Ansichten eines Informatikers

Bitter: Die Gender-Version vom Eisernen Gustav

Hadmut
16.3.2020 17:32

Oder: Wenn man merkt, dass der eigene Wert nur im Unterhaltungswert bestand.

Hübscher Tweet:

Wenn man nur Publikum hat, solange das Publikum zufrieden, satt, faul und gelangweilt ist.

Als ich den Tweet gesehen habe, ging mir so ein „Die Situation ist bekannt, das ist eine Standard-Situation” durch den Kopf. Woher kannte ich diese Situation?

1979 kam im Fersehen eine Serie über den „Eisernen Gustav” im Fernsehen, jenen Berliner Droschenkutscher, der damit hadert, dass die Pferdefuhrwerke von Automobilen verdrängt werden. Gustav Knuth in der Hautprolle.

Eigentlich ist er eine völlig unwichtige Randperson, pleite, am Ende. Dann aber gerät er in die Fänge der Presse, die ihn hochjubelt und zum Star macht, und auf einmal ist er bekannt, umjubelt, berühmt, wird überall empfangen, weil er das Angebot angenommen hatte, für viel Geld mit der Droschke nach Paris zu fahren. Und da kommt es zu einer traurigen Szene, die mir in Erinnerung geblieben ist:

Gustav kommt mit der Kutsche endlich in Paris an, freut sich auf einem triumphalen Empfang und Jubel – und keine Sau interessiert sich für ihn. Er ist völlig bedeutungslos geworden, weil die Presse sich dem größeren Ereignis zugewandt hat: Charles Lindbergh ist gerade gelandet, hat als Erster (alleine) den Atlantik überflogen. Während Gustav noch das Pferd gegen das Auto verteidigte, war der Siegeszug des Flugzeugs angebrochen.

Man sollte sich niemals einbilden, die Nummer Eins, das Wichtigste weit und breit zu sein, schon gar nicht, wenn man es über die Presse geworden ist. Die Presse ist eine Hure, und schon eine Stunde später findet sie etwas anderes, wichtigeres.