Ansichten eines Informatikers

Luisa und ein paar hunderttausend Kilometer

Hadmut
30.8.2020 15:41

Leser fragen – Danisch weiß es auch nicht.

Ein Leser fragt verwundert an, wie es käme, dass in einem Klima-Beitrag der Tagesschau Luisa Neubauer davon erzählt, dass das Klima hier in Deutschland zerstört würde. Schon in Deutschland würden die Landwirte beklagen, dass ihnen die Klimaänderung zu schaffen mache. Würde man aber nur „ein paar hunderttausend Kilometer weiter gucken”, würde man erleben, dass überall Existenzen gefährdet werden durch die Klimakrise.

Der Leser fragt, wie das geht. So groß sei die Erde doch gar nicht.

Weiß ich nicht.

Als Mann (!) von Welt kann ich aus langjähriger Reiseerfahrung bestätigen, dass der Erdumfang, einmal um den Äquator rum, bei etwa 40.000 km liegt, so ganz genau kann man es nicht sagen, weil die Erde keine exakte Kugel und nicht mal ein exakter Ellipsoid, sondern eine irreguläre Knolle ist. Es gibt Schätzungen, die von 40.075 km am Äquator und von 40.008 km entlang der Längenkreise (je zwei Meridiane) über die Pole ausgehen.

Oder eben 360*60 = 21.600 Seemeilen, denn die Seemeile war ursprünglich als Bogenminute auf dem Großkreis definiert.

Deshalb gibt es auf der Erde keinen Ort, der (als Weg auf der Oberfläche) weiter als etwa 20.000 km von uns entfernt sein kann. Ich weiß das, ich habe mich in der Gegend schon rumgetrieben. Es stimmt damit überein, dass man zwischen 20 und 30 Stunden im Flugzeug hockt, um dahin zu kommen.

Da die Erde allerdings eben eine Kugel ist, hindert einen auch nichts daran, aus Umweltschutzgründen ein paar hunderttausend Kilometer weit zu fliegen, um nach dem Befinden der Leute zu gucken, man macht dann eben einige Umrundungen und kommt dann halt fünf oder zehnmal hier vorbei, bevor man am Ziel ist. Unter Klimagesichtspunkten eine seltsame Art des Reisens, geht aber.

Alternativ könnte man damit auch zum Mond fliegen, wo es dann in der Tat klimabedingte landwirtschaftliche Problemstellungen gibt, die man nicht bestreiten kann.

Ich habe mir allerdings die Frage gestellt, ob man da ein Komma hören kann. Ob sie nicht „ein paar hunderttausend Kilometer” sagte, sondern „ein paar hundert, tausend Kilometer”. Passt aber dann auch nicht, das wäre zu kurz. Damit käme man nicht aus Deutschland raus, auf dessen Landwirte sie sich ja vorher bezieht und dann den Unterschied zu „überall” machen will.

Wie ist das also zu verstehen?

Weiß ich nicht.

Aus Wikipedia über die Klimaexpertin:

Im Wintersemester 2015/2016 begann sie ein Studium der Geographie an der Georg-August-Universität Göttingen. Sie absolvierte ein Auslandssemester am University College London und erhielt ein Deutschlandstipendium[8] und ein Stipendium der Grünen-nahen Heinrich-Böll-Stiftung. Im Sommersemester 2020 schloss sie ihr Studium mit dem Bachelor of Science ab.[

Jo. Muss wohl Gender-Geographie oder marxistische Geoutopistik oder sowas gewesen sein.

Zu bedenken ist allerdings, dass die Erde von alten weißen Männern erkundet und vermessen wurde, und der Erdumfang und der Kilometer nur soziale Konstrukte, außerdem kolonialistisch aufgezwungen ist und man die Abstände aus kolonialistischen Gründen und um sich selbst größer und andere Völker und Kontinente kleiner darzustellen, bewusst verzerrt habe. Antikolonialistische und emanzipatorische Sichtweisen eröffnen den Raum für andere Auffassungen und kulturelle Öffnung, die alle Zahlen als gleich richtig anerkennt.

Dazu ist anzuerkennen, dass die mathematistische Sichtweise von Großkreisen und direkten Wegen nur einer männlichen, eroberungsorientierten Sichtweise entspricht. Feministische Navigation vermeidet den direkten, patriarchalischen und machtorientierten Weg, und nimmt stattdessen den kulturell wertvollen, nicht an geraden Strecken, sondern an Umwegen, Begegnungen und der Gleichwertigkeit aller Routen orientierten Weg, womit dann auch tatsächlich Wegstrecken von hunderttausenden Kilometern erreicht werden.