Ansichten eines Informatikers

Gerechtigkeitssinn

Hadmut
8.9.2020 18:32

Mir ist gerade wieder was aufgefallen.

Gerade in Zeiten von Home-Office nehme ich öfters Pakete für Nachbarn an, die die dann bei mir abholen.

Nun habe ich wieder Nachbarn mit Kleinkindern. Bei anderen sind die Kinder inzwischen etwas älter, da ist mir derselbe Effekt aber auch schon aufgefallen. In dem Alter, wo sie gerade so selbst gehen können, noch tapsig. Sprechen klappt noch gar nicht, an sowas wie „Guten Tag” oder „Danke” wäre noch gar nicht zu denken.

Trotzdem sind Kleinkinder mit Hingabe dabei und lassen sich das nicht nehmen, das selbst zu machen, wenn es darum geht, das Paket beim Nachbarn abzuholen. Einfach nur warten, bis Mutti das erledigt hat, geht nicht. Das muss man schon selbst machen.

Und da fällt mir etwas auf. Immer, wenn ich die Tür aufmache und da dann neben Mutti noch so erwartungsvolle – ich hab’s jetzt nicht gemessen – vielleicht 50 oder 60 Zentimeter vor mir stehen und genau wissen, dass es bei dem komischen Mann da jetzt ein Paket abzuholen gibt.

Immer aber ist es äußerst wichtig, und da geht gar nichts dran vorbei, gehen die auch nicht mehr, bevor sie mir nicht ordnungsgemäß im Tausch gegen das Paket den Abholzettel in die Hand gegeben haben. Da geht nichts dran vorbei. Das ist ganz, ganz wichtig. Der ordnungsgemäße Tausch muss unbedingt sein, obwohl ich den ja auch nur in den Müll gebe. Ein „Ist in Ordnung, brauche ich nicht” kann nicht akzeptiert werden.

Da ist irgendwo ganz tief drinnen ein Gerechtigkeitssinn verankert. Es wird getauscht, auch gegeben und nicht nur genommen.