Ansichten eines Informatikers

Kontaktlose Kartenzahlung

Hadmut
26.3.2020 8:42

Ich versteh’s nicht.

Die Sache ist die (und ich hatte es schon erwähnt): Ich bin Besitzer zweier Kreditkarten. Eine, die zu meinem normalen Bankkonto gehört, und eine einer zweiten, auf Kreditkarten spezialisierten Bank, damit ich auf Reisen eine Reserverkarte habe.

Und ich benutze Kreditkarten normalerweise auch nur im Ausland oder (als Nummer) bei Internetkäufen. Innerhalb Deutschlands verwende ich die eigentlich nie zum normalen Kauf.

Dieser Tage habe ich sie dabei, weil ich ja (ratet mal, warum…) kontaktlos bezahlen will. Sie bitten ja inzwischen auch in den verschiedenen Supermärkten darum, mit Karte, und wenn möglich, kontaktlos zu zahlen.

Eigentlich wollte ich das aus sicherheitstechnischen Gründen nicht, aber die Prioritäten ändern sich. Und ich weiß, dass es geht. Neulich in New York hatte ich in einem Museum eine Tasche gekauft und schneller, als ich mich’s versehen konnte und eigentlich schon, bevor ich es wollte, war bezahlt. So schnell konnte ich gar nicht gucken, wie die Verkäuferin meine Karte genommen, mit einer komischen Bewegung irgendworan verbeigewedelt und mir wieder gegeben hatte und schon den nächsten bedienen wollte. Wie, das war’s schon? Naja, ich wollte ohnehin zahlen. Ich weiß nur nicht mehr, welche von beiden Karten das war.

Mit beiden Karten, zwei Supermärkten und einer Drogerie habe ich nun aber, egal in welcher Kombination, das Problem: Es geht nicht.

Jedesmal, wenn ich die Dinger vor den Kartenleser halte, teilt der mir mit, ich müsse den Einsteckleser benutzen. Obwohl die alle das Symbol dran haben, dass sie Visa kontaktlos könnten. Und das Ding erkennt ja auch, dass ich da eine Karte hinhalte. Und dass gleich beide so plötzlich kaputt wären … zumindest eine von beiden hat ja in New York sofort funktioniert.

Also fragte ich beim Kundenservice meiner Bank mal nach, was ich falsch mache. Wie ich das in Gang setzen könnte.

Gerade kam die Antwort.

Sehr geehrter Herr Danisch,

vielen Dank für Ihre E-Mail. Sie können mit der Kreditkarte nicht kontaktlos zahlen. Aus sicherheitstechnischen Gründen kommt es gelegentlich dazu, dass statt einer kontaktlosen Zahlung vom Terminal eine PIN oder Unterschrift angefordert wird. Eine bestimmte Anzahl von Bezahlvorgängen können wir Ihnen daher nicht nennen.

Sie sollen jedoch bis zu einem Betrag von 50 Euro (je nach Terminal) die Ware bezahlen können, indem sie die Karte in einem Abstand von 4 Zentimetern an das Terminal halten. Bitte versuchen Sie es ggf. erneut.

Am weitesten verbreitet ist Visa payWave derzeit in England, Polen und der Türkei. Das kontaktlose Zahlen kann überall dort eingesetzt werden, wo der Kunde und der Händler ein NFC fähiges Medium besitzen.

Haben Sie weitere Fragen? Wir sind gerne für Sie da.

[…]

„Sie könenn mit der Kreditkarte nicht kontaktlos zahlen.” (Und warum steht dann drauf, es ginge? Oder wiederholen die da nur mein Beschwerdevorbringen?)

Sie sollen aber können. Versuchen Sie’s halt weiter.

Dabei habe ich es schon in allen Kombinationen ausprobiert. Und zwar auch bei Beträgen unter 30 Euro.

Bei Visa selbst hatte ich auch schon angefragt und gar keine Antwort bekommen.

Irgendwie scheint da auch niemand zu wissen, was die Dinger machen und warum.

Nicht mal die Kassierer konnten mir so richtig klar sagen, ob es jetzt überhaupt geht oder nicht und ob an ihrem Terminal irgendwer in letzter Zeit erfolgreich seine Zahlung verrichtet habe.

Eigentlich würde man ja meinen, dass es derzeit nicht nur um Klopapier ginge, sondern zu den „systemrelevanten” Funktionen des Landes auch Zahlungssysteme gehören.

Eigentlich hätte ich ja gedacht, gerade weil sie gerade den Verzicht auf Bargeld predigen, dass man sich dieser Tage drum kümmert, dass die Zahlungssysteme ordentlich laufen, wenn man schon auf das „social distancing” bedacht ist und damit auch den Austausch von Bargeld vermeiden möchte, damit nicht auch noch dadurch Viren verteilt werden. Oder die gar ausfallen und dann alles mit Bargeld laufen muss (von dem es angeblich gerade auch nicht mehr genug in den Geldautomaten gibt).

Eigentlich hätte ich ja erwartet, dass sich unsere Regierung darum kümmert, den Banken zu sagen, hört mal, is jetzt wirklich wichtig, kümmert Euch mal drum, dass das läuft. Und dann im Fernsehen mal darauf hingewiesen wird, wie man sich zu verhalten hat. Informationssendungen (auch auf türkisch und arabisch!), wieviel Abstand man zu halten hat. Wie man zahlen soll. Was man nicht tun soll.

Mal eine Frage: Hat Euch jemals irgendwer darüber informiert, ob eine normale Buntwäsche in der Waschmaschine bei 30°C reicht, um Corona-Viren aus der Kleidung loszuwerden?

Oder: Warum finde ich eigentlich erst in den verschachtelten Tiefen der Webseiten der Berliner Stadtreinigung den Hinweis, dass man gebrauchte Papiertaschentücher nicht einfach so in den Müll geben soll, sondern nur in verschlossenen Plastikbeuteln? Warum nicht in den 20:00Uhr-Nachrichten?

Warum erfahren wir im Fernsehen jedes Gerülpse jedes dämlichen Politikers, aber nicht solche Sachen? Warum kümmert sich niemand darum, dass die Zahlungssysteme in einem kontrollierten Zugang sind?