Ansichten eines Informatikers

Warum Nowitschok und nicht einfach erschießen?

Hadmut
12.9.2020 21:52

Viele Leser fragen, warum Putin es auf etwas so schräges wie Nowitschok ankommen lassen sollte, um Leute wie Nawalny umzulegen.

Mal heißt es, es sei eine Demonstration und Warnung. Oder mal aus Stil.

Denkt aber mal dran, dass es immer darum geht, dass der Mörder noch unerkannt wegkommt. Wenn man einen erschießt oder über den Haufen fährt, merken die Leute sofort, dass das jetzt ein Mord/Tötungsvorgang war und werden sofort aufmerksam.

Denkt mal an das Regenschirmattentat. Das wäre auch einfacher mit einem Messer in die Rippen gegangen, aber dann wäre die Gefahr zu groß gewesen, dass der Mörder noch von Passanten festgenommen oder zumindest fotografiert wird.

Gerade heute wäre bei einem Gewalt-Attentat die Gefahr zu groß, dass irgendwer irgendwo ein Handy mit 4K-Video laufen hat. Gewaltmorde haben gute Chancen, eine halbe Stunde später auf Youtube zu laufen.

Denkt mal bitte daran, dass letztes Jahr in Berlin ein Mord an einem georgischen Agenten schiefgegangen ist. Der ist zwar tot, und eigentlich war’s gut geplant, aber zwei aufmerksame Jugendliche hatten die Sache beobachten und so schnell die Polizei gerufen, dass die den auf der Flucht festnehmen konnten, noch bevor er an seinem Motorroller war.

Und das ist ja nun schon sehr peinlich, wenn man den Mörder festnehmen kann, noch bevor der vom Tatort weg ist.

So eine Nummer wie hingehen, erschießen und dann unerkannt wegzukommen, das ist heute nicht mehr so einfach, wenn jeder ein Handy hat.

Wie beim Regenschirmattentat ist es wichtig, dass das eigentliche Attentat unauffällig verläuft, dass niemand merkt, dass eben gerade jemandem die Ursache für den Übergang ins Jenseits verpasst wurde. Und dass der Attentäter dann, wenn es jemand merkt, bereits weg und möglichst über alle Berge ist. Oder jedenfalls so in der Menge verschwunden, dass man ihn nicht mehr brauchbar zuordnen kann.

Dazu kommt, dass heute sowieso vieles videoüberwacht wird und man Täter aus Videoaufnahmen leicht per Gesichtserkennung er- oder wiedererkennen kann. Es ist ja bekannt, dass Geheimagenten längst das Problem haben, dass sie nicht mehr geheim bleiben können, weil die inzwischen alle schon mal irgendwo im Internet mit ihrer echten Identität aufgetaucht sind und die automatische Gesichtserkennung sofort schreit, wer das sein könnte. Es ist heutzutage daher wichtig, dass der eigentliche Mordanschlag so unauffällig verläuft, dass es niemand bemerkt und dass das so im Durcheinander passieren kann, dass auch Videoüberwachungen nichts offenbaren.

Immer dran denken, wie wichtig das heutzutage ist, dass der Täter noch wegkommt, bevor man es merkt. Und das geht nicht mit Gewalttaten. Es ginge vielleicht noch mit Scharfschützen auf große Entfernung, aber das ist in unseren Städten auch praktisch unmöglich.

Es ist durchaus logisch, es auf diese Weise zu versuchen.