkeit nicht weiß, wie die nach Deutschland kam.

Wenn ich die Wahl habe zwischen entweder ich weiß, wie es funktionierte oder es funktioniert weiterhin, kann ich mich durchaus dafür entscheiden, es nicht kaputt zu machen.

Oder anders gesagt: Man kann auch der begnadetste Chemniker und trotzdem ein Fachidiot sein, der von überhaupt gar nichts außenrum auch nur irgendeine Ahnung hat. Und wenn einer sagt, er könne etwas nicht nachweisen, heißt das nicht, dass alle anderen es auch nicht könnten.

Worauf ich aber hinauswill (und was wir bei Klima und Covid-19 eigentlich auch schon hatten):

Wenn ich doch schon selbst sage, dass ich das fachlich nicht beurteilen kann, weil ich davon zu wenig oder gar keine Ahnung habe, und mich nur auf die Unlogik und Beobachtungen außenrum und das Medientheater beschränke, und meine Meinung darstelle, wieso glauben die Leute dann, dass sich irgendwas daran bessere, wenn sie mir nur drei „Nun sieh es doch endlich ein, ich bin schlauer als Du!”-Mails schicken? Glauben die Leute im Ernst, ich würde ad hoc in mich gehen und zum Metereologen oder Biologen oder Chemiker erleuchtet, indem man mich beschimpft und beschuldigt?

Wenn Leute schon glauben und so fest überzeugt sind, dass sie irgendetwas soviel besser wissen als ich, dann mag das in vielen Fällen durchaus stimmen, ich kann ja nicht alles wissen, aber die Konsequenz ist eben falsch, auf mir herumhämmern zu wollen oder zu glauben, mir 10 Jahre Studium per Mail einhämmern zu können.

Wer es besser weiß als ich, der soll es nicht mir erzählen, sondern der Öffentlichkeit, und deshalb ordentlich selbst aufschreiben und publizieren, anstatt auf mir herumzuorgeln.

Wenn nämlich einer ein so begnadeter Chemiker sein will, dass er per Sofa-Fern-Erkenntnis sagen kann, was die Bundeswehr alles nicht kann, ohne zu wissen, was da überhaupt gelaufen ist, dann muss er auch das Publizieren beherrschen und das alles selbst aufschreiben können.

Aber mir irgendwas aufzutischen, was ich zumindest ad hoc nicht verstehe und nicht überprüfen kann, und dann darauf zu spekulieren, dass ich das auf mein Risiko und meinen Namen publizieren würde, Sorry, aber das läuft nicht.

Liebe Chemiker im Allgemeinen: Ich versichere Euch, Ihr könnt Euch auch ohne die Anwesenheit eines Informatikers als Katalysator ganz prächtig untereinander streiten und balgen, dafür braucht Ihr mich nicht als Strohmann und Watschenhansel. Kloppt das untereinander aus.