Ansichten eines Informatikers

Danishmandi

Hadmut
10.5.2020 12:05

Weil mich gerade ein Leser darauf anspricht.

„Danisch” hat nichts mit Dänemark oder danish zu tun, und während ich hier in Deutschland immer damit beschäftigt bin, den Leuten zu erklären, dass ich in der Lage bin, meinen Vornamen zu schreiben, in der Mitte mit d, wirklich so, muss ich den Leuten im englischsprachigen Ausland ständig meinen Nachnamen erklären. Ja, da gehört wirklich ein c rein. Nein, ich bin kein Däne. Ich heiße nicht mal so. Ich habe mit Dänemark wirklich gar nichts zu tun.

Wie schon früher angesprochen, kommt Danisch aus dem Persischen, und heißt Gelehrter, wie es ein Leser gerade anspricht:

Habe ich übrigens als kleines Kind von der Kinderärztin erfahren, bei der wir waren. Die war nämlich Iranerin und hat uns das mal ausführlich erzählt. Im Studentenwohnheim haben mich ständig die Iraner in ihrer Sprache angesprochen, weil ich damals noch so einen langen Bart hatte und sie mir sagten, ich würde vom Aussehen wirklich echt in den Nordiran passen, persischer Nachname und ein Vorname, der sie so ählich wie Mahmoud anhört. Viele Iraner hielten mich deshalb sofort für einen der ihren. (Hadmut ist zwar eigentlich althochdeutsch, das weiß aber kaum einer. Die Uni-Bibliothek hatte mich mal auf jährliche Rückmeldung zur Verlängerung des Leser-Ausweises gestellt, weil sie mich aufgrund des Vornamens für einen Ausländer hielt.) Und in der Vor-Internet-Zeit habe ich das mal in der Bibliothek in der Encyclopedia Britannica nachgelesen. Werden auch als Daneshmandi oder Danishmendi umgeschrieben. Ich weiß aber nicht, ob das verschiedene Bedeutungen hat, oder nur Vokalverschiebungen durch die Umschrift oder Dialekte sind. Im Iran gibt es eine monatliche Wissenschaftszeitung namens Daneshmand, vom Namen her das persische Gegenstück zu „Science”. Wissen-haben. Wissenschaft. https://daneshmandonline.ir/

Haben wir auch auf den damals familienüblichen Jugoslawien-Reisen bemerkt, da gibt es nämlich einige Leute, die Danisch oder in ähnlichen Schreibweisen heißen, und anscheinend und dem Aussehen nach durchaus aus der Gegend kommen könnten.

Und dann eben auch die Dynastie auf dem Gebiet der heutigen Türkei. Die waren da so um 1100 eine große Nummer, haben sich dann aber irgendwie untereinander gestritten und deshalb dann von den Seldschuken aufs Maul bekommen. Bald, nachdem ich meine Domain danisch.de aufgemacht hatte, meldete sich mal eine Amerikanerin mit Nachnamen Danisch bei mir, um mal zu fragen, was ich dazu so wüsste. Allzuviel war es nicht, zumal meine Sippe da nicht so ahnenforscherisch drauf war, und das auch nie aufgeschrieben hat, aber meine Großeltern kamen ja aus Schlesien. So ihr und mein Wissen zusammengesetzt ergab sich da schon eine ziemlich deutliche Linie zu eben jener Danishmend-Dynastie.

Deshalb bitte ich ja auch, sobald ich mich in feministisch-genderistischen Umgebungen bewege, in denen Identitäts- und Herkunftspolitik betrieben wird, und in denen man Wert darauf legt, den kulturellen Hintergrund und die Herkunft jedes Menschen zu achten und sie stets mit dem von ihnen gewählten Geschlechtspronomen anzuwenden, mich vor meinem orientialischen Hintergrund mit meinen kulturell anerkennenden und wertschätzenden Geschlechtspronomen Emperor oder Ruler, Gebieter oder Oh Hüter der Weisheit und Bewahrer der Wissenschaft anzusprechen. Sohn der Klugheit akzeptiere ich in lockerer Atmosphäre auch. Das ist dann aber der Punkt, an dem selbst die hartnäckigsten Feministinnen das mit der Identitätspolitik und der freien und für andere bindenden Wahl der Geschlechtspronomen doch wieder deutlich relativieren.