Ansichten eines Informatikers

Rechtsabbiegen: Tod eines Journalisten

Hadmut
5.8.2020 16:38

Eine Anmerkung.

Man beklagt den Tod eines Journalisten, der im Alter von 35 auf dem Fahrrad anscheinend beim Warten an der Ampel von einem rechtsabbiegenden LKW überfahren wurde.

Er gibt in Berlin viele tote Radfahrer durch rechtsabbiegende LKW. Der Journalist wusste das, denn er hatte vorher selbst darüber geschrieben.

Ungewöhnlich finde ich daran, dass er an der Ampel gestanden und gewartet haben soll. Nicht nur von der Ampelschaltung her ist mir das unklar, warum der LKW rechts abbog, während der Radfahrer stand, weil es Rechtsabbieger-Ampeln ohne Geradeaus-Grün sehr selten gibt. Normalerweise passiert sowas, wenn der Radfahrer geradeaus fährt und der LKW rechts abbiegt.

Wobei ich mich erinnern kann, in der LKW-Fahrschule bei der Bundeswehr damals gelernt zu haben, dass man mit dem LKW einen Radfahrer in engen oder kritischen Bereichen nicht mal geradeaus ohne weiteres überholen dürfe (war dann zufällig an genau der Stelle, an der wir das vorher als Beispiel gelernt hatten, in der Fahrprüfung genau der Fall, deshalb ist mir das so in Erinnerung geblieben, es gab da in der Nähe der Kaserne – bei Fahrlehrern wie Prüfern sehr beliebt – eine Stelle, wo man auf eine Ampelanlage zufährt und die Straße trichterförmig immer enger und gefährlicher wird und man da ein Dutzend prüfungstödliche Fehler machen kann, die wir alle einzeln auswendig lernen mussten, obwohl man eigentlich mit dem LKW nur geradeaus fahren konnte und auf eine einzige Ampel achten musste, fast jeden Tag haben sie uns da durchgescheucht), weil, so die Begründung, die alte Oma ja schon vor Schreck vom Fahrrad fallen und nach rechts aufschlagen oder nach links unter die Räder kommen könnte, wenn im dem Augenblick das Überdruckventil der Druckluftbremse zischt und die Oma einen Schreck bekommt.

Was mir aber hier in Berlin besonders an einigen Kreuzungen immer wieder auffällt: Dass es selbst im PKW, in dem man sich umdrehen und frei nach rechts und hinten raussehen kann, an manchen Kreuzungen praktisch unmöglich ist, gefahrlos rechts abzubiegen, weil die Radfahrer in solchem Tempo aus schlecht einsehbarer (weil gebogener) Straße angeschossen kommen und voll geradeaus über die grüne (oder auch rote) Ampel brettern, dass man sich da nie sicher sein kann, ob lange genug keiner kommt, damit man nach rechts abbiegen kann (wo man dann nämlich zusätzlich noch auf Fußgänger achten und gegebenenfalls stehen bleiben muss und dann genau so steht, dass einem die Radfahrer draufknallen würden).

Eine zentrale Todesursache in Berlin ist der linke Irrglaube, dass man dichten Stadt- und Lieferverkehr mit irrationalem dichten Rad-Verkehr einfach so mischen könnte. Weil Grüne das so wollen.

Klar kann man alles auf „Abbiegeassistenten” schieben, so wie man die Lösung der Corona-Krise auf eine Handy-App schieben kann. Manchmal wundere ich mich, dass man den Flughafen BER nicht einfach durch einen App ersetzt hat, um das Problem zu lösen.

Dazu kommt obendrein, dass Radfahrer in Berlin schlimmer als Affenhorden sind, und Verkehrsregeln noch weit mehr ablehnen als Geschlechternormen. Hier vorne ist ein Fußgängerampel, deren Gebrauch lebensgefährlich ist, weil die kreuzenden Radfahrer auch bei Fußgängergrün und für sie rot volles Tempo und ohne abzubremsen oder zu schauen einfach durchbrettern. Ampel ist denen völlig egal. Hier auf der anderen Seite ist eine Kreuzung, wo sie ständig bei Rot mitten durch den kreuzenden Autoverkehr durchrasen. Eigentlich wundert’s mich, dass es so wenig Tote gibt.

Man will es, weil Grüne das so wollen.

Dass es aber ein grundsätzlicher Fehler ist, LKW und Radfahrer überhaupt auf derselben Straße fahren zu lassen, weil die einfach gar nicht zusammenpassen, kommt denen nicht in den Sinn, obwohl das bei mir damals schon in der LKW-Fahrschule Thema war. LKW und Radfahrer auf derselben Fahrspur ist lebensgefährlich, das funktioniert nicht gut. Wohlgemerkt: Das war 1985.

Das ist einfach so.

Ein LKW ist groß, schwer, unübersichtlich, und kann bis zu 40 Tonnen, in Sonderfällen auch mehr wiegen. Und den kann man nicht immer zentimetergenau fahren und auch bei den engen Kreuzungen nicht immer so genau um die Kurven herum zirkeln. Wenn man etwas hinter sich herzieht, ist das zwangsläufig, dass das, was man zieht, sich beim Abbiegen in Richtung des Inneren der Kurve zieht (es sei denn, man fährt so schnell, dass die Fliehkräfte überwiegen, dafür habe ich dann damals aber den Iltis zum Driften genommen, nicht den 20-Tonner). Das ist Physik. Nicht Politik.

Und da helfen dann auch Abbiegeassistenten eigentlich nichts. Denn er Assistent sagt bestenfalls „Jetzt nicht”, sort aber nicht dafür, dass es überhaupt irgendwann geht.

Man bräuchte eigentlich komplett getrennte Fahrspuren oder Straßen für LKW und Radfahrer.

Oder wenigstens: Rechtsabbiegerampeln, bei denen nicht gleichzeitig geradeaus-Grün ist, die also nicht gleichzeitig LKW nach rechts abbiegen und Radfahrer geradeaus fahren lassen.

Und man müsste den Ampelhaltestrich für Radfahrer so weit nach hinten verlegen, dass die von abbiegenden LKW nicht erwischt werden können.

Da sich die Radfahrer aber zu 70-80% daran eh nicht halten werden, wird das Tote nicht verhindern.

Ich sehe die Todesursache aber vor allem in grüner Politik, die suggeriert, dass man in einer dichten und hochbesiedelten Innenstadt einer Großstadt Radfahren könnte. Ich hielte es für angemessener, im gesamten Innenstadtbereich das Radfahren außer auf ausgewiesenen Radspuren mit separaten Ampelphasen gänzlich zu verbieten.

Denn schließlich fällt mir auch immer wieder auf, dass Radfahrer ein enormes Verkehrshindernis sind. In der Zeit, in der ich beim Rechtsabbiegen warten muss, bis endlich mal kein Radfahrer mehr angeschossen kommt, blockiere ich nämlich nicht nur für andere das Rechtsabbiegen, sondern auch das Geradeausfahren. Das führt oft dazu, dass man erst dann abbiegen kann, ohne Radfahrer zu erlegen, wenn die Ampel schon wieder rot ist, obwohl man der erste in der Reihe war, und deshalb pro Ampelphase nur ein oder zwei Autos gesetzeskonform durchfahren können. Das verursacht Verkehrsstaus.

Und dann schimpfen sie über CO2 und Feinstaub und sowas.