Ansichten eines Informatikers

Dezente Lückenkosmetik

Hadmut
26.3.2020 8:19

Mangel-Make-Up.

Ganz gegen meine Gewohnheit und Lebensweise habe ich mich heute mal sehr früh aus dem Bett geschält, weil ich – einmal die Woche muss gerade reichen – einkaufen war.

Expedition zum Supermarkt in direkter Nachbarschaft. Vorbereitung wie zum Marsaußenspaziergang.

Warum?

Na, weil ich zum einen hoffte, dass es da im Laden noch nicht so voll ist, wenn ich gleich bei Ladenöffnung um 7.00 da bin. Leider habe ich dann doch etwas verschlafen und war zu spät und deshalb erst um 7.03 da, aber es ging noch so.

Der zweite Grund war, dass sie ab heute Gartenmöbel haben. Nie zuvor wäre ich auf die Idee gekommen, mir da Gartenmöbel zu kaufen (wozu auch? Ich habe weder Garten, noch Platz oder Verwendung dafür…), aber die Zeiten sind nunmal wie nie zuvor. Da ich nun damit rechne, noch länger hier zuhause rumzuhocken, man doch ab und zu mal an die frische Luft und Sonne muss und ich ja inniglich darauf hoffe, dass von der berüchtigten Klimaerwärmung hier auch mal was ankommt, dachte ich mich, dass so ein verstellbarer (und zusammenklappbarer!) Gartensessel mit Fußstütze und so, naja, so’n Alte-Leute-Sessel eben, für auf den Balkon vielleicht gar keine so schlechte Idee wäre. Temporär gesehen. Also nur für die schlechten Zeiten.

Weil ich jetzt aber weiß, dass die hier in der Innenstadt und bei einem Markt der nur kleinen oder mittleren Größe (die haben drei Marktgrößen mit drei verschiedenen Sortimenten) jedes Jahr nur sehr wenige Gartenmöbel bekommen, wenn sie welche bekommen, und die wenigen, die sie bekommen, noch durch die reichhaltige Zahl verschiedener Modelle zu dividieren wäre, ich aber damit rechnete, nicht der Einzige zu sein, der glaubt, sein Leben auf absehbare Zeit als alter Sack auf dem Balkon zu fristen, dachte ich mir, gehst’e gleich hin. Zwei Stück hatten sie, danach war’s nur noch einer.

Passt farblich gut zu meinem Balkongeländer.

Was mir aber auffiel:

Klopapier, Küchenpapier, Gummihandschuhe, Seife am Stück – Njet. Nix mehr da.

Aber: Alles so mit anderen Waren aufgefüllt, dass es alles nach voll gefülltem Supermarkt aussieht. Wenn man da rumläuft, denkt man, ist doch prima, ist doch alles da. Nur dass eben da, wo sonst Klopapier und Küchenrollen stehen, jetzt einfach palettenweise Gemüsekonserven stehen und so tun, als hätten sie schon immer da gestanden. Nicht mal Gemüsekonserven kann man in diesen Zeiten noch etwas glauben.

Gestern abend vor dem Fernseher ging mir noch die Frage durch den Kopf, wie lange es wohl dauern werde, bis wir wieder den ersten Abend erleben, in dem das Corona-Virus in keiner der Nachrichtensendungen noch vorkommt.

Und heute geht mir die Frage durch den Kopf, wann wir wieder Temperaturen haben, bei denen man sich bequem, angenehm und leichtbekleidet in einem Liegesessel auf den Balkon setzen und vor sich hindösen kann.