Ansichten eines Informatikers

Komischer Wasseralarm

Hadmut
4.9.2020 23:08

Eine seltsame Konstruktion.

Als ich hier eingezogen bin, habe ich Wasch- und Spülmaschine mit einem zusätzlichen Wasser-Alarmgeber ausgestattet.

Im Bad an der Waschmaschine habe ich einen aufgestellt, den ich schon länger hatte. Elektronisches Gerät, drei Mignon-Zellen (AA), die man so ungefähr einmal im Jahr tauscht, unten ein paar Metallkontakte am Gehäuse. Wird’s feucht, leitet der Boden und das Ding geht los. Im Bad halt auch mal unbeabsichtigt, wenn man feucht aufwischt oder so. Kein Problem, einfach hochheben und wieder hinstellen, wenn es trocken ist. Funktioniert immer wieder.

Weil ich aber auch einen in der Küche hinter der Spülmaschine haben wollte, und man da schlecht rankommt, wenn man die erst mal reingeschoben hat, habe ich so den nächstbesten (oder genauer gesagt: das einzige Modell, was sie damals hatten) bei Metro gekauft. Marke: Honeywell. Ein Viererpack so kleiner, ca. 4 cm hoher Plastik-Hütchen, schon elektronisch (scheinbar), irgendwas mit Piepsalarm. Zusammen irgendwas über 40 Euro. Ich dachte noch, für vier Stück geht das noch.

Beim Auspacken dann aber Rätselraten: Was ist das denn?

Kein Schalter. Keine Anzeige. Kein Batteriefach. Nichts zum Öffnen. Aber ein Haltbarkeitsdatum auf der Unterseite. Hält 2 Jahre. Was man erst beim Auspacken sieht (und dumm, wenn man eine Ladenhüterpackung erwischt hat, bei der das Datum schon abgelaufen ist.)

Komisch. Man kann es nicht mal einschalten.

Und auch nicht testen. Wenn man nämlich genau liest, funktioniert das Ding nur ein einziges Mal und muss danach ersetzt werden. Seltsam.

Und wie funktioniert das Ding überhaupt? Unten keinerlei Kontakte zu sehen, sondern so eine komische Schwammstruktur wie bei den trockenen Schwämmchen zum Lötkolbenabwischen. Oder wie bei einem vertrockneten Küchenschwammtuch.

Halt hinter die Spülmaschine gestellt und nicht mehr drüber nachgedacht.

Heute bin ich beim Aufräumen an der Packung mit den restlichen 3 Stück vorbeigekommen. Und dabei ist mir aufgefallen, dass das Haltbarkeitsdatum 2016 abgelaufen ist.

Mmmh. Was nun tun? Testen kann man sie ja nicht, weil nur einmal benutzbar. Man weiß dann, ob es noch funktioniert hätte.

Eigentlich hätte ich damit gerechnet, dass die Dinger irgendwann mal wie die Rauchmelder oder der andere Wassermelder im Bad piepen, wenn die Batterie kurz vor Ende ist. Könnte es sein, dass das Ding den Geist aufgegeben hat, während ich mal im Urlaub war und es deshalb nicht gemerkt habe?

Nun, da die Dinger unter diesen Umständen eh als nicht mehr zuverlässig einstufen kann und sie vermutlich gar nicht mehr funktionsfähig sind, und ich es ohne Test gar nicht wissen werde, habe ich beschlossen, einen aus der Packung zu testen. Die Alternative wäre ja, sie alle ungetestet wegzuwerfen, also kein Schaden/Verlust.

Das Ding kurz im Waschbecken an Wasser gehalten.

Ich dachte erst, das Ding ist tot, das macht keinen Mucks mehr. Aber dann mit einigen Sekunden Verzögerung fing das Ding doch an, zu piepen. Nicht so laut wie ein Rauchmelder, aber immerhin deutlich hörbar – wenn man wach ist. Aufwachen würde ich davon eher nicht, zumal wenn es hinter den Küchenschränken steht.

Funktioniert also noch. Die anderen drei. Der jetzt natürlich nicht mehr, denn jeder kann ja nur einmal.

Dafür hört er nicht mehr auf. Hat auch keinen Schalter zum Abschalten.

Wie kriegt man das Ding jetzt wieder still?

Mit Gewalt. Unten einen Ring rausgebrochen und den Schwamm rausgerissen – schlagartig Ruhe.

Hä!?

Das Ding hat unten im Gehäuse zwei Kontakte, und wenn man sie verbindet, piept’s. Trennt man sie wieder, hört’s auf.

Die Kontakte werden aber nicht etwa feucht. sondern dieses trockene Stück Schwamm ist gepresst und hat obendrauf eine ganz dünne Kupferfolie aufgeklebt. Wird der Schwamm feucht, quillt er auf, dehnt sich deutlich nach oben aus und drückt die Kupferfolie gegen die zwei Kontakte. Innendrin ist nur eine 12-V-Batterie (23A, im Prinzip 8 Knopfzellen zusammen in einem Metallröllchen) und ein Piepser, sonst nichts. Batterie und Piepser sind mit Drähten verlötet, die über die beiden Kontakte laufen, also der Stromkreis Batterie-Piepser unterbrochen ist und erst geschlossen wird, wenn der aufgequollene Schwamm die Kupferfolie an die Kontakte drückt.

Dieses Prinzip, auf diese Weise einen Wassermelder auszulösen, also nicht über den Strom, der durch Wasser fließt, sondern einen aufquellenden Schwamm als Teil eines Schalters zu verwenden, kannte ich auch noch nicht. Erklärt natürlich, warum das Ding nur einmal funktionieren kann.

Den Preis halte ich allerdings bei dieser Primitivstbauweise für eine Frechheit.