Ansichten eines Informatikers

„Waah! Ich hab Wuhan…”

Hadmut
16.4.2020 17:38

Eine neue Krankheit ist geboren.

FOCUS schreibt, dass die Psychologen gerade bei manchen Leuten das Wuhan-Syndrom diagnostizieren.

Anscheinend schlägt den Leuten die Isolation aufs Gemüt.

Da kann man mal sehen. Bei Dschungelcamp und Big Brother haben sie noch Spaß dran, das bei anderen zu sehen, aber wenn es den Leuten selbst so geht … fehlt nur noch, dass sie im Supermarkt sagen „Alles ausverkauft, nur noch Känguruhoden, Rattenanus und geröstete Kakerlaken da – die aber im Sonderangebot”. Und das dann für Youtube aufnehmen.

An erster Stelle stehen dabei Ängste, psychischer Stress und Erschöpfung, Nervosität und Schreckhaftigkeit sowie die Zunahme von Schlafstörungen.

(Also bei eigentlich von allem das Gegenteil…)

Solche Ängste werden weiter gefördert durch unzureichende Informationen und widersprüchliche Expertenaussagen. Dies war in China vor allem zu Beginn ein komplizierender Faktor. Viele verloren das Vertrauen in die Informationsquellen.

Das merke ich an den Zuschriften. Viele trauen nichts und niemandem mehr und machen mir dann Vorwürfe, dass ich mich noch an die Corona-Maßnahmen halte und das akzeptiere.

Angst hat daher eine wichtige Schutzfunktion und ist nicht per se dysfunktional oder „krankhaft“. Die physiologische Angst sollte nach Beseitigung der Gefahr wieder verschwinden. Pathologisch, das heißt krankhaft werden Ängste allerdings dann, wenn sie 1.) unangemessen sind und 2.) durch den Betroffenen nicht mehr selbstständig bewältigt werden können.

Hatte ich ja schon früher erwähnt, dass Angst zunächst mal ein völlig gesunder und überlebenswichter Kontrollmechanismus ist, mit der die unterbewussten, aber evolutionär angeeigneten archaischen Verhaltensweisen das Bewusstsein davon abhalten, Blödsinn zu bauen, der sich evolutionär als Fortbestandshemmnis erwiesen hat.

Das ist ja mit ein Grund, warum ich Soziologen, Politologen und solche Leute für so strunzdämlich halte: Die werten alles, was ihnen politisch nicht passt, als „Ängste” ab, haben aber nicht verstanden, dass Angst normalerweise erst mal gesund, richtig, wichtig ist. Da sind noch Kontrollmechanismen, die einem auf diese Weise sagen „Lass das bleiben” oder „Mach, dass Du wegkommst”.

Tesarz: Es gibt inzwischen valide wissenschaftliche Evidenz zu den psychischen Folgen von Quarantänemaßnahmen. An erster Stelle stehen hier Angst, Erschöpfung, Nervosität und Schlafstörungen, aber auch Entfremdung von Angehörigen und Konzentrationsstörungen.

In einer aktuellen Übersichtsarbeit zu den psychischen Folgen von Quarantäne in der medizinischen Fachzeitschrift „Lancet“ konnten insgesamt 24 Studien identifiziert werden, welche die psychischen Folgen von Quarantänemaßnahmen untersucht haben. Basierend auf ihren Auswertungen kommen die Autoren zu dem Schluss, dass die psychischen Auswirkungen einer angeordneten Quarantäne erheblich sind und zudem lange andauern können. […]

Interessant ist die Beobachtung unserer Kooperationspartner über die Belastungen und Herausforderungen der Familien, die im Rahmen der Quarantänemaßnahmen ungewohnt lange und auf engem Raum zusammenbleiben müssen. Studenten und Schüler schreiben in den sozialen Medien vermehrt, dass sich ihr Verhältnis zu den Eltern verschlechtert hätte. Und auch die Eltern geraten vermehrt unter Druck.

Die Kolleginnen und Kollegen der Kinder- und Jugendtherapie berichten, dass bereits kurz nach Beginn der Isolationsmaßnahmen vermehrt Hilfsersuchen von Eltern eingingen, weil sie nicht wissen, wie sie die erzwungene Zeit mit ihren Kindern überstehen sollen.

Hatte ich ja neulich schon geschrieben: Wie Weihnachten XXL. Mord und Totschlag.

Tesarz: Als wesentliche Belastungsfaktoren werden die soziale Isolation und der zunehmende Wegfall der Alltagsstrukturen verantwortlich gemacht: Aus Untersuchungen im Rahmen der Ebola-Epidemie 2014/15 ist bekannt, dass längere Quarantänemaßnahmen mit massivem psychischen Stress einhergehen können. Je länger diese dauern, umso stärker können Unzufriedenheit und Ärger in den Vordergrund rücken. Besonders, wenn Mängel in der Versorgung mit alltäglichen Dingen hinzukommen.

Aus der Traumaforschung ist bekannt, dass Naturkatastrophen Menschen zusammenbringen können und Solidarität fördern, Kriege und menschengemachte Traumata hingegen Misstrauen begünstigen und die Menschen auseinanderbringen und Gewalt und Grenzverletzungen fördern.

Der Psychotraumatologe Günter H. Seidler hat korrekterweise darauf hingewiesen, dass es sich bei der Corona-Krise um eine Kombination aus beiden Entitäten handelt: Dies macht die psychologische und soziale Dynamik schwer vorhersagbar.

Das erklärt allerhand.

Einmal, warum mir immer mehr Leute aggressive Mails schreiben, was vorher kaum der Fall war.

Und zum anderen die Klopapierkrise. Selbst wenn man genug davon hat, das Gefühl, dass es das im Supermarkt nicht mehr gibt und das auf unbestimmte Zeit, ist wie so eine Art Stellvertreterverhungern.

Das könnte tatsächlich Hungerstress sein. Die Leute sind im Überlebenskampf gegeneinander.

Überlebenskämpfe um Klopapier.